Valencia | Genussvolle Stadteroberung: Valencia und das Nationalgericht Paella |
Mittelalterliche und futuristische Architektur prallen aufeinander und verleihen Valencia eine besondere Spannung. Tapas und Paellas sorgen für eine köstliche Abrundung
Ein guter Start: Gerade in Valencia angekommen und schon wird die valencianische Küche probiert. Das Restaurant Vaqueta Gastro Mercat bietet regionale Gerichte an. Zuerst werden Kroketten mit Serrano-Schinken serviert, sie sind ein Klassiker unter den Tapas. Es gibt eine Paella Meloso oder Arroz Meloso, das ist eine andere Variante der Paella. Der Reis wird mit Hühnerbrühe und Kaninchen und Artischocken gekocht, statt in der Pfanne gebraten, so ist der Reis cremig und sämig. Neben dem großartigen Essen kommt auch die Kunst nicht zu kurz: Beim anschließenden Streifzug durch die Straßen kann man hin und wieder gute Graffitis entdecken. Die Blüten der Jacaranda Bäume schmücken die Stadt mit ihrer intensiven Blaulila-Färbung. Nach dem Prado in Madrid ist das Museum für Schöne Künste – Museo de Bellas Artes in Valencia – das zweitgrößte Museum für Kunst in Spanien. Im historischen Gebäude, das von 1683 bis 1744 errichtet wurde, findet man Werke vom spanischen Maler des Impressionismus, Joaquin Sorolla, der 1863 in Valencia geboren wurde. Er ist der berühmteste Maler der Stadt, er wird auch der Maler des Lichts genannt – kaum einer seiner zeitgenössischen Künstler konnte Licht so rein und akzentuiert malen. Das Abendessen findet ganz edel und stilvoll auf einer überdachten Terrasse mit Sonnenuntergang im Restaurant ATIC Alameda statt. Der spanische Außenminister ist auch unter den Gästen. Nach einer Vorspeise mit Tintenfisch folgt Rinderlende, dazu werden Weiß- und Rotweine aus der Provinz gereicht.
Den Tag könnte man im Hotel Silken Puerta Valencia schon mit einer Paella beginnen, denn sie steht bereits auf dem Frühstücksbüffet. Der Stadtrundgang in Valencia beginnt in der Alten Markthalle, der „Mercado de Colon“. Sie ist ein Hauptwerk des Valencianischen Jugendstiles, ein Freund von Gaudí hat sie entworfen. Heute finden hier keine Märkte mehr statt, dafür trifft man sich dort in kleinen Cafés, Bars und schicken Imbisslokalen. Eine Fledermaus schmückt das Dach. Ein Schütze wollte im Jahre 1283 Jakob I. von Aragon mit Pfeil und Bogen erschießen, doch eine Fledermaus flog durch die Pfeilrichtung und rettete ihm so das Leben. Um die Halle herum findet man das Kaufhaus El Corte Inglés und Geschäfte edler Modemarken.
Der nächste Punkt ist der Palast Marqués de Dos Aguas mit seiner prunkvollen Alabasterverzierung im Eingangsbereich. Dieser Rokokopalast beherbergt heute das Keramikmuseum der Stadt. Es gibt auch einige Werke von Pablo Picasso in der Ausstellung.
Der Bahnhof “Estación del Norte” von 1917, ist auch ein Prachtbau des Valencianischen Jugendstils, man muss ihn unbedingt gesehen haben. Orangen sind in der Keramikverzierung an der Fassade angebracht und auch die Halle ist reich mit Keramikkacheln geschmückt. Die Orangen haben Valencia nach der Seide Valencia den Wohlstand gebracht und sie stehen heute noch an erster Stelle des Exports.
