Regensburg | Mittelalter und Moderne |
Domspatzen, Bratwürste, Schnupftabak, Weißwurstsenf, UNESCO-Welterbe
Lebendige Geschichte „Gell, da schaugst“: „Runterkommen die Kelten, aufa kommende Römer rüberkommene Bajuwaren“, das ist der Ursprung für die Bevölkerung in Regensburg. Heute kommen viele Europäer, Amerikaner, Kanadier und Japaner zu Besuch in die Stadt, vor allem bei einer Donauschifffahrt.
Der Duft von gebratenen Bratwürsten steigt in die Nase. Die Wurstkuchl direkt an der Brücke ist die älteste Bratwurststube der Welt. Sie war beim Bau der Brücke und des Doms Kantine für die Bauarbeiter in der Stadt. In der Küche gibt es immer noch wie damals den offenen Holzkohlengrill. Die Würstl und das Kraut sind hausgemacht, das ist Ehrensache und dazu wird der Wurstkuchl-Senf nach einem alten Rezept serviert. Das Rezept ist natürlich geheim. Neben den weltweit bekannten Regensburger Bratwürsten gibt es noch die Knacker, dicke Würste, die rotweiß abgebunden sind.
Wenn man in Regensburg übernachtet, dann am Besten mittendrin. Das Altstadthotel Arch liegt im alten Kern am Haidplatz, an dem Patrizierhäuser dicht an dicht stehen. Der Platz war früher einmal der Turnierplatz. Heute erinnert er eher an eine italienische Piazza mit seinen kleinen Lokalen und Cafés und so ist man gleich mittendrin im Geschehen.
Bei einem Rundgang durch die Altstadt hat man häufig die Domspitzen zur Orientierung im Blick. Nein, es gibt keine U-Bahn, sobald man in der Stadt ein Loch gräbt, stößt man auf Fundstücke aus der Römerzeit oder späteren Vergangenheit. Regensburg ist eine turmreiche Stadt mit etwa 40 gotischen Türmen, die sind bewohnt und geben der Stadt einen oberitalienischen Anstrich. Weit über tausend Gebäude und mehr als 300 Kirchen und Kapellen stehen unter Denkmalschutz, nicht umsonst gehört die hervorragend erhaltene Altstadt zum UNESCO-Welterbe. Weit gefehlt, die Stadt hat keinen musealen Charakter, sie ist mit ihren 30.000 Studenten sehr lebendig. Es gibt 730 Gaststätten und 50 Cafés, in denen das Leben pulsiert, da sieht man d’ Leut. Schicke Läden, Galerien für zeitgenössische Kunst laden zu einem Bummeln ein.
Das Rathaus ist ein Gebäudekomplex aus verschiedenen Epochen. Der alte Teil des Rathauses ist ein Patrizierhaus und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Das neue Rathaus wurde in der Zeit des Barocks gebaut. Besonders schön ist der gotische Erker am Reichssaalbau. An einer Ecke sind die Maße von Elle und Klafter in der Mauer verewigt.
Johannes Kepler, der Mathematiker, Astronom, Astrologe, Naturphilosoph, Optiker und evangelischer Theologe hatte in Regensburg in der Keplergasse zwei gelebt und ist in der Keplergasse sechs, im Kepler Gedächtnishaus, dem heutigen Museum, gestorben. Sein Wohnhaus ist das gut erhaltene aus Holz gebaute Haus von 1250, es ist eines der ältesten in Deutschland.
Johannes Kepler entdeckte die Gesetzmäßigkeiten nach denen sich Planeten um die Sonne bewegen, und nach ihm wurden die Keplerschen Gesetze benannt. Zuletzt diente er General Wallenstein als astrologischer Berater. In der Zeit der Hexenverfolgung musste Johannes Kepler seine Mutter Katharina vor dem Scheiterhaufen retten.
