Brügge | Venedig des Nordens - Brügge |
Die „Madonna von Brügge“ von Michelangelo, die Ampulle mit dem Blut Christi in der Heilig-Blut Basilika, eines der ältesten Rathäuser in Belien, dass alles gehört zu Brügge
Schokolade und Bier: Die schmalen Gassen in Brügge sind so breit, dass ein Pferd durchgehen kann. Durch die breiten Straßen konnte gerade eine Kutsche durchfahren. Schön sind die für Flandern so typischen Treppengiebel.
In den Gassen riecht es oft nach Schokolade oder Waffeln. Es ist schwer, diesem Duft zu widerstehen. Brügge hat mehr als 60 Schokoladengeschäfte. Die Belgier behaupten, dass die die Praline in Brüssel erfunden wurde. Jean Neuhaus aus der Schweiz, ließ sich 1857 in Brüssel nieder und eröffnete eine Apotheke, in der er Schokoladentafeln herstellte und verkaufte. Er behauptete das dunkle Schokolade gut ist für die Gesundheit und Stimmung. 20 bis 30 Gramm sollte man am Tag essen. Sein Sohn Frédéric, war ein ausgebildeter Konditor und wandelte die Apotheke 1895 in die „Confiserie et Chocolaterie Neuhaus-Perrin“ um. Nach Frédérics Tod übernahm 1912 Jean, der Enkel des Gründers, das Geschäft. Er erfand die Praline, so wir sie heute kennen. Belgien ist auch für seine Biere bekannt.
In Belgien gibt es über 1000 verschiedene Biersorten. In Brügge sollte man unbedingt „De Halve Maan“ – Der halbe Mond – trinken, das ist ein Bier, dass schon seit Jahrhunderten in Brügge gebraut wird.
Reichtum durch Tuchweberei
Im Spätmittelalter gehörte Brügge mit seiner Textilindustrie, und dem Handel über den Seearm zur Nordsee, zu den reichsten Städten in Europa. Gehandelt wurde Wolle aus England für die Tuchproduktion, Gewürze, Brokat, Eisenerz, Kupfer, Pelze, Hölzer, Lammfelle, Wein, Getreide und Gobelins. Am Alter Börsenplatz befanden sich Handelsniederlassungen sowie das 1246 erbaute Haus der Kaufmannsfamilie „Van der Beurze“, der ersten Börse der Welt. Die Brügger Bürger schreckten nicht davor zurück, Maximilian, der ab 1486 auch römisch-deutscher König war, für vier Monate 1488 zu inhaftieren, weil er neue Steuern einführen wollte. Als Ende des 15. Jahrhunderts der Zwin, der Seearm zur Nordsee versandete wurde Brügge für Jahrhunderte eine arme Stadt. Die Männer waren arbeitslos und die Frauen hatten angefangen zu Klöppeln. Belgien ist noch heute für seine Spitzen bekannt. Nach 1830 wurde Flandern und damit Brügge ein Teil des neuen Königreichs Belgien. Erst der Tourismus im 19. Jahrhundert brachte die Wende. Engländer kamen um die Schlachtfelder von Waterloo zu sehen auf denen Wellington Napoleon geschlagen hatte. Mit dem neuen Seehafen Zeebrügge konnte Brügge wieder am Seehandel teilnehmen.
Die Brügger Madonna
In Brügge sieht man an den mittelalterlichen Gebäuden wie unermesslich reich die Stadt damals durch den Handel wurde. Reiche und fromme Brügger Kaufleute haben die „Brügger Madonna“ ein Frühwerk von Michelangelo gekauft, die heute in der Liebfrauenkirche steht. Die Kirche mit ihrem 122 Meter hohen Turms wurde aus Backsteinen gebaut. Naturstein gab es in Belgien nicht, der musste teuer eingekauft werden. Backsteine werden aus Ton gebrannt und sie sind auch heute noch ein beliebtes Baumaterial.
Blut Christi Reliquie
In der Heilig-Blut-Basilika, dem ältesten Gebäude der Stadt, wird das Blut Christi in einer Ampulle aufbewahrt. Die Reliquie wird seit 1291 immer zu Christi Himmelfahrt während der Heilig-Blut-Prozession durch die Stadt getragen. Der aus Brügge stammende Graf und Kreuzritter Dietrich von Elsass soll die Reliquie für tapfere Taten während des Zweiten Kreuzzuges in Jerusalem erhalten haben. An die Heilig-Blut-Basilika schließt unmittelbar das Rathaus an. Es ist ein eleganter Bau mit filigranen gotischen Ornamenten, der zwischen 1370 und 1420 entstanden ist. Das Rathaus ist eines der ältesten und schönsten in Belgien. Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen.
Belfried und Beginenhof
Der achteckige und Brügger Belfried aus dem 13. Jahrhundert am Marktplatz ist 83 Meter hoch und diente zur Brandwache. Kein Neubau darf heute noch höher gebaut werden als der Belfried. Nach der Stadtführung gab es noch Zeit zur freien Verfügung, die zum Schokoladeneinkauf genutzt wird. Der Treffpunkt zurück zum Bus war wieder der Belfried, von hier ging es zu Fuß zurück zum Bus. Einen Stopp gab es noch. Mit seinen weißen Giebelhäuschen und verträumten Gärten war der Beginenhof 1245 Zufluchtsort für unverheiratete Frauen und Witwen, die damals in der Gesellschaft keinen guten Stand hatten. Die Regeln der Beginen waren nicht so streng wie die in den Klöstern. Die Beginen verzichteten auf das Gelöbnis und konnten jederzeit den Hof verlassen und in ein weltliches Leben zurückkehren. Heute wird der Beginenhof von Schwestern des Benediktinerinnenordens und alleinstehenden Frauen aus Brügge bewohnt.
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Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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