Weiden | Von Kreta nach Dubai |
Wo Aphrodite aus den Wogen stieg und orientalische Kostbarkeiten entlang der arabischen Halbinsel: Mit „Mein Schiff 6“ von Kreta nach Dubai
Passage Suezkanal: Noch ist es dunkel oben an Deck. Ganz vorne am Bug und entlang der Reling tummeln sich Nachtschwärmer. Normalerweise schlummern sie um diese Zeit in ihren Kabinen. Aber heute treibt sie die Neugier. Viele wollen einen Blick auf die Lichter von Port Said erhaschen. „Mein Schiff 6“ liegt schon seit Stunden unmittelbar vor der Einfahrt in den Suezkanal. Bald soll es losgehen. Und diesen Augenblick wollen viele der Passagiere keinesfalls verpassen. Kaffee hält sie wach.
Und sie haben Glück, dass die ägyptischen Behörden ihr „Mein Schiff 6“ als erstes in den Kanal einfahren lassen. Was das bedeutet? Freie Sicht nach vorne. Der Konvoi besteht nämlich aus 20 Schiffen, darunter einigen gigantischen Containerschiffen. Gegen 4.30 Uhr setzen sich die massigen Stahlriesen in Bewegung. In Abständen von einem Kilometer passieren sie jetzt gut zwölf Stunden lang den Suezkanal.
„Mein Schiff 6“ wird am Heck von zwei Lotsenbooten flankiert. Nach wenigen Stunden, schon Minuten bevor sich die Sonne im Osten über dem Horizont erhebt, wird es taghell. Linkerhand erstreckt sich die mächtige Wüste des Sinais. Die rechte Seite ist um einiges grüner. Sie wirkt urbaner. Hier befinden sich die östlichen Ausläufer des Nildeltas. Leider kommen mit der Sonne auch die Fliegen an Deck, die zeitweise zu einer echten Plage werden.
Ein unvergessliches Erlebnis ist die Passage durch den Suezkanal
Der vom Franzosen Ferdinand de Lesseps erbaute und 1869 eröffnete Suezkanal forderte massive Eingriffe in die damalige Landschaft. Der Aushub und auch spätere Vertiefungen wurden an beiden Seiten des Kanals abgelegt, der militärisch von Mauern und Wachtürmen gesichert wird. Schließlich zählt das Bauwerk heute zu den Haupteinnahmequellen Ägyptens. Luxusliner und Containerschiffen sparen sich die lange Umrundung Afrikas, zahlen dafür aber horrende Gebühren an den ägyptischen Staat.
Rechterhand tauchen immer wieder kleiner Ortschaften auf. Die größte Stadt Isma’ilia mit ihren Moscheen, Wohnhäusern, öffentlichen Gebäuden und grünen Parkanlagen wird auf halber Strecke nach 78 Kilometern erreicht. Das Schiff passiert riesige Dreh- und Hängebrücken. Nach weiteren 20 Kilometern weitet sich der Kanal plötzlich und mündet in den natürlichen Bittersee.
Wer jetzt glaubt, „Mein Schiff 6“ habe den Kanal besiegt, liegt falsch. Der breite See ist etwa 35 Kilometer lang. Dann engt sich die Passage wieder bis zur Mündungsstadt Suez. Erst nach insgesamt 163 Kilometern erreicht das Kreuzfahrtschiff das Rote Meer. Das Gute daran: Die Fliegen sind weg. Und die Gäste bekommen ein Suezkanal-Zertifikat.
Die Seereise begann schon vier Tage vor der Suezkanal-Passage. Von Heraklion, dem Zustieg auf Kreta, bekamen die Gäste allerdings wenig mit. Viele reisten mit dem Flugzeug erst am Nachmittag an. So blieb keine Möglichkeit, die Insel zu erkunden. Das Schiff legte kurz vor Mitternacht ab.
Die zweite Station am dritten Tag war die Hafenstadt Limassol. Eigentlich sollte das ägyptische Alexandria als erster Zwischenstopp angesteuert werden. Aber die Rederei hatte sich wohl aus Gründen der Sicherheit für Zypern entschieden. Für viele Gäste die Gelegenheit, Limassol zu Fuß zu erkunden oder an der Südküste den legendären Geburtsort der Göttin Aphrodite und die Hafenstadt Paphos mit ihrem archäologischen Park zu besuchen.
Seetage an Bord sind natürlich die ideale Gelegenheit, den Luxus auf einem Kreuzfahrtschiff zu erkunden. Neben mehreren All-Inklusiv-Restaurants und Bars, bietet „Mein Schiff 6“ auch Theaterräume für großartige Shows und Kleinkunst. Gelegentlich gibt es Deckpartys. Bei dieser Kreuzfahrt ist die Bestseller-Autorin Hera Lind mit an Bord und plaudert über ihr Leben. Ferner leitet sie Schreibkurse. Ein weiterer Promigast ist der Schauspieler, Elvis-Imitator und Synchronsprecher Tetje Mierendorf, der innerhalb eines Jahres 60 Kilo abgespeckt hat und den Gästen natürlich gerne erzählt, wie er das geschafft hat. Wer Mierendorfs empfohlenes Fitnessprogramm nachempfinden will, hat Gelegenheit dazu im gut bestückten Fitnessraum. Ein Stockwerk tiefer befindet sich eine tolle Saunenwelt. Und ganz nebenbei erfahren die Passagiere, dass ihr Kapitän Simon Böttger schon Staff-Kapitän auf dem ZDF-Traumschiff war. Dort zuständig für die Schauspieler.