Der Neupfarrplatz – Platz der Erinnerung
Bis 1519 war der Platz Mittelpunkt des jüdischen Viertels gewesen. Zur Erinnerung der Synagoge, die niedergebrannt wurde, ist hier ein Platz der Begegnung entstanden. Auf den weißen Säulenstümpfen, die den Umriss der damaligen Synagoge markieren sitzt man, trifft sich oder ruht sich aus. Einen Blick auf den Ausgrabungsbereich unter der Erde werfen, kann man bei einer Stadtführung. Das ist eine Zeitreise in die Vergangenheit und spiegelt die zweitausendjährige Geschichte der Stadt wider. Da sind Reste eines römischen Legionärslagers und Kellerräume von 40 jüdischen Häusern sowie Fundamenten einer gotischen und einer romanischen Synagoge zu sehen.
Der Dom St. Peter
Der 105 Meter hohe Kirchturm des Doms überragt die Stadt majestätisch. Der Innenraum des 85 Meter langen und 32 Meter breiten Kirchenschiffs ist eher schlicht gehalten aber lichtdurchflutet. Die Glasfenster aus dem 13. Jahrhundert hinter dem Hochaltar, in denen sich das Sonnenlicht wie in einem Diamant bricht, verbreiten eine feierliche Atmosphäre. Zu den Kostbarkeiten in der gotischen Architektur gehören, die gotischen Baldachin-Altäre, der silberne Hauptaltar und das fünfzehn Meter hohe Sakraments-Häuschen. Der Verkündigungsengel aus dem Jahre 280 ist etwas Besonderes, denn er lächelt schelmisch. Ein Tipp: Am Sonntagvormittag singt der Knabenchor der Regensburger Domspatzen das Hochamt. Die Domspatzen wurden 975 mit einer eigenen Schule gegründet und haben heute Weltruf erlangt. Mit neun oder zehn Jahren treten die Jungen ein und bleiben bis zum Stimmbruch.
Eine Orgel – „James Bond Style“
37 Tonnen wiegt die neue Orgel aus dem Jahre 2009, die an vier Stahlseilen aufgehängt ist. Sie ist die weltgrößte, hängende Orgel. Der Aufzug ist oben in der Orgel untergebracht. Wenn der Organist zum Spielen möchte, öffnet sich oben in der Orgel eine Tür, der Aufzug fährt heraus und wird an Stahlseilen nach unten befördert, nimmt den Organisten auf und bringt diesen zum Orgeltisch. Wenn der Organist Höhenangst hat, dann gibt es neben dem Altar einen Spieltisch, der digital mit der Orgel verbunden ist. Besonders beeindruckend sind die Orgelkonzerte jeden Mittwoch im Sommer für fünf Euro. Das Publikum klatscht für das Konzert und wartet noch bis der Organist im Aufzug nach unten kommt.
An der Confiserie Prinzess am Rathausplatz kann man einfach nicht vorbeigehen. Ja, man wird fast wie von einem Magnet angezogen. Das Konfekt ist weltbekannt. Die Auswahl fällt schwer bei dem großen Angebot. „Freudentränen“-Pralinen sind Kunstwerk aus feinen Makaronenduchees mit einem Calvadostrüffel und Bitternugat in Kakao gerollt. Doch die Königin der Pralinen sind Champagner-Trüffel aus französischem Marc de Champagne, frischer Sahne und Zartbitter-Edelkuvertüre, die genussvoll im Mund schmelzen.
