Bern | Aktiv am Jungfraujoch |
Reise in das Berner Oberland im Herbst mit Genuss
Wie Puderzucker glitzert der frisch gefallene Schnee auf den Flächen rund um den Gäggersteg: Hier, in der unberührten Wildnis zwischen Schwarzenbühl und Ottenleue befand sich vor noch gar nicht langer Zeit dichter Wald, der aber im Dezember 1999 durch einen Sturm verwüstet wurde. Die 12 Hektar große Fläche am Gägger auf 1.560 Metern Höhe wurde daraufhin umgewandelt in den Naturpark Gantrisch, den „Gäggersteg“ hat man dann 2005 errichtet, damit Besucher hier das ganze Jahr über durch diese arten-und pflanzenreiche Landschaft wandern können, erklärt mir der Förster Fritz Brüllhardt, ein Naturbursche, wie er besser nicht in diese Gegend passen könnte.
Jetzt, im Herbst liegt schon Schnee und mit entsprechender Kleidung ausgerüstet, ist eine Querfeldein-Wanderung durch die kniehohe, weiße Pracht ein unverwechselbares Naturerlebnis. Ruhe und Entspannung und das bei strahlendem Sonnenschein im Angesicht der umliegenden, weiß glitzernden Berge, die sich wie eine glänzende Zahnreihe lachend an dem herrlichen Tag mitfreuen zu scheinen – was gibt es da Genussvolleres als eine Wanderung in diesem Gebiet? Auf dem Weg kehre ich ein in die einzige Hütte auf diesem Hochplateau und erfreue mich in der „Panorama-Beizli“, die ihren Namen ob der atemberaubenden Aussicht in das Tal zurecht trägt, am knisternden Kaminfeuer. Genau das Richtige nach einem Marsch durch die sonnige Kälte. Ein „Fondueplausch“ - so nennt man den Genuss eines traditionellen Käsefondues hier in der Gegend, bei dem die gut gewürzte und aufwärmende Speise zum Abschluss einer solchen Wanderung serviert wird, vollendet bei mir den bleibenden Eindruck dieser gastfreundlichen und ausdrucksstarken Umgebung im Gantrisch-Naturpark.
Bern – kleine Hauptstadt mit Flair im Zeichen des Bären
Ganz anders ist die Welt dort oben im Gantrisch-Park als doch in der Hauptstadt Bern, in der ich erst tags zuvor angekommen bin. Bequem mit einer kleinen, aber feinen und noch sehr jungen Airline direkt aus Deutschland in die Schweizer Hauptstadt angereist in nur einer Stunde, lasse ich mich sogleich von dem malerisch-romantischen Flair der Stadt an der Aare verzaubern. Fußläufig sind trotz der Größe von stattlichen 137.000 Einwohnern alle wichtigen Punkte des Zentrums erreichbar. Hier pulst das Leben tagsüber, ohne störend zu wirken. Die Laubengänge mit zahlreichen, kleinen, aber gehobenen Lädchen unterschiedlichster Couleur, die urig-kuriosen Kellerrestaurants- und Läden, die sich unter der Marktgasse befinden, aber auch der Zeitglockenturm, genannt Zytglogge, das Münster mit seiner lohnenden Aussichtsplattform, oder die zahlreichen Brunnen, die alle eine Geschichte abbilden, untermalen stilvoll das mittelalterliche Ambiente der UNESCO-Stadt. Denn Berns Innenstadt steht dank seiner einzigartig erhaltenen, architektonischen Struktur auf der Liste der weltweit schützenswerten Kulturgüter, erklärt mir Joel Reeves vom Tourismusamt Bern. Ja, die 1191 gegründete Zähringerstadt ist mit ihren charakteristischen Lauben in ihrer ursprünglichen Form sichtbar erhalten. Seit 1218 freie Reichsstadt trat Bern 1353 der Eidgenossenschaft bei und entwickelte sich bis ins 16. Jahrhundert zum größten Stadtstaat nördlich der Alpen. Doch erst 1983 wurde die Berner Altstadt in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Sichtbar sind auch die heute noch zahlreichen und aktiven Zünfte der Stadt, die aus den Patrizierhäusern im 19. Jahrhundert hervorgingen.
