Gabrovo | Architekturno etnografski kompleks Etar |
Reiseregion Balkangebirge, Bulgarien bemüht sich um Touristen aus ganz Europa
Balkan: Da lacht Bauer Ilja, der mit seiner Familie hier im Dorf Sabotkovski 10 Kilometer von der bulgarischen Stadt Gabrovo entfernt wohnt und seinen Besuchern zeigt, wie es in Bulgarien auf dem Land ist. Da werde ich als Reisender erst einmal standesgemäß begrüßt mit Brot und Salz, darf zuschauen, wie dieses Brot im steinernen Ofen gebacken wird und erlebe einen Tag auf dem Land. Von Joghurt- und Käse-Produktion, Gemüse-Ernte und Kühe oder Schafe melken erfahre ich alles, was ich für das Landleben brauche.
Und dann wird es folkloristisch – wer will nicht einmal in einer originalen, bulgarischen Tracht stecken? Hier lässt sich anprobieren, was die Kleiderkammer von Bauer Ilja und seine Familie hergibt. Hübsch hergerichtet hat die Bauernfamilie ihr Anwesen, damit Besucher sehen können, wie das traditionelle, bulgarische Dorfleben abläuft. Eine alte Schule ist umfunktioniert zu einem Gästehaus mit drei Zimmern und einem Speisesaal mit Küche. Das Bauernhaus ist im traditionellen Stil hergerichtet worden und enthält ein kleines Museum, in dem das Landleben der Vergangenheit zu sehen ist.
Schwer ist die bulgarische Küche, die mir als Besucher vorgesetzt wird. Alles beginnt immer mit einem Rajka, dem klassischen, bulgarischen Schnaps. Es folgt ein Chopska-Salat, bestehend aus Tomaten, Frischkäse, grünem Salat und Peperoni. Auberginen gehören zu jedem Gericht und eine Platte aus Schweine- und Hähnchenfleisch. Zum Abschluss eine Joghurt-Speise mit Obst aus dem Garten. Begleitet wird das Essen von einem schweren Rotwein der Region.
Rundum zufrieden und mit intensiven Eindrücken verlasse ich das Dorf, in dem ich viel über das bulgarische Landleben erleben durfte.
Mehr über die bulgarische Lebensweise und vor allem die Handwerkskunst erfahre ich im „Architekturno-etnografski kompleks „Etar“, einem Freilichtmuseum in Gabrovo, 180 Kilometer von der Hauptstadt entfernt und mitten im Balkangebirge liegend. Hier sind auf einer Straße mit traditionellen, bulgarischen Gebäuden zahlreiche Handwerksbetriebe angesiedelt, um den Reisenden zu zeigen, was die Region zu bieten hat. Da werden verzierte Holzschälchen produziert, ein Schmied schlägt Messer in glühendem Eisen, Back- und Konditorwaren oder auch Töpfereien sind zu besichtigen, eine Hutmacherin näht aus Fellen traditionelle Hüte und nebenan malt ein Künstler Ikonen nach traditionellem Vorbild. Anschaulich und lebendig zeigt dieses Museum die Tradition der Handwerkskunst in Bulgariens Bergen.
Eindrucksvoll erlebe ich im Museum für Rosenwasser in Kazanlak, wie der Grundstoff für Parfüms, Speisen und Kosmetika, der aus den hier im Frühjahr blühenden und im Juni verarbeiteten Rosen produziert wird. Kazanlak steht für Rosen und die Rosenzüchtungen werden seit über einhundert Jahren erforscht und verfeinert, erklärt mir Gärtner Marin, den ich auf den Rosenfeldern hinter dem Museum antreffe. Aus 3000 Kilogramm Rosenblüten ergibt sich dann ein Liter Rosenöl mit einem Wert von etwa 5000 Euro. Als Nebenprodukt bleibt das Rosenwasser, das ebenfalls verkauft wird.
Kazanlak hat aber weit mehr zu bieten. Die Hügelgräber der Thraker sind eine einzigartige Attraktion, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Viele von Ihnen kann man besichtigen. Ein aus Vorraum, Durchgang und rundem Hauptraum bestehendes Hauptgrab mit eindrucksvollen Malereien, die das Leben des verstorbenen – meist adeligen – Thrakers zeigen und aus dem 3. Jh. v. Chr. stammen. Die Farben schwarz, rot gelb und weiß kommen dabei in fast jedem Grab vor. Die Grabstätte wurde durch Zufall 1944 in der nordöstlichen Region von Kazanlak entdeckt und stellt ein bemerkenswertes Denkmal der thrakischen Kunst aus der frühhellenistischen Epoche dar.
