Verona | Verona sehen und schwärmen |
Impressionen aus der norditalienischen Region Venetien
Sie wird von den Italienkennern gern als das kleine Rom bezeichnet –Verona mit ihrer mittelalterlichen Altstadt, die zu beiden Seiten des Flusses Etsch erbaut wurde. Denn die Stadt hat noch jede Menge Relikte vom römischen Imperium zu präsentieren. Und dazu gesellt sich eine Vielfalt an Kunst und Kultur.
Blick von der Burg San Pietro auf Verona und die Etsch
Grandhotel der Kunst
Wer nahe der Altstadt ein Hotelquartier bezieht, kann schon hier wie im Hotel Indigo, dem Grandhotel der Kunst, in der Lobby, den Hotelgängen, im Hotelgarten und im Frühstücksraum Malerei und Skulpturen bestaunen. Das Hotel ähnelt ein wenig einem Kunstmuseum, mit Gemälden wie von dem bekannten Landschafts-Maler aus dem 19. Jahrhundert Guglielmo Ciardi oder mit Skulpturen, wie vom italienischen Bildhauer Arnaldo Pomodoro. Und Giuseppe Verdi mit einer historischen etwas ramponierten Aida-Schallplatte darf natürlich auch nicht fehlen – als kleiner Vorgeschmack auf das diesjährige Opern-Festival, das mit der Premiere von Aida am 16. Juni eröffnet wird. Die beste Werbung des 2020 neu renovierten Hotel mit seinen 62 Zimmern und Suiten ist für die Gäste, dass sie in nur wenigen Minuten zu Fuß das grandiose Zentrum der Stadt erreichen. Hier befindet sich die berühmte Piazza Bra, wo sich für den Betrachter Zweitausend Jahre Vergangenheit offenbaren.
Opern-Festival im römischen Amphitheater
Da ist zuallererst das römische Amphitheater. Im Vergleich mit dem Kolosseum in Rom ist die Arena in Verona kleiner, dafür aber besser erhalten, wie die Reiseführerin und gebürtige Veronesin Monica Viviani betont. Die Arena ist traditionell der Schauplatz für die berühmten Opern-Festspiele, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum begehen. Zwischen dem 16. Juni und dem 9. September stehen neben Aida auch Carmen, der Barbier von Sevilla, Rigoletto, La Traviata, Nabucco, Tosca und Madame Butterfly auf dem Programm. Die Veranstalter legen Wert darauf, im Wochen-Rhythmus täglich neue Aufführungen anzubieten. Nicht nur die Erwartungen der Opernfreunde wachsen, sondern es steigen in dieser Zeitspanne fulminant die Hotelpreise. Der Besucher ohne Interesse an Oper sollte dieses jährliche Phänomen berücksichtigen.
Fresken an den Haus-Fassaden
Neben der Besichtigung dieser monumentalen Arena aus der Römerzeit lohnt es sich auf der Piazza Bra auch, die Häuser rundum genauer zu betrachten. Sie sind zumeist aus dem Mittelalter, aber auch aus der Renaissance und der Barockzeit mit wunderschönen Fassaden. Hier wurden bei Restaurierungen in der Stadt bis zu 400 (!) noch teilweise gut erhaltene Fresken aus dem 15. Jahrhundert freigelegt. Die Piazza Bra hat in ihrer ausladenden ovalen Form auch noch Platz für viel Grün in einem kleinen Park mit Springbrunnen. Hier steht das Denkmal von König Viktor Emanuel II., eine Art deutscher Bismarck, denn er stand an der Spitze der Einigungsbewegung und führte Italien im Jahr 1861 in einen Nationalstaat.
Eine Stadtmauer wird Weltkulturerbe
Verona verströmt einen eigentümlichen Zauber, der viel mit der Einbettung in die Geschichte zu tun hat. So wurde die zehn Kilometer lange Stadtmauer der Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Sie wurde als römische Stadtmauer im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet und im Laufe der Geschichte immer wieder umgebaut. Zu den imposanten historischen Zeugen gehören die beiden Stadttore Porta Borsari und Porta Leoni. In Verona ist für den Touristen alles bequem zu Fuß zu erreichen. Die Altstadt mit vielen engen Gassen, geschmückten Fassaden, Erkern und Balkonen sowie kleinen Geschäften und Cafés ist unkompliziert im Spaziergang zu erkunden. Übrigens kann man hier ab und an die Fahrtalente der Einwohner bewundern, wenn sie ihre Autos mit stoischer Ruhe durch den Strom der Fußgänger jonglieren.
