Sibenik | Winnetou Filme |
Reise Nostalgie Trip zu den Drehorten der Winnetou Filme: Zauberhafte Landschaften zwischen Postojna und Sibenik!
Karl May: Eine deutsche Panzerhaubitze trifft ein anvisiertes Gebäudefenster aus 80 Kilometern Entfernung, glaubt man den Angaben von Militärexperten. Aber diese Treffsicherheit ist gar nichts gegen die Schießkunst eines Frederick Santers. Der Oberschurke aus „Winnetou 1“, gespielt von Mario Adorf, lehnt lachend an einem Felsen im Dorf Sobolje neben der Autobahnbrücke, etwa zehn Kilometer nordöstlich von Rijeka, drückt ab und bringt mit seiner Flinte einen weißen Bison zu Fall, der friedlich in der amerikanischen Prärie grast. Eine Meisterleistung dieser Plattschuss. Und das im 19. Jahrhundert, in dem ja bekanntlich die Handlung spielt.
Karl May - Winnetou Filme
Wer die Drehorte der Karl-May-Filme besucht, die in den sechziger Jahren im damaligen Jugoslawien entstanden, der begibt sich auf eine Gratwanderung. Zum einen schwingt eine Portion Ernüchterung mit, weil viele Szenen, wohl aus logistischen Gründen, unmittelbar am Straßenrand aufgenommen wurden. Zum anderen aber lässt sich die Magie nicht verhehlen, die der Mythos Winnetou bis heute versprüht. Zu verdanken ist dies alles Pierre Brice, dem oben am Tulove Grede für die elf Filme, in denen er den edlen Apachen-Häuptling darstellte, eine Gedenktafel gewidmet ist.
Ribannas Kampf mit dem Bären
Es ist bestimmt nicht so, dass einem auf Schritt und Tritt Fans aus der Szene begegnen. Aber es gibt sie. Sie sind unterwegs und sie konzentrieren sich an den schwer zugänglichen Drehorten. Fangen wir aber von oben an. Kaum einer weiß, dass Winnetou Ribanna (Karin Dor) auf dem Berg Jarvornik bei Postojna (Slowenien) vor einem Bären aus dem Zirkus Althoff rettete. Die „Bärenwiese“ – gedreht wurde hier übrigens am 19. Mai 1964 ab acht Uhr morgens – ist schwer zu finden. Dabei stellt sie den Endpunkt der örtlichen Jogging-Strecke. Man orientiert sich einfach am Sendemast, der aus den Bäumen ragt und sogar von unserem Hotel Kras aus deutlich zu erkennen ist.
Von wegen Winnetou-Tourismus. Nicht mal die Dame im Info-Center, wo wir uns einen Stadtplan besorgen, weiß Bescheid. Nur gut, dass es eine funktionierende Expertengruppe gibt, die ihr Wissen übers Internet verbreitet. Die berühmte Tropfsteinhöhle von Postojna ist nicht die Originalhöhle aus „Winnetou 2“. Die befindet sich nämlich daneben und wird von Touristen nicht wahrgenommen. Pierre Brice stieg bei Rakov Skoejan ins Eiswasser um Ribanna und Leutnant Merril (Mario Girotti, später dann Terence Hill) aus den Händen der Banditen um Fiesling Luca (Klaus Kinski) zu befreien. Diese Höhlenanlage liegt 30 Kilometer von Postojna entfernt. Winnetou musste bei seinem Tauchgang also lange den Atem anhalten.
Karl May - Winnetou Filme
Die Prärie bei Rijeka
Auf unserer Fahrt zu den Hauptschauplätzen bei Obrovac muss man an Rijeka vorbei. Und hier gibt es einiges zu sehen. Nach zehn Kilometern in Richtung Zagreb verlässt man die Autobahn direkt vor der Mautstelle und befindet sich inmitten der Prärie der Winnetou-Filme. Heute ziehen schwere Bikes im Motodrom ihre Kreise. Früher wurde hier die Verfolgungsjagd durch die Sioux aus „Winnetou 1“ gedreht, die auf Santers Geheiß Old Shatterhand und seinen Eisenbahner-Treck jagten.
Das alles spielte sich auf einer alten Rollbahn ab, die es heute noch gibt. Das Sioux-Lager, in dem Winnetou am Marterpfahl stand und von Old Shatterhand befreit wurde, befand sich acht Kilometer östlich auf einer Wiese unterhalb der Landstraße nach Zagreb. Das eigentliche Ziel des Trecks, das Eisenbahner-Lager, lag 300 Kilometer südlich bei Otrovac am Fuße des Mali Alan.
