Karlshagen | Insel Ruden |
Ruden als Teil des Nationalen Naturerbes wieder erlebbar
Die neue Hafenanlage auf der Insel Ruden ist fertig und wurde eingeweiht: Die schwimmende Beton-Plattform, fest verankert an Stahldalben im Ostseeboden mit einer Zugangsbrücke an Land bietet Schiffen nach rund fünf Jahren wieder die Möglichkeit anzulegen. Zum Sommerbeginn heißt die Insel im Greifswalder Bodden wieder Gäste für geführte Tagestouren willkommen. „Wir freuen uns, dass dieser besondere Teil der DBU-Naturerbefläche Peenemünde nun wieder auf naturverträgliche Weise erlebbar wird“, erklärte Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Für private Bootsanleger und Inseltouren im Alleingang ist die Insel jedoch weiterhin nicht betretbar.
DBU Naturerbe finanziert als Flächeneigentümerin Bau der Hafenanlage
Der rund 24 Hektar große Ruden ist gänzlich dem Naturschutz gewidmet. Unter anderem damit Fahrgastschiffe die abgelegene Insel vor Usedom wieder ansteuern können, hat die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, den Bau eines neuen Schwimmponton-Anlegers mit knapp 325.000 Euro finanziert. Die alte Anlage war so marode, dass sie gesperrt werden musste. „Eine solche Investition in ein Bauprojekt ist für uns etwas Besonderes, denn es gehört nicht zu unserem Tagesgeschäft, und wir danken allen Beteiligten für ihre Unterstützung“, sagte Marius Keite, Prokurist im DBU Naturerbe. Bundesweit hat die Stiftungstochter 71 Flächen mit rund 70.000 Hektar als Teil des Nationalen Naturerbes vom Bund übernommen und kümmert sich um den Schutz der Lebensräume.
Auf dem Ruden finden seltene Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsort – im Dünenkiefernwald, in den Trockenrasen, Röhrichten und Salzwiesen. Eine große Bedeutung hat die Insel als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für tausende Wasservögel wie dem Gänsesäger. Im Süden der Insel rasten täglich hunderte Kormorane und Großmöven. Auch der Seeadler ist ein ständiger Gast auf dem Ruden.
Die Insel Ruden als Teil der DBU-Naturerbefläche Peenemünde ist mit rund 24 Hektar vergleichsweise klein. Naturinteressierte können die Insel im Rahmen einer Exkursion in rund 45 Minuten erwandern
Feierliche Eröffnung
Bevor das Band zum neuen Hafen durchschnitten und die Anlage eingeweiht, stand eine rund einstündige Schifffahrt von Peenemünde zum Ruden auf dem Programm. Durch den Umweg über den Fischereihafen Freest steuerte das Schiff der Fahrgastreederei Apollo die rund 24 Hektar große Insel so an, dass die Gäste den Ruden in Gänze in Augenschein nehmen konnten.
„Die Insel ist ein Kleinod, auf dem sich die Natur über die Jahrzehnte nicht hat unterkriegen lassen. Der Ruden hat einen interessanten und mächtigen historischen Hintergrund, dessen Schwere einen perfekten Ausgleich durch die Natur findet“, betonte Ringo Behn als Teil des Vereinsvorstands der Naturschutzgesellschaft Vorpommern.
Die teils militärisch geprägte Vergangenheit verarbeitete Burkhard von Puttkamer als Überraschungsgast in seinen Liedern, die er als ausgebildeter Bariton am Hafen zum Besten gab. Die neue Anlage wird jetzt nicht nur an fünf Tagen die Woche von Fahrgastschiffen angesteuert. Auch die Naturschutzgesellschaft Vorpommern kann wieder sicher anlegen, um den Ruden zu betreuen. Der Vereinsvorstand um Behn und Julia Melle hat ein Paar im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes als „Hüter des Rudens“ engagiert, die auf der Insel nach dem Rechten schauen, den Naturschutz, vor allem das Vogelmonitoring im Auge behalten und Naturinteressierte über die Insel führen: Chris Wingrove-Rogers und Kerstin Otto scheuen die Einsamkeit nicht. „Das Leben auf der Insel ist lehrreich und mit Entbehrungen verbunden. Man lernt, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen und, mit wie wenig man tatsächlich absolut glücklich sein kann. Mehr Ruhe als hier gibt es wohl selten“, betonte Melle.
Besucherlenkungskonzept für 45-minütige Exkursionen mit Behörden abgestimmt
Um die Schönheit der abgeschiedenen Natur hautnah zu erleben, ohne die Intaktheit der Landschaft zu gefährden, haben Experten im DBU Naturerbe gemeinsam mit der unteren Naturschutzbehörde und der Naturschutzgesellschaft Vorpommern ein Besucherlenkungskonzept erarbeitet. Was den jeweils zwei Kleingruppen an fünf Tagen die Woche wieder geboten werden kann – das zeigten die Vereinsvertreter während einer kurzen Führung über die Insel – vorbei an der Finnhütte, die ehemals von der Staatssicherheit der DDR genutzt wurde, an den Kasernengebäuden weiter zum Aussichtsturm. Nach rund 45 Minuten war die Festgesellschaft zum Mittagsimbiss wieder am Hafenanleger.
Hintergrund zum DBU Naturerbe
Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern. www.dbu.de
Ein Beitrag mit Foto von Klaus Jongebloed
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