Bad Doberan

Das im Jahre 1171 gegründete Kloster hat höchste historische Bedeutung

Europäische Route der Backsteingotik: Im Nordosten Deutschlands, nahe der alten Hansestadt Rostock, liegt das Bad Doberaner Münster, die im späten 13. Jahrhundert erbaute hochgotische Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters.

Das im Jahre 1171 gegründete Kloster hatte als erstes mecklenburgisches Kloster und landesfürstliche Hauptgrablege bereits im Mittelalter höchste politische und historische Bedeutung.

Durch seine Kolonisationstätigkeit war es für die landeskulturelle und ökonomische Entwicklung Mecklenburgs von großer Wichtigkeit und wurde überdies zu einem Zentrum des christlichen Glaubens im Land. Die besondere Bedeutung des Klosters schlug sich entscheidend in Bau und Ausstattung des Münsters nieder.

Die Innenausstattung blieb von Kriegswirren und Bilderstürmen weitgehend verschont.

In keiner anderen Zisterzienserklosterkirche europaweit blieb eine reichere Originalausstattung erhalten. Aufgrund dieser hohen Bedeutung wurde nun ein Antrag auf Aufnahme in das Welterbe der UNESCO gestellt.

Bemerkenswert unter der Fülle der Ausstattungsstücke sind unter anderem der Hochaltar als ältester Flügelaltar der Kunstgeschichte, der monumentale Lettner-Kreuzaltar (weitere Informationen) und die Grabplastik der dänischen Königin Margarete Sambiria. Auch nach der Reformation und Auflösung des Klosters im Jahre 1552 blieb die Kirche als Grablege der landesherrlichen Familie (weitere Informationen) sowie als Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde weiterhin erhalten.

Baugeschichte: 1171 gründeten Bischof Berno von Schwerin und der kurz zuvor getaufte Obotritenfürst Pribislav das Zisterzienserkloster Doberan als Tochterkloster von Amelungsborn im drei km südöstlich vom heutigen Doberan gelegenen Althof.

Infolge eines Thronfolgekrieges nach dem Tode Pribislavs wurde das Kloster schon acht Jahre nach seiner Gründung fast völlig zerstört. 1186 wagte man einen erneuten Anlauf im jetzigen Bereich. Den Vorgängerbau des gotischen Münsters bildete eine 1232 geweihte romanische Backsteinbasilika.

Ab rund 1270 wurde das neue, geräumigere hochgotische Gotteshaus gebaut, der Rohbau bereits 1296 fertiggestellt. Ansehen und Reichtum des Klosters waren im 13. Jahrhundert gewachsen, die romanische Kirche genügte den Ansprüchen nicht mehr.

Drei Generationen unter 11 Äbten bauten die heute in ihrer Gesamtheit hervorragend erhaltene Basilika. Urkundlich erwähnt wird nur ein Baumeister Heinrich. Am 4. Juni 1368, 74 Jahre nach Baubeginn fand die Weihe des Münsters statt.

Als Blütezeit des Klosters gelten die Jahre 1402 bis 1478. Zahlreiche Urkunden bestätigen einen guten wirtschaftlichen Fortgang. Doberan wurde als reiches und glückliches Kloster bezeichnet. In Folge der Reformation wurde das Kloster 1552 aufgelöst und zu einem herzoglichen Landwirtschaftsbetrieb umgewandelt, der Ort verlor seine hohe Bedeutung.
Herzog Ulrich I. rettete das Münster 1553 durch einen Befehl vor dem Abriss. Seit der Reformation wird das Münster als evangelische Kirche genutzt.

Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu Plünderungen und Zerstörungen durch kaiserliche und schwedische Truppen. Größere Erneuerungsphasen wie die Barockisierung blieben weitgehend aus.

Einen großen Aufschwung erfahren Doberan und das Münster erst wieder 1793 durch die Gründung des ersten deutschen Seebades in Heiligendamm durch Großherzog Friedrich Franz I. Doberan wird seine Sommerresidenz.

In den Jahren 1829 bis 1834 wurden Reparaturen und eine Neufassung des Innenraums durch C.T. Severin durchgeführt, sowie von 1848 bis 1875 vor allem die Ausstattung durch L. A. Bartning und Th. Krüger restauriert.

In den Jahren 1882 bis 1896 kam es zu einer neogotischen Restaurierung und Kathedralisierung unter Leitung des Baurats L. Möckel. Der bauliche Zustand der Kirche zeigte erhebliche Mängel. Statische Probleme und dringend notwendige Instandsetzungen der Bausubstanz machten größere Eingriffe notwendig.

Das Münster ist eine der wenigen deutschen Kathedralbauten ohne Zerstörungen und Plünderungen im 2. Weltkrieg. Von 1964 bis 1984 wurde das Münster erneut außen und innen restauriert. Gefördert wurde dies vonseiten der Regierung der DDR, um das Münster als herausragendes Beispiel der nordischen Backsteingotik zu erhalten. Die ehemalige Klosterkirche stand auf der Liste nationalbedeutender Denkmäler mit internationalem Kunstwerk in der DDR auf Rang drei.

Seit 2000 und bis voraussichtlich 2014 dauern erneute größere Baumaßnahmen an. Sie umfassen hauptsächlich die Restaurierungen eines Großteils der insgesamt 70 Fenster, vieler Grabplatten, Teile der Innenausstattung und die Sanierung des Dachstuhls.

Chronik: Geschichtliche Daten

1171 Gründung des Zisterzienserklosters in Althof-Doberan 

1179 Zerstörung des Klosters während eines Thronfolgekrieges

1186 Neueröffnung des Klosters an heutiger Stelle

1232 Schlussweihe der romanischen Basilika 

1270 Vermutlicher Baubeginn des gotischen Münsters 

1291 Brand im Kloster

1296 Rohbau und Dachwerk des gotischen Münsters fertiggestellt

1301 Bronzeglocke unter Abt Johann von Elbing, restauriert 2002

1310 Erstausstattung im Chorraum fertiggestellt (z. B. Hochaltar um 1300)

1368 Schlussweihe des gotischen Münsters

1478 Kloster wird als reich und glücklich bezeichnet

1552 Klosterauflösung durch Reformation - keine Bilderstürme

1564 Magister Kruse wird erster evangelischer Pastor in Doberan

1637 Plünderungen im 30-jährigen Krieg

1638 Sicherungsarbeiten an Dächern und Ausstattung des Münsters

1648 Abtragung von mehreren Klostergebäuden beginnt

1793 Doberan wird Sommerresidenz der Großherzöge

1900 Ende der neogotischen Restaurierung des Münsters

1945 Münster ohne Kriegsschäden und Plünderungen

1984 Ende Generalrestaurierung - Münster auf Rang drei nationalbedeutender Denkmäler mit internationalem Kunstwert in DDR

2002 Beginn weiterer umfassender Restaurierungsmaßnahmen (geplant bis 2014)

2011 Restaurierung von Hochaltar, Statische Sicherung der Gewölbe durch Zuganker

2011 Führungs-, Besichtigungs- und Konzertangebote werden jährlich von ca. 170.000 Besuchern genutzt

Münsterverwaltung Doberaner Münster, Klosterstraße 2, D-18209 Bad Doberan, Tel.: 038203 / 779590, www.muenster-doberan.de

Von Kustos Martin Heider

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