Duschanbe

Entlang der Seidenstraße in Usbekistan und Tadschikistan

Eine Reise entlang der Seidenstraße durch die zentralasiatischen Länder Usbekistan und Tadschikistan hat neben den Kulturschätzen und der orientalischen Exotik in den alten Handelsstädten auch faszinierende Naturschönheiten zu bieten: Karge Wüsten, tiefblaue Seen und schroffe Hochgebirgszüge.

Das Jurten-Camp in der Wüste Kyzylkum

Usbekistan ist vor allem das Land der Wüsten und Steppen. Sie machen etwa drei Viertel vom Territorium des Landes aus. Wer die Wüste hautnah erleben möchte, kann sich in ein Jurten-Camp begeben. Zu den knapp ein Dutzend solcher Quartiere in Usbekistan gehört das Jurten-Camp Safari in der Nähe des Dorfes Khayat. Es liegt in der Wüste Kyzylkum. Sie ist eine der roten Sandwüsten und außerdem eine der größten Wüsten in Zentralasien. Das Lager besteht aus zwanzig Jurten und besitzt einen Massivbau für die Einnahme von Essen sowie ein Haus mit ausreichend Toiletten und Waschbecken. Niemand muss für den Toilettengang in die Wüste rundherum geschickt werden. Romantik liefern dann eher eine Stromsperre, die etwas Improvisation bei der Essenszubereitung erfordert und die Fotomotive in der Morgensonne: Sandhügel und ein knappes Dutzend am Eingang des Camps lagernde Kamele. Die Wüstenschiffe warten auf ihre Kundschaft für einen Ausritt – wenn kein Sandsturm dazwischenkommt.

Tadschikistan Seidenstraße

Das Naturwunder der sieben Seen

Die Landschaft von Tadschikistan empfängt im Kontrast zu usbekischen Steppen und Wüsten seine Besucher mit schroffen Berglandschaften und grünen Tälern. Das Reiseziel sind die 80 Kilometer entfernten berühmten sieben Seen im westlichen Teil vom Fann-Gebirge. Es erreicht zwar nicht die Höhen des Pamir, aber mit seinen über 5000 Meter hohen Gebirgszügen wird die Bergwelt Europas mühelos übertroffen. Auf der Fahrt wird man von dem sich durch die Berge schlängelnden Fluss Magjandarija begleitet, einzelne Häuser und kleine Dörfer schmiegen sich an die Berghänge. Hin und wieder stehen am schmalen Flussufer Gerätschaft und Hütten der Gold- und Silberschürfer, meist chinesische Unternehmen, die den Reichtum der Bergwelt industriell abbauen. Und dann tauchen auf Berg-Plateaus auf unterschiedlichen Ebenen die einzelnen Seen auf. Eines ihrer Markenzeichen in dieser atemberaubenden Bergkulisse sind ihre unterschiedlichen Farben, die von türkis und grün, glasklar bis dunkelblau reichen. Unterschiedliche Mineralien im Wasser sorgen für diese Farbspiele. Durch die tief stehende Sonne wird das wunderschöne Panorama von See und Bergen durch Schatten beeinträchtigt, befürchten manche Fotografen. Aber die Sorge ist nicht angebracht. Die wachsenden Schatten über den Seen geben den Bildmotiven sogar einen zusätzlichen Reiz.

Erlebte herzliche Gastfreundschaft unterwegs

Über das Naturwunder der sieben Seen haben sich einige Legenden gebildet. Darüber erzählt Reiseführer Adib, von den Sieben Töchtern, die den Verlust ihres Vaters beweinten. Sie füllten mit ihren Tränen das Tal und ertranken in den Seen. Als der Reisebus an einem der Seen eine Pause einlegt und ich beim Aussteigen noch über die bemerkenswerte Legende nachdenke, sehen wir am Ufer drei Männer uns einladend zuwinken. Sie haben auf einer Feuerstelle in einer großen Metallschüssel Hammelfleisch gebraten. Im Nuh angelt einer der Männer mit einer Kelle Fleischstücke aus der Schüssel und reicht sie uns auf einem Teller. Ein anderer öffnet eine Flasche heimischen Wodka der Marke Keklik und füllt damit kleine bunte Schälchen. Vom Stimmengewirr aus russisch und englisch ist wenig zu verstehen, aber diese Begegnung braucht keine Worte.

Das Volk der Sogdian

Wer sich auf die Fahrt durch Tadschikistan begibt, dem wird nicht allein eine grandiose Bergkulisse geboten. So kann sich der Besucher in dem historisch spannenden Umland des Ortes Penjikent im Rudaki-Museum auf Spurensuche begeben. Das Museum erzählt die Geschichte der alten pre-islamischen Hochkultur der Sogdians, die in dem Gebiet der heutigen Länder Usbekistan, Tadschikistan, Kasachstan und Kirgisien lebten und eine bedeutende Rolle als Zwischenhändler auf den Handelsrouten der Seidenstraße spielten. Das Wege- und Handelsnetz der Seidenstraße wurde schon in der Antike genutzt, um Seide, Gewürze, Glas, Pelze, Gold und Edelsteine zwischen West und Ost zu transportieren.