Brauerei Kneitinger
Natürlich hat Regensburg auch Brauereinen. Die kleine mittelständige Brauerei Kneitinger von 1530 ist seit 1854 als Stiftung verpflichtet am Ende des Jahres einen Teil seines Gewinns an ein Kinderheim und ein Seniorenheim abzugeben. Bier ist ein gesundes Nahrungsmittel aus Hopfen, Malz, Gerste und Wasser, es wird streng nach dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516 gebraut. 1454 gab es schon ein Reinheitsgebot, da manche Brauer Efeu oder Fliegenpilze wegen der erhöhten Rauschwirkung mitverarbeitet hatten, was nicht unbedingt gesundheitsförderlich war. Die Bierherstellung geht über das Sudhaus indem wird Malz und Gerste in Wasser eingeweicht, im nächsten Schritt wird die entstandene Maische im Läuterbottich erwärmt, der Geschmacksträger Hopfen wird verkocht als keimtötende Wirkung. Vom Hopfen werden nur die weiblichen Hopfen verarbeitet. Im Gärkeller lagert das Bier in großen Edelstahlfässern und reift. Bier muss unbedingt vier bis sechs Wochen lagern, um seinen Geschmack zu entfalten. Die Brauerei Kneitinger ist die kleinste in Regensburg. Ungefiltertes Bier ist gerade im Trend. Ein Kneitinger Bier zu trinken, ist ein Bier für einen guten Zweck trinken, denn ein Teil der Einnahmen kommen ja der Stiftung zu gute. Die Schwemme im Brauereigasthof Kneitinger ist mit Kopfsteinpflaster ausgelegt. Auf der Speisekarte stehen zwei „Nackerte“, das sind Regensburger mit Hausmachersenf oder
schwarzer und weißer Presssack sauer mit Zwiebeln und natürlich Schweinsbraten mit Knödel. Die Apfelradln mit Vanilleeis kann man kaum verweigern.
Thurn & Taxis das fürstliche Schloss
An dem fürstlichen Schloss, der Basilika St. Emmeram, dem Schlossmuseum und dem großen Park kann man nicht vorbeigehen. Gloria von Thurn und Taxis ist beliebt bei der Bevölkerung, sie wird die „Fürstin“ genannt, denn sie hat sich als clevere Geschäftsfrau bewiesen. Um die Erbschaftssteuer nach dem Tod ihres Mannes Fürst Johannes im Jahre 1990 bezahlen zu können, hat sie Kunstschätze aus dem Schloss an den Staat Bayern für das Bayerische Nationalmuseum verkauft. Das Bayerische Nationalmuseum eröffnete ein Zweigmuseum im Schloss Thurn und Taxis, so sind die Kunstwerke wieder im Schloss untergebracht. Das Prunkstück im Schloss ist der Ballsaal im Rokokostil. Im 15. Jahrhundert ritten die Taxis als Kuriere übers Land bis Franz von Taxis den Postbetrieb professionell aufzog. Hundert Jahre später erhielt Lamoral von Taxis den Posten des Generalpostmeisters. Die Post wurde bis Wien, Brüssel und in die Niederlande transportiert. Als die Familie adelige Wurzeln nachweisen konnte, erfolgte die Erhebung in den Adelsstand, und sie nahm den Namen Thurn und Taxis an. Das Schloss ist heute mit 500 Räumen das größte bewohnte Schloss Deutschlands. Heute noch werden täglich 300 Essen an Obdachlose verteilt. Außerdem finden ein Weihnachtsmarkt und Konzerte im Schlosshof statt.
Die Kelten waren die Ersten.
Mit den Kelten hat in Regensburg alles angefangen, sie nannten ihre Siedlung am Donaubogen Radasbona. Gegen 90 nach Christus sicherten 500 Legionäre das Donauufer und bauten eine lange befestige Donaugrenze zum Schutz ihres Reichs aus. Regensburg lag am Knotenpunkt von Handelswegen zu Land und Wasser.
Mit dem Bau der Steinernen Brücke hatten die Regensburger quasi den Joker, die Kontrolle über den Zugang zur Stadt in der Hand. Die 336 Meter lange Brücke, Baubeginn ab 1135 war so wichtig, sodass sie Brückentürme zur Sicherung hatte. Die steinerne Brücke ist ein Wunder, fast ein 8. Weltwunder, keine Naturkatastrophe konnte ihr etwas antun, sie steht fest im Wasser und der Verkehr rollte seit Jahrhunderten auf ihr hinweg. Seit Jahren wird die Brücke restauriert und es wird noch ein paar Jahre dauern. Im 12. Und 13. Jahrhundert war die wirtschaftliche Blütezeit der Stadt mit dem Handel bis nach Paris, Venedig und Kiew. 1245 wird Regensburg freie Reichsstadt bis 1803. 1806 wird das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ in Regensburg aufgelöst. 1946 wird Regensburg Großstadt und seit 2006 ist Regensburg im UNESCO Welterbe als die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt Deutschlands aufgenommen worden.
