Madeira

Urlaub im Frühling auf Madeira: Meine Erlebisse und Erfahrungen

Mein Start in die Ferien: Abflug vom Flughafen Berlin-Tegel um 6.30 Uhr über Lissabon nach Funchal, wo ich gegen 12.30 Uhr lande. Ich muss nun meine Uhr um eine Stunde zurückstellen und bin froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der Flughafen „Christiano Ronaldo“ von Funchal gehört zu den zehn gefährlichsten Flugplätzen der Welt, weil er unmittelbar an einem Steilhang liegt und zudem Fallwinde auftreten können. Eine Landung auf der Blumeninsel erfordert die höchste Aufmerksamkeit. Deshalb dürfen hier nur sehr erfahrene Piloten nach einer speziellen Einweisung landen.

Mein über das Internet bestellter Taxifahrer wartet schon mit seinem gelben Mercedes auf mich und bringt mich zu meinem Hotel. Dort finde ich zur Begrüßung einen kleinen runden Honigkuchen (Bole de Mel) und eine Flasche portugiesischen Rotwein (Versatil). Es ist wechselnd bewölkt bei etwa 18 Grad Celsius. Abgeflogen bin ich in Berlin bei minus 15 Grad.

Am Tag darauf besuche ich den Cabo Girao, ein circa 12 km von Funchal entfernter Aussichtspunkt auf einer Glasplattform in 580 m Höhe. Dicke Wolken sind aufgezogen und es weht ein stürmischer Wind. Also zurück nach Funchal. Vor dem Casino in der Nähe des Hafens steht eine Bronzestatue von Sissi, der österreichischen Kaiserin, die auf Madeira einige Zeit verbracht hat.

Im Hafen hat inzwischen das Kreuzfahrtschiff Aida Sol angelegt, das ich mit Interesse betrachte. Vom Hafen fährt auch die Fähre zu der Nachbarinsel Porto Santo ab. Anschließend gehe ich zu Blandy‘s, wo eine 45minütige Führung durch die Weinkeller des bekannten Madeirawein-Produzenten stattfindet. Die größten Fässer haben ein Fassungsvermögen von 9.000 Liter. Anschließend findet eine Verkostung statt, bei der ein fünf Jahre alter Verdelho und ein acht Jahre alter Malvasia (auch Malmsey genannt) gereicht werden.

Der ältere Wein ist etwas lieblicher. Rund 5,3 Millionen Flaschen Madeirawein, dessen Alkoholgehalt je nach Sorte zwischen 17 und 22 Vol. enthält, werden jährlich auf der Insel abgefüllt und werden mehrheitlich in alle Welt exportiert. Entstanden ist der Madeirawein durch einen Zufall: Im 15. Jahrhundert nahmen portugiesische Seefahrer Portwein auf ihren Seereisen mit um dem gefürchteten Skorbut vorzubeugen, weil ihm ein hoher Vitamin- und Mineraliengehalt nachgesagt wurde. Am Ende der Reise, die oft durch die Tropen führte, stellte man fest, dass der Wein an Geschmack gewonnen hatte und milder wurde, weshalb man dann gezielt viele Fässer Wein auf Seereise schickte. Das tut man natürlich längst nicht mehr, sondern der Wein wird drei bis fünf Monate lang bei 45 bis 75 Grad Celsius Wärme gelagert. Die vier wichtigsten Weine sind nach Rebsorten benannt: Sercial (trocken), Verdelho (halbtrocken), Bual (halb süß) und Malmsey (süß). Sercial und Verdelho werden als Aperitif getrunken, Bual und Malmsey als Dessertwein.

Es ist Samstag und ich gehe anschließend zu dem berühmten Blumenmarkt (Mercado dos Lavradores) in Funchal und bewundere die Vielfalt der angebotenen Blumen (Proteas, Strelitzien, Orchideen und andere). Auf dem daneben befindlichen Fischmarkt wird überwiegend das kulinarische Wahrzeichen Madeiras, der Schwarze Degenfisch (Espada = Degen), sowie Thunfisch angeboten.

Auf dem Fischmarkt von Funchal gab es den Schwarzen Degenfisch schon viele Jahre bis der britische Kaplan Richard Lowe 1839 die Wissenschaft auf ihn aufmerksam machte. Der Fisch lebt in 200 bis 1.700 m Tiefe im Nordatlantik zwischen den Bermudas, Neufundland, Labrador, Island, den Orkneyinseln und Madeira und wird etwas über 1,50 m lang. Kupferfarben kommt er aus dem Meer. Seine schwarze Farbe bekommt er erst nach dem Fang durch die Luftdruckveränderung. Gefangen wird der Fisch mittels Spezialangeln mit einer Länge von 1.500 m. Leider ist seine Schwermetallbelastung recht hoch, insbesondere mit Cadmium und Blei, weshalb empfohlen wird, seinen Verzehr einzuschränken.