Bern - das klingt nicht nur wie Bär, es ist auch in seiner Bedeutung genau diesem Tier zugeordnet. Der Legende nach wurde Bern nach dem ersten Tier benannt, dass vom Stadtgründer Herzog Berchtold V. um das Jahr 1208 in den umliegenden Wäldern erlegt wurde. Da können die Berner ja froh sein, dass es kein Hase war, denke ich bei mir. Im Jahr 1513 brachten die aus einer Schlacht heimkehrenden Berner – damals führten man hierzulande noch Kriege – einen lebenden Bären mir und hielt ihn im Stadtgraben. Ja, wer das nicht glaubt, kann selbst nachschauen. Drei lebendige Bären werden noch heute im Bärenpark am Ufer der Aare gehalten – zur Freude der Besucher dieser Stadt, die das Wappentier allerorts antreffen. Sei es auf Schildern, in Statuen oder sogar tanzend auf einem Drahtseil oberhalb des Bärenparks. Während ich langsam über die Brücke vom Bärenpark zurück ins Zentrum schlendere über die kristallblaue Aare erfahre ich von meinem Reiseleiter erstaunt, dass genau von dieser doch recht hohen Brücke im Sommer junge Leute gerne in den Fluss springen, die Kleidung wasserdicht verpackt, und sich hinabtreiben lassen, um an anderer Stelle der Stadt wieder aus dem Wasser zu steigen. Ein neuer Volkssport, der für geübte Schwimmer und furchtlose Springer einen Spaß der besonderen Art bildet. Wer will, kann die Stadt auch mit einem ausleihbaren Tretroller erkunden – auch eine neue, sportliche Aktivität, mit der man sich die Hauptstadt zu eigen machen kann.
Ja, Bern ist bunt und auf den zweiten Blick ausgeflippt. Das sollte man bei soviel Tradition gar nicht meinen. Nicht nur einkaufen kann man hier, dass es das Herz jedes Shopping-hungrigen höher schlagen lässt. In einer der zahlreichen Confiserien der Stadt lasse ich mich heute von den süßen Genüssen Berns überzeugen, bevor ich mich der Qual der Wahl nach einem abendlichen Restaurant hingebe – denn auch davon hat Bern in hoher Qualität eine Menge zu bieten. Viel mehr Museen, Stadttouren und Erlebnisse könnte ich hier bei längerem Aufenthalt erfahren und besichtigen. Langweilig würde mir diese Stadt wohl nicht werden.
Zwischenstopp in Interlaken – Ausgangspunkt auf dem Weg nach oben
Doch mich zieht es in die Berge. Wozu ist man in der Schweiz? Das Berner Oberland hat viel zu bieten, besonders Natur. Mit dem Zug geht es an dem atemberaubenden, Thuner See vorbei. Hier eine Bootsfahrt zu unternehmen, ist sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für die Sinne, doch das ist heute eine andere Geschichte. Denn ich will mir die Welt von oben ansehen.
Noch ein kurzer Zwischenstopp im Ort Interlaken – benannt nach seiner zentralen Lage zwischen Thuner und Brienzer See und bis 1891 unter dem Namen Aarmühle bekannt, ist so ganz anders als die Hauptstadt. Der traditionsreiche Ort aus dem 12. Jahrhundert wurde schon früh im 19. Jahrhundert von Reisenden entdeckt – darunter auch Johann, Wolfgang von Goethe. Heute ist die reisende Klientel nicht mehr ganz so hochklassig – obschon monetär sehr weit oben angesiedelt. Scharen von asiatischen Reichen neuerer Generation und des arabischen Geldadels bevölkern das Straßenbild der Shopping-Metropole zwischen den Seen Wem St. Moritz zu teuer ist, der kommt hierher, um doch noch an einem Flair einer selbst geschaffenen Hochklassigkeit teilnehmen zu können. Weder Ruhe und Entspannung, noch Romantik und wohlige Wärme lassen sich hier empfinden.
Hinauf zum Jungfraujoch – 3.571 Meter oder das Dach Europas
Genau das Richtige, um schnell zum eigentlichen Ziel der Gegend, zum Jungfraujoch, aufzubrechen. Mit der Bahn und mehreren Umstiegen geht’s voran. Wie gut, dass auf Betreiben des großindustriellen Adolf Guyer-Zeller 1912 diese Bahn in Betrieb ging und damit das Jungfraujoch verkehrstechnisch erschlossen wurde. Über Lauterbrunnen hinauf zur Kleinen Scheidegg, umsteigen und mit der traditionellen Jungfrau-Joch-Bahn ächzend hinauf auf 3.454 Meter. Atemberaubend ist bei dem oft schönen Wetter der Blick in die Täler. Atemberaubend ist aber auch der Höhenanstieg. Denn die Luft wird hier oben knapp. Bei Kreislaufproblemen sollte man sich vorbereiten auf diese Veränderung. Den Lohn der einstündigen Auffahrt erhalte ich als Reisender direkt bei der Ankunft. Einen einzigartigeren Blick über die Bergwelt des Berner Oberlandes erhalte ich wohl nicht. Da pfeift der Wind über den sonnigen Gletscher, bizarre Eis- und Schneestrukturen eröffnen sich mir, ich erklimme die Stufen bis zum höchsten Punkt der Bergstation auf 3.571 Metern. Wenn schon, denn schon, denke ich mir. „The Top of Europe“ begrüßt mich ein Schild, ich bin oben angekommen. Der Blick auf das tripple Jungfrau, Mönch und Eiger ist ein wahrlich genussvolles Naturspektakel, das ich mir noch mit einer echten Jungfrau-Joch-Praline, dem „Eigerspitzli“ aus Europas höchstgelegener Schokoladen-Confiserie, versüße. Da lohnt sich die Mühe, auch den Trubel ausgelöst von meist asiatischen Reisegruppen, nehme ich hier gerne in Kauf um diesen eindrucksvollen Ausblick zu genießen. Und wenn ich schon mal hier oben bin, lasse ich mir auch den kuriosen Eispalast unter dem Jungfraujoch nicht entgehen. Denn wo kann ich noch mal durch eine Welt völlig aus Eis wandeln?