ReiseTravel Fact: Eine CD mit Regensburger Domspatzen, Händlmaier Hausmacher-Senf, die edlen Pralinen der Confiserie Café Prinzess und einen Schmalzler nach einem Regensburg Aufenthalt als Erinnerung einkaufen. Regensburg geht nicht nur durch den Magen, sondern hat viel Geschichte zu bieten.
ReiseTravel Service: Anreise: Von Süden, A 9 und A 93 von München nach Regensburg, von Norden und Westen A 3 von Würzburg über Nürnberg nach Regensburg, Mit dem Zug, www.bahn.de
Regensburg Tourismus, Altes Rathaus, D-93047 Regensburg, Tel.: 0941-507-4411, tourismus@regensburg.de - www.regensburg.de
Tourismusverband Ostbayern, Gewerbepark D 02/D 04, D-93059 Regensburg, Tel.: 0800- 1212111, www.ostbayern-tourismus.de - www.donaupanoramaweg.de
Arbeitsgemeinschaft Deutsche Donau, Neue Straße 45, D-89073 Ulm, Tel.: +49-731-1612814, info@deutsche-donau.de - www.deutsche-donau.de
Regensburger Domspatzen, www.domspatzen.de
Altstadthotel Arch, Haidplatz 2, D-93047 Regensburg, Tel.: 0941-5866-0, info@altstadthotelarch.de, www.altstadthotel-arch.de
Brauerei Kneitinger, Arnulfsplatz 3, D-93047 Regensburg, Tel.: 0941-5930211, www.knei.de
Brauerei-Gasthof Kneitinger, Arnulfplatz 3, D-93047 Regensburg, Tel.: 0941-941 52455, www.knei.de
Wurstkuchl, Historische Wurstküche, Thundorferstraße 3, D-93047 Regensburg, Tel.: 0941-46210, www.wurstkuchl.de
Confiserie Prinzess, Rathausplatz 2, D-93047 Regensburg, Tel.: 0941-595310, kontakt@cafe-prinzess.de - www.cafe-prinzess.de
Bernhard Schnupftabak ist die älteste Schnupftabakfabrik Deutschlands. Die beliebteste Sorte ist der Schmalzler. www.schmalzlerfranzl.de, document Schnupftabakfabrik, Gesandtenstraße 3, D-93047 Regensburg,
Seit hundert Jahren gibt es den süßen Hausmachersenf der Firma Händlmaier schon. Er ist ein Klassiker zu Leberkäs. Zu Weißwurst gehört der original bayerische Weißwurst-Senf, das steht außer Frage. www.haendlmaier.de
Schloss Thurn und Taxis, Emmeransplatz, Tel.: 0941-5048133, www.thurnundtaxis.de
Gartenschau im Schloss Thurn und Taxis: www.thurnundtaxisgartenschau.de
Regensburger Bürgerfest in der Altstadt: www.regensburg.de/kultur
Tage Alter Musik: www.tagealtermusik-regensburg.de
Art Affair, Galerie für moderne Kunst, sie ist kontrastreich in einem alten Gewölbe untergebracht, Karl-Friedrich Krause, Neue Waaggasse 2, D-93047 Regensburg, Tel.: 0941-5999591, krause@art-affair.net - www.art-affair.net
Eurobike Radreisen, Mühlstraße 20, A-5162 Obertrum, gratis Infohotline Deutschland 0800-5889718, Tel.: +43-6219-7444, eurobike@eurobike.at - www.eurobike.at
Reiseführer: Regensburg, Daniela Schetar, Dumont direkt, www.dumontreise.de, 9,99 Euro.
Ostbayern, Daniela Schetar, Dumont-Reise Taschenbuch, www.dumontreise.de
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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