Anschließend nehme ich den Bus Hop on–Hop off. Das Ticket kostet 17 Euro. Der erste Stopp ist am Aussichtspunkt Pico dos Barcelos, von dem aus man das lang gestreckte Funchal sieht.  Der nächste Stopp ist in Camara de Lobos, einem kleinen Fischerort mit etwa 10.000 Einwohnern, das malerisch am Wasser liegt. Der Ort wurde durch den britischen Premierminister Winston Churchill berühmt, der ihn auf einem seiner Gemälde verewigt hat. Eine Gedenktafel erinnert daran. Der Name des Ortes bedeutet „Höhle der Mönchrobben“, von denen hier jedoch sehr selten welche gesehen werden.

Oberhalb der Stadt erstreckt sich das Estreito de Camra de Lobos, das wichtigste Anbaugebiet für den Madeirawein. Im Westen des Ortes ist die Cabo Girao, die zweithöchste Steilklippe der Welt mit einer Höhe von 580 m zu sehen.

Zurück in Funchal besuche ich das Museu de Freitas, eine Villa in maurischem Stil aus dem 17. Jahrhundert, in der wertvolle alte Möbel, alte Azulejos (Kacheln) sowie religiöse und chinesische Kunstwerke zu sehen sind. Der frühere Besitzer der Villa sammelte außerdem gezeichnete und gemalte Ansichten seiner Heimat Madeira, was interessante Einblicke vermittelt.

Am Rathausplatz (Praca de Municipio) komme ich an dem Rathaus von Funchal vorbei, das durchaus sehenswert ist.  Der große rechteckige Platz vor dem Rathaus ist mit einem Muster aus schwarzen und weißen Steinchen ausgelegt. Der Kontrast zwischen hell und dunkel ist charakteristisch für das Stadtbild von Funchal und spiegelt sich auch in der Fassade des Rathauses wider. Die anschließend besichtigte Jesuitenkirche (Igraja do Colégioie) gehört heute zur Universität von Madeira. In der Kirche befinden sich an beiden Seiten reich verzierte Kapellen mit Fenstern und Balkonen, unter anderem die Kapelle der elftausend Jungfrauen mit dem sehenswerten Altar. Das große Kirchenschiff ist typisch für Jesuitentempel. Besonders wertvoll ist der Hochaltar wegen seiner Holzschnitzarbeiten. Die Wände der Kirche sind teilweise mit Kacheln ausgekleidet, die in Lissabon hergestellt wurden.

Am Tag darauf, es ist ein Sonntag, fahre ich mit einem Linienbus zum Botanischen Garten. Das Ticket kostet 1,95 Euro. Auch mit der Seilbahn kommt man dorthin. Der Garten liegt etwa 3 km nördlich von Funchal auf der Strecke der Seilbahn zum 600 bis 800 m hohen Monte. Es ist eine Parkanlage mit vielen exotischen Pflanzen und entstand 1960 auf dem früheren Grundstück der Familie Reid. Das über 35.000 qm große abschüssige Gelände erstreckt sich vom oberen Herrenhaus bis zu einer Voliere. Etwa 2.000 exotische Pflanzen befinden sich auf dem Areal: Orchideen, Magnolien, Kakteen, Strelitzien (auch Papageiblume genannt) und Palmen. Im ehemaligen Herrenhaus ist seit 1982 das Natural History Museum untergebracht, in dem vor allem Tierpräparate zu sehen sind.

Der Botanische Garten ist in fünf Hauptbereiche aufgeteilt. Einheimische Pflanzen aus Madeira; ein Baumgarten mit Baumarten aus der ganzen Welt, die zum Teil im Himalaja heimisch sind; Sukkulenten, die große Mengen an Wasser speichern können und meist in Südamerika zu Hause sind, aromatische und medizinische Anbaupflanzen sowie Mango, Papaya, Kaffeesträucher oder Zuckerrohr.

Im Loiro Vogelpark heben sich die schrillen Rufe der Papageien von den anderen Vogelstimmen ab. Hier sind die exotischsten und seltensten Vögel aus der ganzen Welt zu finden.

Den Blick über die Bucht von Funchal, den Hafen und die Autobahn, die unter der Seilbahn hindurchführt, sollte man sich nicht entgehen lassen. In den grünen Lavabergen sprießt eine üppige Vegetation, kleine Wasserfälle sind zu sehen.

Auf dem Weg zur Seilbahn komme ich an dem wunderschönen Orchideenpark vorbei, wo Blüten in den unterschiedlichsten Formen und Farben zusehen sind.

Mit der Seilbahn geht es dann hoch nach Monte, einem Vorort von Funchal. Von hier fahren täglich, außer sonntags, die Korbschlitten herunter.

Seit 1991 gibt es in Monte den Jardin Tropical Monte Palace. Auf 70.000 qm Fläche ließ der Multimillionär José Berardo einen tropischen Garten anlegen, in dem asiatische Kunstobjekte und portugiesische Kachelbilder zu sehen sind; sie zeigen die Geschichte des portugiesischen Imperiums und stammen teilweise aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Viele chinesische und japanische Elemente sind im Jardin zu finden, denen Berardo zwei eigene Gärten innerhalb des Parks gewidmet hat. Beeindruckend ist der Blick vom Jardim Tropical Monte Palace auf die Bucht von Funchal. Ein kleines Café lädt zum Verweilen ein. Mit dem Linienbus fahre ich nach Funchal zurück.