James Bond 007 – Auf dem Schilthorn wird der Film lebendig
Kaum zu überbieten ist der Eindruck des Jungfraujochs und der Ausblick auf die Berge von hier. Ein wenig nehme ich davon noch mit, als ich im autofreien Dorf Mürren – einem Ort, in dem die Zeit seit den 70er Jahren stillzustehen scheint - nächtige mit Blick auf die imposante Eigernordwand. Den Ort erreicht man vom Ort Lauterbrunnen aus mit der Seilbahn und dann mit dem Schienenbus.
Noch einmal zieht es mich hinauf in die Berge. Vom Schilthorn, dem höchsten Gipfel der Berner Voralpen mit 2970 Metern genieße ich nicht nur einen einzigartigen Blick hinab auf den Thuner See und erfreue mich erneut an der Dreiergruppe Jungfrau-Mönch und Eiger. Das Schildhorn, gelegen zwischen dem Lauterbrunn- und dem Kiental, das ich über eine Luftseilbahn in mehreren, spektakulären Fahr-Etappen erreiche, bietet mir noch ganz andere Überraschungen. Bereits in der Gondel kündigt mir die Musik aus dem James-Bond-Thriller „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ aus dem Jahr 1969 an, was mich erwartet. Die James-Bond-World auf dem Schilthorn ist eine Attraktion, die seit Juni 2013 den Besuchern des Gipfels eine eindrucksvolle Ausstellung liefert über den Film und seine Entstehung. Denn genau hier jagt George Lazenby in der Rolle des James Bond den Gangster Blofeld im legendären und noch heute besuchbaren Dreh-Restaurant „Piz Gloria“. Anschaulich wird mir mit Film-Requisiten, wie einem Helikopterteil oder einem Schneebob, in die ich mich selbst hineinsetzen und aktiv werden kann, der Bond-Film lebendig näher gebracht. Das eigens eingerichtete Morphing-Studio in der Ausstellung lässt mich dann bildlich in die Rolle einzelner Darsteller rutschen und gibt mir ein heiteres und einzigartiges Erinnerungsstück dieser kuriosen Bond World auf dem Gipfel des Schilthorn mit auf dem Weg. Und wen soviel Film-Erlebnis hungrig macht, der kann im Piz Gloria-Restaurant auch einen original „gebrandeten“ 007-Burger genießen.
Nach so vielen Eindrücken im Berner Oberland lasse ich meiner Reise an den Trümmelbachfällen unterhalb des Schilthorns ausklingen. Nicht weniger kurios, weil im Berginneren gelegen, bilden diese Gletscher-Wasserfälle im Lauterbrunntal einen gelungenen Abschluss einer spannend-genussvollen Tour durch das Berner Oberland.