Dicht hinter der heutigen Motorrad-Rennbahn von Grobnik Polje stand wiederum das von den Tramps niedergebrannte Utah-Indianerdorf aus „Der Schatz im Silbersee“. Das unversehrte Indianerlager hingegen, in das Old Shatterhand und seine Begleiter verschleppt wurden, und wo der Held gegen Häuptling Großer Wolf kämpfte, befand sich fünf Kilometer südlich der Plitvicer Seen und ist heute nur sehr schwer wiederzuerkennen. Hier fiel übrigens 1962 auch die allererste Klappe der Winnetou-Reihe.
Aber nun zurück zum Motodrom-Gelände. Auf einer Nebenwiese stand 1962 die Butler-Farm, die in „Der Schatz im Silbersee“ von Cornel Brinkley (Herbert Lom) und seinen Tramps angegriffen wurde. Und da wo heute Bagger und Baumaschinen auf einer erhöhten Sandkippe stehen, befand sich 1964 das Fort Niobara. Blickt man nach oben, erkennt man deutlich die Passstraße hoch zum Kamenjak. Im fertigen Film fährt beim Aufmarsch der Indianer vor dem Fort ein Omnibus durchs Bild. Oben am Gipfel beim Skilift in Platak befand sich das Lager der Assiniboins. Gleich daneben verwüstete Klaus Kinski ein Ponka-Dorf. Auf halber Passhöhe beugte sich Old Surehand (Stewart Granger) im Schoschonenlager dem Gottesurteil.
Vom Skigebiet zur Insel Pag
Übrigens, Leutnant Merril und seine beiden Kameraden, denen auf Fürsprache Winnetous der Marterpfahl bei den Assiniboins erspart blieb, ritten auf ihrem Weg zum nur zehn Kilometer entfernten Film-Fort Niobara in einer ausgedehnten Schleife kurzerhand mal schnell auf Höhe der Insel Pag zur Adria und wendeten 40 Kilometer nördlich von Starigrad-Paklenica, was dem Trio einen Umweg von mehreren hundert Kilometern abverlangte.
Was noch auffällt, wenn man auf Spurensuche geht: Der Indianerjunge Schwarzer Adler, der von Winnetou im ersten Teil beauftragt wird einen Beutel Gold Intschu tschuna zu bringen, reitet ebenfalls über die Wiese beim Sioux-Lager am Kamenjak. Bekommen hat er den Beutel von Winnetou, aber hunderte Kilometer weiter südlich am Mali Alan, exakt an der Stelle, wo später Nscho tschi in den Armen Old Shatterhands stirbt. Santers Schergen erschießen ihn im nördlichen Nationalpark Krka und schließlich bringt Winnetou den toten Indianer ins Pueblo am Zrmanja-Canyon. Der arme Kerl legte dabei eine Gesamtstrecke von gut und gerne 800 Kilometern zurück.
Für Regisseur Harald Reinl und seine Kollegen stellten Entfernungen kein Hindernis. Wichtig war nur eines: Möglichst viele exotische Drehorte, die zum jeweiligen Thema passten. Die Plitvicer Seen sind Winnetou-Land, auch wenn der Tourismus anderes verspricht. Wer die genauen Drehorte besuchen will, sollte sich vorher kundig machen. Gut, der Silbersee an sich ist deutlich erkennbar, selbst wenn der Höhlenzugang langsam zuwächst. Aber wer die Wasserfälle identifizieren will, wo Götz George und Karin Dor vom Cornel gefangen gehalten wurden oder wo das Filmplakat-Motiv mit Pierre Brice und Lex Barker entstand, der muss mit offenen Augen durch den wunderschönen Park gehen.
Karl May - Winnetou Filme
An den Plitvicer Seen
Wir haben uns für eine Nacht im Guest House Plitvicka eingemietet, was sich durchaus empfiehlt, weil man dort sein Auto parken und den Parkeingang in 15 Minuten fußläufig erreichen kann. Die Weiterfahrt nach Maslenica (Unterkunft Apartment Nina) dauert eineinhalb Stunden. Richtung Obrovac, an etwas zurückgesetzten Holztafel, führt vom Apartment aus nach zehn Minuten Fahrzeit ein schmaler Schotterweg zum ehemaligen Apachen-Pueblo am Zrmanja-Canyon.
Der Flusseinschnitt unterhalb dürfte neben dem Mali Alan das wohl eindrucksvollste Zeugnis der Winnetou-Filme sein. An dieser Stelle standen Old Shatterhand und seine drei Kameraden am Marterpfahl der Apachen. Hier schlossen Winnetou und Old Shatterhand Blutsbrüderschaft. Hier entflammte die Liebe zwischen dem Old Shatterhand und Nscho tschi. Wer sich endlich losreißen kann von diesem einzigartigen Panorama, biegt wieder in die Straße nach Obrovac ein und erreicht nach weiteren zehn Minuten die Abzweigung zum Tulove Grede.