Die gute Stube der Stadt ist der Rathausplatz, der mit Palmen und rotem Marmor geschmückt ist. Hier reiht sich ein Jugendstilbau an den anderen. Das Rathaus erhielt 1934 eine monumentale Fassade mit fünf Türmen, um Valencia ein modernes Großstadtflair zu verleihen. Im Rathaus erreicht man über die große Marmortreppe den Sitzungssaal und den Balkon. Hier kann man die Arme heben und so tun, als ob man ein weltbekannter Politiker ist, aber keiner schaut vom Rathausplatz hoch.
Das absolute Highlight in Valencia ist die Zentrale Markthalle, die mit Säulen und Kacheln im Jugendstil geschmückt ist. Sie ist Europas größter Markt für frische Lebensmittel. Der Duft von Schinken und frisch gepresstem Orangensaft steigt einem verführerisch in die Nase. Auf mehr als 8.000 Quadratmeter Verkaufsfläche werden Köstlichkeiten der spanischen Küche angeboten. Quirliges Treiben von Händlern und Einkäufern beherrscht den Gourmet-Tempel. Die Central Bar in der Markthalle wird vom Chefkoch Ricarda Camarena geführt. Hier erliegt man mit Freuden den Tapas, Snacks und belegten Baguettes. Die Markthalle ist Lebensfreude pur.
Gleich gegenüber der Markthalle ist die „Lonja de la Seda“, die Börse des Seidenhandels aus dem 15. Jahrhundert, sie gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Den Südeingang schmücken kleine ungezogene Fabelwesen. Ein nacktes Hinterteil einer Figur zeigt ausgerechnet zur gegenüberliegenden Barockkirche. An der Dachrinne ist ein Engel als Wasserspeier zu sehen, er pinkelt, wenn es regnet. Die große Halle mit ihren 16 schlanken Säulen, die an Palmen erinnern, zeigen wie mächtig und reich Valencia in der Goldenen Zeit des Seidenhandels einst war.
Nach so viel Eindrücken ist eine Pause angebracht. Im Café Daniel wird die Horchata oder in valencianisch Orxata, die Erdmandelmilch, probiert. Es gibt dazu ein längliches sehr süße Gebäck, das in die Mandelmilch eingetaucht wird. Die Mandelmilch ist aus der Chufa Wurzel, sie wird eiskalt getrunken und schmeckt nach Mandeln, sie ist energetisch erfrischend. Ein großes Foto im Café zeigt, dass auch Salvador Dalí das Café besucht hat. Und was ist für den Valenciano wichtig? Sich mit Freunden zu einer natürlich selbstgemachten Paella am Wochenende zu treffen. Oder ein „caña", ein kleines Bier, in einem der vielen Straßencafés zu trinken. Morgens gibt es einen schnellen Café in einer Bar und einen Blick in die Zeitung. Die Cafés und Bars spielen eine große Rolle im Leben eines Valencianos. Kein Wunder also, dass es so viele gibt. In Valencia ist die Welt noch in Ordnung: Ein Café Solo – ein Espresso – kostet einen oder 1,50 Euro.
Die Kathedrale, “Catedral del Santo Cáliz“ – Das Wahrzeichen der Stadt ist der schlanke achteckige Glockenturm „Miguelete“, der frei ohne Verbindung zur Kathedrale steht. Wer die Kathedrale betritt, ist erstaunt über die Schlichtheit des Kirchenschiffs und das milchige Licht, das durch die Alabasterfenster fällt. Leonardo da Vinci hat den Auftrag für den Bau der Kathedrale erhalten, er hatte aber zwei seiner Schüler geschickt. Das Besondere der Kirche befindet sich in einer Seitenkapelle, es ist der Heilige Gral, der Kelch des Heiligen Abendmahls mit Jesus, der hinter doppeltem Panzerglas gesichert ist. Das Alter der Achatschale soll wissenschaftlich bewiesen sein. Wer sich noch sportlich betätigen will, der kann 207 Stufen im Turm Miguelete aufsteigen und hat von der Spitze des Glockenturms die beste Aussicht auf Valencia. Die kleine Tapas Bar La Lola liegt gleich gegenüber der Kathedrale. Hier genießt man die verschiedenen Tapas mit den regionalen Weinen und kann dabei gut die vorbeiflanierenden Leute beobachten.