Kompass - Nützliches & Tipps - Anreise
Mit dem Flugzeug: Nach Bern und ins Berner Oberland kommt man auf vielen Wegen. Entspannt und schnell kann man seit 3 Jahren mit der kleinen Airline „Skywork Airlines“ von Köln, Hamburg und Berlin 2x täglich nach Bern fliegen und von dort den Airline-eigenen Shuttle in die Hauptstadt nehmen. Der Shuttle-Bus bietet mit 10 CHF pro fahrt eine sehr schnelle und günstige Alternative zum teuren Taxi für rund 55 CHF oder zur langsamen Bahnfahrt, die 1,5 Stunden dauert. http://www.flyskywork.com/
Swiss-Pass: Für alle Fahrten mit der Schweizer Bahn und den Postbussen zu den Sehenswürdigkeiten des Berner Oberlandes lohnt sich der Kauf eines Swiss-Passes für mindestens 4 Tage. Inbegriffen sind neben den Panoramastrecken auch Straßenbahnen, Busse in 41 Städten, 50% Rabatt auf den meisten Bergbahnen und Gratiseintritt in fast alle Museen. Der Swiss-Flexi-Pass kostet 272 CHF für 4 Tage und für 2 Personen mit 15 Prozent Rabatt 435 CHF. http://www.swiss-pass.ch/
Jungfraubahnen-Pass: Um zum Jungfraujoch zu gelangen, benötigt man einen Jungfraubahnen-Pass, der für 58 CHF erhältlich ist. Der Jungfraubahnen Pass bietet während sechs Tagen freie Fahrt auf allen Bahnen im Geltungsbereich der Jungfrau Region. Das ideale Ticket, um während einer ganzen Woche die vielen Ausflugsziele in der Jungfrau Region zu besuchen – vom Brienzersee bis hinauf zum ewigen Eis beim Eigergletscher. Tipp: Vom 4. September bis 20. Oktober ist die Fahrt ab der Station Eigergletscher zum Jungfraujoch gratis. www.jungfrau.ch/
Währung: In der Schweiz gilt der Schweizer Franken mit einem Umrechnungskurs 1:123 CHF gegenüber dem Euro.
Unterkunft: In Bern ist eine der ersten Adressen das sehr zentral gegenüber dem Bahnhof gelegene Hotel Schweizerhof, das eine Symbiose aus Tradition und modernem Design bildet. Ungezwungener Luxus und ausgesucht bemerkenswerte Gastfreundlichkeit untermauern einen angenehmen Aufenthalt für den Gast. http://www.schweizerhof-bern.ch/
In Interlaken wohnt man gut und stilvoll mitten im Zentrum im Grandhotel Victoria Jungfrau, in dem für den Gast kaum Wünsche offenbleiben. http://www.victoria-jungfrau.ch/
Im Ort Mürren, von dem aus man das Schilthorn am besten erreicht, wohnt man sehr gut im Hotel Edelweiss, das nicht nur eine stilvoll-heimelige Einrichtung mit Alpen-Ambiente bietet, sondern auch einen imposanten Blick auf die Eigernordwand. www.edelweiss-muerren.ch/
Sehenswürdigkeiten: Das Jungfraujoch ist eine der größten Attraktionen des Berner Oberlands. Informationen rund um die Erreichbarkeit: http://www.jungfraujoch.ch/
Der Naturpark Gantrisch ist einen Besuch zu jeder Jahreszeit wert und bildet ein unvergleichliches Naturabenteuer. www.gantrisch.ch
Unbedingt besuchen sollte man auf einer Wanderung die Hütte „Panorama Beizli“ um sich von Uschi und Roland Mäder mit echt schweizerischer Hütten-Atmosphäre begeistern zu lassen: www.panoramabeizli.ch - www.schilthorn.ch - www.truemmelbachfaelle.ch
Kulinarisches in Bern und Interlaken: In Bern ist die kleine, aber feine Weinbar „Klösterli Weincafé“ in der Nähe des Bärenparks ein echter Tipp für traditionelle Speisen mit modernem Flair sowie ausgesucht guten Weinen aus der Schweiz. www.kloesterlibern.ch
Leckermäuler sollten auf einem Bummel durch die Stadt die Confiserie Tschirren nicht auslassen und sich von den süßen Versuchungen des Schoko-Ladens verzaubern lassen. Tipp: Die angebotenen Torten werden täglich um 18 Uhr „entsorgt“, um am nächsten Tag frisch zubereitet zu werden. Wer also „just in time“ anwesend ist, kann eine leckere Torte zum Ramschpreis ergattern. www.swiss-chocolate.ch
Die Jungfraujoch-Confiserie ist Europas höchstgelegene Manufaktur dieser Art und kann auch besucht werden: http://www.nuupassion.com/shop/..de/Schweizer_Schokolade.html
In Interlaken begeistert das Restaurant und die Küche des „Hotel Interlaken“ mit leckeren und sehr stylish angerichteten Speisen den Gast. www.hotelinterlaken.ch
Tourismusämter: Bern: www.bern.com. Hier hilft Herr Joel Reeves den Gästen gerne und freundlich weiter.
Interlaken: www.interlaken.ch. Bettina Bhend ist eine kompetente Ansprechpartnerin rund um die Stadt.
Jungfraujoch: www.jungfrau.ch, Sarka Risch steht hier für Fragen der Gäste gerne zur Verfügung.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Philip Duckwitz, www.journeylist.de
Unser Autor ist als Redakteur in Köln tätig.
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