Einen Nachbau eines solchen Grabs und ein Eindruck vom Leben der Thraker erhalte ich auch in Alexandrovo, nahe der Stadt Hashkovo, wo das Museum der Gruft von Alexandrovo steht.
So wie in Etar, Kazanlak, Hashkovo oder bei der Bauernfamilie ist es leider auch 25 Jahre nach Bulgariens Wende nicht überall. Man erkennt Bemühungen, sich dem internationalen Tourismus zu öffnen, doch nicht selten stößt man auf alte Strukturen, die scheinbar auch nicht geändert werden wollen. Zahlreiche Hotels, Museen oder kulturelle Einrichtungen bieten oft nur Informationen auf bulgarisch, sind auch im Internet nur in der Landessprache vertreten, zeigen wenig Servicebereitschaft und erwecken den Eindruck, als brauche man keine Gäste aus dem Ausland. Fremdsprachenkenntnisse sind Mangelware. Unverständlich kommt dem westlichen Besucher dieses Verhalten vor, dass völlig konträr zu dem ausgezeichneten Tourismus an der Küste Bulgariens am Schwarzen Meer steht. Hier versteht man dem Reisenden jede Art von Annehmlichkeit zu bieten.
Im Balkangebirge steckt der moderne Tourismus noch sehr in den Kinderschuhen. Die Denkweise der Tourismusunternehmen erklärt mir mein bulgarischer Reiseleiter so: Warum soll ein Hotel, ein Restaurant oder ein Museum eine Speisekarte oder ein Informationsblatt etwa in englisch vorbereiten, wenn nur wenige Besucher aus dem Ausland hierher kommen? Genau hier scheint der Haken zu liegen. Weil es so ist, kommt keiner.
Einzelne Betriebe und Einrichtungen haben die Zeichen der Zeit aber erkannt und setzen endlich auf den Auslandstourismus. Denn Bulgariens Berge haben viel zu bieten und ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
ReiseTravel Service - Kurz notiert - Wie kommt man hin?
Mit dem Flugzeug gelangt man von zahlreichen, deutschen Flughäfen in die Hauptstadt Sofia. Von dort mit dem Bus in die Region des Balkangebirges.
Reiseanbieter wie zum Beispiel „Thomas Cook“ bieten zudem gezielt organisierte Touren durch das Balkangebirge an. Wer ein lokales Reiseunternehmen sucht, mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen, ist bei „Astral Holidays“ in Sofia richtig. Ansprechpartner ist hier Alexander Alexiev. www.astralholidays.bg
Unterkünfte:
Man sollte bei der Auswahl der Unterkünfte über eine Buchungs-Maschine gehen, sofern man sich nicht einer organisierten Tour anschließt. Booking.com oder HRS bieten hier gute Möglichkeiten. Der Vorteil liegt darin, dass Hotels, die sich diesen Buchungs-Maschinen anschließen, westliche Orientierung zeigen und meist auch Englisch- oder Deutschkenntnisse vorzuweisen haben. Wer sozialistischen Charme, gepaart mit mangelhafter Speisen- und Servicequalität sucht, wird im Hotel Kalina Palace in Tryavna fündig.
Restauranttipp:
In Hashkovo findet man das attraktive Gartenrestaurant „Alafrangite“, dass eindrucksvoll und schmackhaft die bulgarische Küche der Region wiedergibt. http://www.alafrangite.com/
Sehenswürdigkeiten und Attraktion:
Bozhentski Chiflik im Dorf Sabotkovski: www.bozhenski-chiflik.com (Seite auf bulgarisch, muss mit google übersetzt werden)
Freilichtmuseum ETAR, http://www.etar.org/index-de.htm
Rosenwasser-Museum Kazanlak: http://bulgariatravel.org/de/object/131/muzej_na_rozata
Die Grabstätte von Kazanlak - http://bulgariatravel.org/de/object/14/kazanlyshka_grobnica
Die thrakische Gruft in Alexandrovo nahe der Stadt Hashkovo
Auskünfte über Reiseregionen in Bulgarien erteilt das bulgarische Tourismusamt: http://bulgariatravel.org/
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Philip Duckwitz, www.journeylist.de
Unser Autor ist als Redakteur in Köln tätig. Diese Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung des für Tourismus zuständigen Ministeriums für Wirtschaft und Energie in Bulgarien.
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