Der älteste und schönste Platz Veronas ist die Piazza delle Erbe. Sie war schon zu Römerzeiten das „forum romanum“, das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentrum Veronas, und ist es auch heute noch. Auf dem Platz stehen ein Markt-Brunnen mit einer Madonnen-Skulptur und eine gotische Marktsäule. Umgeben ist der Marktplatz von Palästen, Türmen und Häusern verschiedenster Epochen. Heraus ragt – im wahrsten Sinne des Wortes – der Torre dei Lamberti, der im 12. Jahrhundert von der Lamberti-Familie erbaut wurde. Der 84 Meter hohe Uhrturm überragt die Stadt. Von seiner bequem per Lift erreichbaren Aussichtsplattform hat man einen weiten Blick über die Altstadt.
Das berühmteste Liebespaar hält Hof
Doch die Scharen von Touristen kommen nicht allein wegen der Vielzahl von Kunstschätzen und historischen Denkmälern nach Verona, nicht nur wegen romanischen Kirchen, malerischen Brücken oder den mittelalterlichen Plätzen wie der Piazza delle Erbe. Nur 150 Meter von dieser Piazza entfernt, suchen sie nach der Adresse Via Capello 23. Da befindet sich ein städtisches Wohnhaus aus dem 14. Jahrhundert mit einem winzigen auf den Innenhof gehenden Balkon, der zum Schauplatz von William Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ wurde, und heute die Touristenmassen anlockt, die Casa di Giulietta. Es ist die Geschichte der beiden jungen Liebenden, die aus zwei verfeindeten Familien stammen und deshalb heimlich heiraten. Als Julia – wie damals üblich –einen von ihrer Familie ausgewählten anderen Mann heiraten soll, nimmt sie einen Schlaftrunk und wird als vermeintlich Tote in das Familiengrab gebettet. Romeo, in Unkenntnis des fingierten Todes seiner geliebten Julia, vergiftet sich daraufhin aus Verzweiflung. Die aus ihrem Schlaf erwachte Julia erfährt vom Tod Romeos und stößt sich einen Dolch ins Herz. Mit Shakespeares göttlicher Tragödie sind Romeo und Julia zum berühmtesten Liebespaar der Weltliteratur aufgestiegen. In der Folge haben sich viele andere Künstler literarisch und musikalisch dem Stoff angenommen. Nun wird das Drama seit 400 Jahren vermarktet, vor einhundert Jahren wurde der „Julia-Balkon“ angebracht und mittlerweile steht eine Julia-Statue im Innenhof.
Symbol für die wahre Liebe
Über der Stadt und der Ponte Pietra erhebt sich die Burg San Pietro. Der eleganteste Weg dort hinauf ist eine Fahrt mit dem Schrägaufzug, der Funicolare. Sie wurde vor 85 Jahren erbaut, allerdings wurde der Betrieb zu Ende des zweiten Weltkriegs eingestellt und die Talstation fungierte seit 1975 als Sitz und Bühne eines experimentellen Theaters. Im Jahr 2011 wurde dann das Theater verlegt und die Restaurierung der Seilbahn in Angriff genommen. Seit 2017 befördert sie wieder die Besucher auf den Burgberg. Angelangt auf der Panorama-Terrasse eröffnet sich ein einmaliger Blick auf Verona und die Glockentürme, die sich aus der Altstadt erheben, sowie auf die Etsch, von den Italienern Adige genannt, die die Stadt sanft umschließt. Der Besucher kann auf die Rückseite der imposanten Stadtmauer schauen und hat hier oben tatsächlich eine 360 Grad Aussicht - das als ein Hinweis, falls die wichtigste deutsche Außenpolitikerin der Stadt Verona und San Pietro einem Besuch abstatten sollte.
Ähnlich wie die Stadtmauer erlebte der mehrere hundert Meter hohe Hügel verschiedenste Baumeister, beginnend im Zeitalter des Eisens mit ersten Wohnsiedlungen, zur Römer-Zeit wurde eine sakrale Festung errichtet und im 15. Jahrhundert stellte die Familie Visconti mit einem Prestigebau ihren Reichtum zur Schau und untermauerte damit ihren Einfluss in Venetien. Schließlich bauten die Österreicher im 19. Jahrhundert eine Kaserne, die im Einklang mit den alten Mauern der Skaliger, die im 13. und 14. Jahrhundert in Verona herrschten, wie eine Burg aussehen sollte. Für den Weg hinunter vom Burgberg zur Etsch und der Ponte Pietra-Brücke sollte der Besucher unbedingt die Treppen nutzen. Dann kann er auch hier die Spuren der verschiedensten Kulturen entdecken, die hier wie überall in Verona ihre Besucher bezaubern.
Die Pressereise wurde von der italienischen Agentur Comitelpartner organisiert.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Ronald Keusch.
Unser Autor ist freier Journalist mit dem Schwerpunkt Tourismus, er lebt und arbeitet in Berlin.
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