Kaum eine andere Stelle dürfte sich so tief ins Gedächtnis der Winnetou-Fangemeinde eingegraben haben, wie dieser mystische Ort mit seinen weißen Felsen. Gut und gerne einen halben Tag kann man hier oben verbringen, ohne dass es einem langweilig wird. Schilder wahren vor Minengefahr. Deshalb sind nicht alle Stellen problemlos zu erkunden. Vor allem dem Besuch von Winnetous Sterbestelle wird gewarnt. Zwischen Parkplatz und dieser grünen Wiese liegt ein beschwerlicher Fußmarsch durch hohes Gras (Schlangen) und steinige Serpentinen von etwa 45 Minuten.
Drehort Paklenica
Problemloser zu besichtigen ist der Ort, an dem Santer Intschu tschuna und Nscho tschi erschoss und wo der Bösewicht selbst in die Tiefe stürzte. Einige Höhenmeter tiefer befindet sich die Stelle, an der Nscho tschi in den Armen Old Shatterhands starb und wo die Apachen vor den anstürmenden Banditen („Winnetou 3“) flüchteten. Von Maslenica in Richtung Rijeka liegt Starigrad-Paklenica. Dort, im Vorgänger-Hotel Alan war weiland die Filmcrew untergebracht. Im Ort selbst befindet sich auch der Eingang zur Paklenica-Schlucht.
In den Sechzigern fuhr hier die Postkutsche hindurch, in der Cornel Brinkley Fred Engels Vater in „Der Schatz im Silbersee“ erdolchte. Ferner stand hier das Lager der Tramps El Doro und Old Surehand entkam nur knapp einem Geröllanschlag. In „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ war hier das Versteck der Regimentskasse, die später in Flammen aufging. Und nur 50 Meter vor dem Kassenhäuschen wurde an einem Geröllhang die Eingangssequenz aus „Der Schatz im Silbersee“ aufgenommen. Die Schlussszene aus „Winnetou 1“ – die beiden Blutsbrüder reiten in den Sonnenuntergang – und das Finale aus „Winnetou 3“ – die Apachen tragen ihren toten Häuptling davon – wurden in der Nähe, auf einem Schotterweg bei Modric gedreht.
Winnetou und die Krka Wasserfälle
Viele Schlüsselszenen in der sechsjährigen Winnetou-Reihe wurden im Nationalpark Krka gefilmt. Unser Ausgangspunkt für einen Besuch ist das geräumige und moderne Apartment Sunset in Sibenik mit einem traumhaften Blick auf die Altstadt. Eine halbe Autostunde liegt zwischen der Stadt und dem Park. Mit einem Schiff geht es kostenlos vom Parkplatz zum Kassenhäuschen. Und der erste Blick auf die Wasserfälle ist ernüchternd. Die Parkverwaltung erlaubt es doch den Besuchern, hier zu baden.
Dort wo Old Shatterhand 1964 über einen Holzsteg zu Paloma (Daliah Lavi) ritt, drängeln sich heute die Gäste und machen Selfies. Man muss schon zoomen, um die Besuchermassen auszublenden. Naturaufnahmen gelingen nur, wenn man die Kamera über die Köpfe der Badegäste hält oder weiter nach oben wandert. Wo einst Apachen in ihren Booten saßen, Sam Hawkens seine füllige Squaw anbetete, die Osagen fischten, Nscho tschi ihrem Old Shatterhand schüchtern ihre Liebe gestand und das Nackt-Double von Daliah Lavi („Old Shatterhand“) ins Wasser sprang, ist heute eine Badeanstalt.
Weiter oben hat die Natur – wenn auch technisch bearbeitet, weil es hier ein Kraftwerk gibt - ihr Recht behalten. Hier zog Old Surehand in „Der Ölprinz“ Richard (Mario Girotti) mit dem Lasso aus dem reißenden Wasser, nachdem der ein Floß der Siedler, das sich aus der Verankerung gerissen hatte, in die Stromschnellen gesteuert hatte. Gut eine halbe Stunde Fahrzeit in nördlicher Richtung befindet sich ein weiterer Zugang zum Park, nämlich der Roski Slap.
Hier wurden einige Szenen für „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ gedreht. Hier stürzte Old Shatterhand vom Pferd und wurde von Winnetou, am Abgrund hängend, hochgezogen. Und hier befand sich auch 1963 das Nachtlager der Apachen auf ihrem Weg zum Nugget Tsil in „Winnetou 1“. Nscho tschi plauderte am Ufer der Schleierfälle mit Old Shatterhand über ihrer beider Zukunft und wurde dabei von Santer belauscht. Eine Reise nach Kroatien ist ein Eintauchen in die Vergangenheit. Wohl wissend, dass es Winnetou im wirklichen Leben nie gegeben hat, was Pierre Brice in einem Lied ausdrückte.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.
Unser Autor wohnt in Weiden.
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