Podgoritza | Montenegro Reisebericht |
Land der Kontraste, Einsamkeit und pulsierendes Leben
Reisebericht: Es ist diese Einsamkeit, die einen gefangen nimmt. Diese oft menschenleere Stille, die uns über weite Strecken im Landesinneren zum ersten Zielort Žabljak begleitet. Und danach das pulsierende Leben an der Küste. Montenegro ist ein Land der Kontraste, so dicht gefüllt, dass man von den eigenen Sinnen überwältigt wird.
Serpentinen in der montenegrinischen Wildnis
Atemberaubende Ausblicke: Canyons mit Felswänden bis zu einer Höhe von 1.300 Metern, die Flüsse Tara und Morača sind da tief in den Karst eingebettet. Wir fahren off Road auf winkeligen Pisten, kaum Absicherungen und wenig Verkehrszeichen, ebenso abenteuerliches Schaukeln quer durch Almwiesen. Über steile Rampen hinauf auf die Hochflächen, die sich weit ausbreiten. Die Natur hat Montenegro alle Facetten verliehen, die in kurzen Abständen von mediterraner Flora entlang der Adria und einem 2000 Jahre alten Olivenbaum bis zur unnahbaren Felsschroffheit reichen. So vielfältig, dass man meint, ein Stück Europa en miniature zu sehen.
Am Skutarisee
Ein Muss der Nationalpark Durmitor mit dem höchsten Gipfel auf 2.523 Metern und ebenso der Seerosen-bekränzte, schilfreiche Skutarisee, den sich die Montenegriner mit den Albanern teilen. Das Boot gleitet fast lautlos durch das stille Gewässer, Kormorane, Bekassine und Eisvögel beäugen uns. Nicht weit entfernt ein 13 Kilometer langer, traumhafter Adria-Sandstrand bei Ulcinj, den die Einheimischen liebevoll „Copacapana“ nennen. Der Fluss Bojana gleich daneben, wasserreich in einem wasserarmen Land, so grün, dass er in der Schweiz fließen könnte, Albanien einen Steinwurf entfernt.
Wir genießen die Zeit, im Land der schwarzen Berge ein kostbares Gut, entspannen grenzenlos. Ehe die Busfahrt auf schwindelerregenden Serpentinen hinunter in die Weltkulturerbe-Stadt Kotor das Adrenalin in die Adern schießen lässt.
Montenegro ist ein preisgünstiger Geheimtipp, auch familienfreundlich, der Tourismus kommt voran. Im ganzen Land mit seinen 650.000 Einwohnern gibt es zwar nur zwei Sessellifte, obwohl 48 Gipfel über 2.000 Meter gezählt werden. Das verspricht aber auch intakte Natur. Es kann da schon mal vorkommen, dass auf der Hauptverbindungsstraße von Süd nach Nord Richtung Serbien plötzlich hinter einer Kuppe zwei Kühe mit einem Hirten zur Vollbremsung zwingen. Oben auf 1.000 Meter Höhe wird Ziegenkäse aufgetischt, Feigenschnaps kredenzt, vom Biobauern Dragan Damjanović aus Mojkovac. Er baut Quitten, Schlehen, Brombeeren an, köstliche Pflaumen und Tomaten. Letztere tiefrot, fleischig, mit einem Geschmack, der uns in Deutschland verloren gegangen ist. Stolz zeigt Dragan auf die 25 Hektar große Anbaufläche, „da ist nichts gespritzt“. Bienen summen, Nektar liegt in der Luft. Während die Gusle, eine einseitige Gitarre, osmanisch klingende Weisen verströmt. So schwermütig wie das Herz der Montenegriner. Wieder hinunter ans Meer, vorbei an der ehemaligen Residenzstadt Cetinje, wo in einer Seitengasse türkischer Kaffee für 60 Cent serviert wird, - eine Atmosphäre wie aus der Zeit gefallen. Der Alte mir gegenüber hat den zweiten Met am Vormittag gekippt, „für mich Medizin“, sagt er. Und erzählt von früher, als Montenegro noch zu Jugoslawien gehörte.
Mal glatt wie ein See, mal stürmisch: Die Adria bei Petravac
Danach erneut in die faszinierende südlichste Stadt Ulcinji: Glaubensprobleme hier?. Nein, so die Einwohner. Moschee, orthodoxe Kirche und christliches Gotteshaus liegen nicht weit auseinander, gelebter Glauben auf engem Raum. Noch ein Stück Baklava gefällig?, ein Kuchen mit Nuss und getrockneten Trauben im Restaurant „Tajana“ in der wundervollen Altstadt von Bar. Gebacken hat ihn die Frau des Besitzers, er schmeckt köstlich. Und wir haben gleichzeitig das bunte Treiben des Wochenmarktes im Blick, wo die Bauern der Umgebung ihre Erzeugnisse anbieten. 180 Kilometer und neun Stunden sind es von hier mit der Fähre nach Bari, Apulien lässt grüßen.
Den Euro gibt es schon länger, eine EU-Mitgliedschaft wird angestrebt. Mit ihr wäre die Staatengemeinschaft um ein Juwel reicher. Wir hatten das große Glück, einen Montenegriner als Begleiter und Insider zu haben: Ljubo Dabovic. Der in Nürnberg lebende Präsident der Fränkisch-Montenegrinischen Gesellschaft (FRAMOG), hat beste Kontakte in sein Geburtsland. Und er bringt es auf den Punkt: „Gott hat bei der Verteilung der Erde Montenegro für sich aufgehoben“.
ReiseTravel Service
Anreise: Am schnellsten und kostengünstig mit Montenegro-Airlines von Frankfurt nach Podgorica, der Hauptstadt. Weiter mit Bus oder Mietauto quer durchs Land. Wegen der vielen Kurven muss man ein Durchschnittstempo von etwa 30 bis 40 km/h einplanen.
Ausflugsziele: Lohnend die Canyons Tara, der zweitlängste weltweit, und Moraća. Das pittoreske Seebad Petrovac mit dem spektakulären Felsenrestaurant Ponta und Blick auf das Kirchlein Sveta Nedelja auf der vorgelagerten Insel. Die Altstadt von Budva, wo Vergangenheit einen Namen hat.
Service: Nähere Informationen bei NTO Montenegro oder Ljubo Dabovic (Telefon 0911/329096, www.framog.de - ljubo.dabovic@t-online.de
Buchtipp: Montenegro „Zwischen Adria und Schwarzen Bergen“, Trescher- Verlag Berlin, Preis 14,95 Euro.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Horst Wunner.
Unser Autor arbeitet als Journalist und lebt in Altenplos in Bayern.
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"Wunderbarer Bericht, der mir Lust macht, Montenegro wieder einmal zu besuchen. Viele Grüße. Ihr Paul Schremser"
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