Tadschikistan Seidenstraße

Sensationelle antike Wandmalerei

Neben dem Museum haben Archäologen damit begonnen, die Ruinen des antiken Penjikent auszugraben, das vor über 2500 Jahren gegründet wurden und im 8. Jahrhundert von arabischen Eroberern zerstört wurde. In ihrer Blütezeit sollen zwischen fünf- und zehntausend Menschen in der Stadt gelebt haben. Fachleute wagen den Vergleich und bezeichnen die Grundmauern dieser antiken Stadt als „Pompei von Zentral-Asien“. Das antike Penjikent wurde vor allem dank der Wandmalereien aus dem 5. bis 7. Jahrhundert weltweit bekannt. Die Wandmalereien wurden von sowjetischen Archäologen im Königspalast, in zwei Tempeln und in Dutzenden von Häusern der wohlhabenden Bürger der Stadt entdeckt und sorgfältig restauriert. Auf den Wandmalereien sind Jagdszenen, Festmahle, Schlachten, Traditionen und Bräuche des sogdischen Volkes zu sehen. Weitere Wandmalerei aus dieser Zeit ist in Duschanbe und in St. Petersburg in der Eremitage ausgestellt. Die weiteren Ausgrabungen werden auch durch Finanzen (160.000 US-Dollar) von der US-amerikanischen Botschaft in Tadschikistan unterstützt.

Tee vom Pamir und unbekannte Gewürze

Die bunten Märkte und Basare malen den Fahrten über Land zusätzliche Farbtupfer. Allein die unglaubliche Vielfalt an Teesorten und für viele Europäer unbekannte Gewürze sind Exotik pur. Bei aller Schwere des Händler-Daseins scheint auch hier der Grundzug der Freundlichkeit gegenüber den Fremden immer die Oberhand zu behalten. Und sie setzt sich in der Busfahrt durch kleine Dörfer fort, wo Kinder in ihren Schuluniformen, Jungens mit rotem Schlips und Mädchen mit blauen Kleidern und kleinen weißen Tüchern auf dem Weg nach Hause sind. Sie alle winken uns freundlich zu und wir winken zurück. Und schließlich in den Unterkünften auf dem Land, den Guest Houses, wird der Tourist von der Gastfamilie wie ein Freund aufgenommen. In der Familie sind scheinbar alle vom Schüler bis zum Großvater bei der Bewirtung der Gäste eingespannt. Auch hier wie in vielen Restaurants in Usbekistan und Tadschikistan wird zum Abendessen der Marathon mit dem bekannten Plov, dem Reisfleisch, fortgesetzt, traditionell mit Hammel zubereitet. Und es wird dann jede Menge weiteres Fleisch vom Lamm, Rind und Huhn serviert, dazu das unverzichtbare Fladenbrot und Rohkost-Salate. Wenn dann am Abend allerdings mit mehreren Wodka-Runden auf das Wohl der Gäste und des Hauses angestoßen wird, übernimmt dies der Hausherr und Gastgeber allein. 

Der majestätische Iskanderkul-See

Tadschikistan Seidenstraße

Ein weiterer Glanzpunkt einer bezaubernden Seen- und Bergwelt ist der Iskanderkul-See. Er liegt auf einer Höhe von 2225 Metern und ist über 70 Meter tief. Er gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen für Einheimische wie auch Touristen und ist ein Wanderparadies. Wörtlich übersetzt heißt Iskanderkul „See von Alexander dem Großen“, und nach einer Legende soll Alexander hier in einer Schlacht sein Lieblingspferd verloren haben, welches heute noch bei Vollmond aus, dem See steigt, um am Ufer zu grasen. Allerdings ist es wohl historisch nicht belegt, dass er jemals hier war. Das Blau des Sees steht im Kontrast zu den umliegenden zerklüfteten rötlichen Bergen und selbst bei etwas diesigem Wetter wirkt er majestätisch. Bei einer Wanderung entlang eines Flusses zu einem Wasserfall erlebt man noch einmal die ganze Schönheit des Bild-Ensembles von Bergen und klarem schäumenden Wasser.

Tadschikistan Seidenstraße

Die Wasserkraft spielt in Tadschikistan eine herausragende Rolle. Mehr als 90 Prozent des Stroms werden damit erzeugt. Aber die extensive Wassernutzung durch die Nachbarländer führt auch in bestimmten Monaten zu Wasserknappheit und damit auch zu Stromsperren.

Der Präsident auf der Plakatwand

Mitten in den Bergen am Beginn einer kleinen Siedlung ist eine gut sichtbare große Plakatwand aufgestellt. Darauf ist der heute 70jährige Präsident von Tadschikistan Rahmon Danghara-Kulob abgebildet. Er ist seit 1994 im Amt, hat zusammen mit seinem Familienclan die Regierung in fester Hand und wurde im Oktober 2020 für eine fünfte Amtszeit wieder gewählt. Sein Bild wird den Reisenden an manchen Orten des Landes bis in die Hauptstadt von Tadschikistan begleiten. Dort in Duschanbe angelangt, erfährt dann jeder: Das ist die Stadt von Rahmon. 

Die Reise wurde organisiert und durchgeführt von der französischen Organisation ACTED und dem usbekischen Reiseverband APTA. Finanziert wurde sie vom Projekt der Europäischen Union „Silk Road CBT Initiative: Connecting Central Asian Community-Based Tourism and European Markets“ im Rahmen des Programms „Central Asia Invest V“.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Ronald Keusch.

Ronald KeuschUnser Autor ist freier Journalist mit dem Schwerpunkt Tourismus, er lebt und arbeitet in Berlin. 
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