Der nächste Tag ist der Besichtigung der Kirche Nossa Senhora in Monte gewidmet, eine Wallfahrtskirche, die 1741 erbaut wurde. Ein Erdbeben zerstörte sie 1748, sodass sie erst 1818 eingeweiht werden konnte. Im linken Seitenschiff ist das Grab von Karl I., des letzten Kaisers von Österreich. Er kam nach seiner Verbannung mit seiner Frau Zita im November 1921 nach Funchal, wo er bis zu seinem Tod im April 1922 lebte.

Ein Highlight war nun die zwei Kilometer lange Korbschlittenfahrt von Monte.

Der Schlitten wird von zwei weiß gekleideten Carreiros, die spezielle Lederstiefel mit Gummisohlen tragen, gelenkt. Sie stehen mit einem Bein auf den Kufen und lenken mit dem anderen Bein den Schlitten. Am Ziel kann man soeben gefertigte Fotos für 10 Euro als Beweis für die Fahrt erwerben. Mit Trinkgeld hat mich die Fahrt 17 Euro gekostet. Anschließend fahre ich mit dem Linienbus zum Palheiro Gardens, der auch Blandy‘s Garden genannt wird. Er liegt im Osten von Madeira und ist für die Vielfalt und Schönheit seiner Pflanzen berühmt. Viele tropische Gewächse sind hier zu finden: Hibiskus, Bougainvilleas, Jacaranda-Bäume, afrikanische Tulpenbäume, Korallenbäume, Mandarinenbäume, Kamelien und verschiedene Protea-Arten. Hier begann der Graf von Carvalhal 1801 mit der Bepflanzung. Dazu importierte er exotische Bäume und Pflanzen aus der ganzen Welt. 1885 erwarb die englische Weinhändlerfamilie Blandy das Anwesen. Die Villa auf dem Gelände wird noch immer von der Familie bewohnt und ist daher nicht zu besichtigen.

Am nächsten Tag fahre ich mit dem Sammeltaxi für 8 Personen nach Ribeiro Frio, um eine staatliche Forellenzucht zu besichtigen. Von hier startet übrigens auch eine der beliebten Levada-Wandertouren. Levadas sind künstliche Kanäle, die vom wasserreichen Norden mit sehr geringem Gefälle in den Süden der Insel zu den landwirtschaftlichen Anbaugebieten führen. Sie durchqueren Täler und Berge und führen über Brücken und durch Tunnel. Die ersten Levadas wurden im 15. Jahrhundert angelegt. Die Modernste ist die 106 km lange Levada dos Tornos von 1966, die 9.900 Hektar bewässert. Drei Elektrizitätswerke werden mittels Levadas betrieben, ehe das Wasser zu den Feldern gelangt.  Das gesamte Netz ist rund 2.000 km lang.

Anschließend geht die Fahrt mit dem Sammeltaxi nach Santana an die Nordküste der Insel. Der Ort ist berühmt für seine traditionellen mit Stroh bedeckten und rot angestrichenen Bauernhäuschen, die unter Denkmalschutz stehen. Früher wohnten die Bauern in diesen einfach eingerichteten Häusern; heutzutage stehen sie leer und werden nur als Touristenattraktion instandgehalten. Die Strohdächer müssen alle 4 bis 5 Jahre erneuert werden.

Dann geht es in Sao Vicente in ein Fischrestaurant, wo eine Spezialität Madeiras, der Schwarze Degenfisch, serviert wird. Es ist ein Tiefseefisch, der nachts von den Fischern mit Angeln aus 1.000 m Tiefe heraufgeholt wird. Seine Art ist einmalig in Europa. Er schmeckt nicht nach Fisch und hat ein weißes, fettfreies Fleisch.

Sao Vicente ist auch bekannt für seine Grotten, die anschließend mit einem Führer besichtigt werden. Dauer: Eine Stunde. Sie sind vulkanischen Ursprungs und wurden erst 1996 für Besichtigungen geöffnet. Anschließend kann im Centro do Vulcanismo an audiovisuellen Vorführungen teilgenommen werden. Danach geht es zurück nach Funchal. Die Tour mit dem Sammeltaxi kostete insgesamt 120 Euro.

Am letzten Tag auf Madeira fahre ich mit dem Linienbus in das 25 Minuten entfernte Camacha, das für sein alljährliches Apfelfest berühmt ist. Der kleine Ort ist das Zentrum von Madeiras Korbwarenindustrie und wird auch „Dorf der Körbemacher“ genannt. Nicht nur Körbe werden aus Weidenruten hergestellt, sondern über tausend verschiedene Artikel bis hin zu filigranen Möbelstücken.

Ins Hotel zurückgekehrt, fahre ich mit dem Taxi zum Flughafen Madeira, der 2017 den Namen Cristiano Ronaldo erhielt.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press

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