Schon von weitem ist die futuristische Architektur zu sehen. Mit der spektakulären Architektur der „Ciudad de las Artes y las Ciencias“, die Stadt der Künste und Wissenschaft, hat der Architekt Santiago Calatrava die Zukunft in die Stadt gebracht. Er wurde 1951 in Valencia geboren und gehört zu den Top-Ten Architekten der Welt. Die Flutwelle von 1957 hat Teile der Stadt zerstört, daraufhin wurde der Fluss umgeleitet. Im trockengelegten Turia-Flussbett gibt es jetzt Parkanlagen zum Relaxen und um Sport zu treiben. Ein Fahrradverleih von ValenciaBikes ist gleich in der Nähe, so kann man alles bequem erkunden.
Als erstes fällt die Brücke mit ihrem fast 125 Meter hohen Pfeiler auf, an dem die dicken Tragseile befestigt sind. Spektakulär ist das Opernhaus, das an einen Helm oder ein Schiff erinnert und dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass alle Gebäude mit Wasser umgeben sind, in dem sie sich widerspiegeln. Das Hemisférico ist ein IMAX-Kino in einem halbrunden Glasbau. Bei Veranstaltungen wird die zweite Hälfte wie ein Auge geöffnet und wird deshalb auch „Das Auge der Weisheit“ genannt. Doch das Highlight ist das Oceanográfico: Im 70 Meter langen Glastunnel, der durch Salzwasser führt und durch eine Pipeline mit frischem Meerwasser versorgt wird, fühlt man sich wie ein Schwimmer zwischen den über 7.000 Meerestieren. Im Caixa Forum mit der blauen Kuppel wird gerade eine etwas ungewöhnliche Ausstellung über Tattoos gezeigt.
Eine Katamaran-Exkursion mit Musik und Sekt zum Sonnenuntergang im Hafen von Valencia ist die totale Entspannung nach den Valenciaerkundungen. Zum Casa Montana für Tapas im Stadtviertel El Cabanyan im Fischerviertel ist es nicht weit. Die Bodega ist von 1836 und stilvoll mit dunklen Weinfässern dekoriert. Die Weinauswahl ist beeindruckend. Alejandro Garcia, der Besitzer, erklärt die Weinbegleitung zum Tapas-Menü. Es gibt Kroketten, Rinderschinken, Muscheln, Paprika mit einer Bechamelsauce und Tunfisch. Piementos de Padron und zum Abschluss kommt Rinderlende mit Knoblauch. Am Abend zeigt sich Valencia von seiner lebensfrohen Seite. Ab neun Uhr abends öffnen die Restaurants, aber gegessen wird meistens erst ab zehn Uhr. Gegen Mitternacht herrscht dann reges Treiben in den Bars und Straßencafés, Party-People und Nachtschwärmer sind dann unterwegs.
Die Costa de Valencia liegt quasi vor der Haustüre der Stadt, so kann man sich jeden Tag entscheiden: Stadt oder Strand. Mit der Straßenbahn geht es direkt ans Meer. An der Strandpromenade reihen sich unzählige kleine Restaurants und Cafés aneinander. Holzstege führen über den breiten Strand zu den Liegestühlen und Sonnenschirmen. Hier kann man herrlich schwimmen oder einfach nur relaxen. In und um Valencia hat man einfach alles.
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www.spain.info - www.visitvalencia.com - www.communidadvalencia.com - www.turisme.dival.es/en/ - www.palaualameda.com - www.mercadocolon.es - www.hoteles-silken.com - www.emilianobodega.com - www.lalolarestaurante.com - www.costablanca.org - www.valenciabikes.com - www.horchateria-daniel.es
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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