Der erste Hafen, der im Roten Meer angesteuert wird ist Safaga in Ägypten. Die Hafenstadt ist der ideale Ausgangspunkt für einen Abstecher zu den Königsgräbern und Tempeln von Luxor. Weil die Ausflugsbusse die Touristenstadt von östlicher Seite erreichen, sehen die Ausflügler – wer einen Blick für die Umwelt hat - auch negative Seiten des Landes. Zum Beispiel wie Plastikmüll kurzerhand verbrannt oder mithilfe von Rechen in den Kanälen entsorgt wird. An anderer Stelle liegt ein totes Pferd im Kanal. Daneben reinigen Frauen ihre Wäsche. Dafür werden die Gäste später aber mit Steinkolossen, Säulen, Tempelanlagen und anderen archäologischen Juwelen entschädigt. Interessant ist auch eine Fahrt von Theben-West aus über den Nil.
Am nächsten Tag empfiehlt sich von Sharm-el-Sheikh aus unbedingt ein mehrstündiger Ausflug zum Katharinenkloster in der Sinai-Wüste. Dies ist nicht möglich ohne eine vorher angemeldete Polizeieskorte. Der Überlieferung zufolge, soll das Kloster die biblische Stelle markieren, wo der Moses den brennenden Dornbusch sah und den Mosesberg bestieg. Weniger hundert Meter weiter ist ein Abbild des Goldenen Kalbs in den Felsen geschlagen. Leider ist der Aufenthalt im Kloster viel zu kurz, weil die Reiseleiter aus unverständlichen Gründen zur Eile drängen und nicht alle von ihnen mit dem nötigen Wissen glänzen.
Katharinenkloster
Der Höhepunkt der 16-tägigen Reise ist zweifellos der Besuch der antiken Felsenstadt Petra am Tag 7. Um sechs Uhr legt „Mein Schiff 6“ im Hafen von Aqaba in Jordanien an. Im Westen erkennt man im Morgenlicht die israelische Hafenstadt Eilat. Der Ausflug führt über die alte Königsstraße. Über einen gepflasterten Weg geht es hinunter in einen engen Canyon aus Sandstein, an dessen Ende sich der erste in den Felsen geschlagener Tempel befindet. Wer genau hinsieht, erkennt in ihm Kulisse aus dem Hollywood-Blockbuster “Indianer Jones und der letzte Kreuzzug”. Es ist aber nur einer von unzähligen Tempeln, die sich über das riesige Gelände der ehemaligen Hauptstadt der Nabatäer erstrecken. Petra war um die Zeitenwende ein wichtiges Handelszentrum an der Weihrauchstraße. Die Zeit, die Anlagen zu besichtigen, ist diesmal ausreichend.
Vor den Passagieren liegen nun zur Umrundung der Arabischen Halbinsel bis Muscat im Oman sechs sonnige und geruhsame Seetage, die wegen des großzügigen Angebots an Bord zu keiner Zeit langweilig werden. Im Persischen Golf begegnet „Mein Schiff 6“ zwei amerikanischen Kriegsschiffen auf Patrouille. Ein Kampfhubschrauber nähert sich neugierig bis auf wenige Meter.
Auch für die orientalische Hafenstadt Muscat bietet sich ein interessantes Ausflugsprogramm. Wer sich nicht daran beteiligen möchte, kann sich ein Taxi mieten, das Touristen für rund 20 Euro pro Stunde zu den Sehenswürdigkeiten bringt. Unbedingt besuchen sollte man die Moschee und den Sultans-Palast. Lohnenswert ist aber auch ein Bummel durch den Bilderbuch-Basar in unmittelbarer Hafennähe.
Glitzermetropole Dubai
Die letzte Station der Seereise ist Dubai mit seinen gigantischen Hochhäusern, darunter dem Burj Khalifa, de mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt ist. Natürlich bietet sich auch in den Emiraten eine gebuchter Ausflug in die Stadt an. Wer aber aus Zeitgründen nur ins Zentrum will, kann einen kostenlosen Shuttle nutzen, der bis in die Abendstunden zwischen dem Hafen und dem Burj Khalifa verkehrt. Bestens organisiert ist auch das Ausschiffen am nächsten Morgen. Die meisten verlassen das “Traumschiff”, das von Dubai aus weiterfährt nach Singapur.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.
Unser Autor wohnt in Weiden.
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