Leiden | Siebold Museum Japan in Leiden |
Holland sendet im 19. Jahrhundert einen Bayern nach Japan: Siebold Museum Japan
Ein Bayer für Holland in Japan: Das Siebold Haus in Leiden in Holland steht an der prachtvollen Rapenburg-Gracht. Es zeigt eine japanische Ausstellung zahlreiche Exponate, die Philipp Franz von Siebold, ein Bayer aus Würzburg, im 19. Jahrhundert für die Niederlande in Japan gesammelt hat.
Siebold studierte Medizin an der Universität in Würzburg. Nach seiner Promotion 1820 war er nur für kurze Zeit als praktischer Arzt tätig. Er wollte etwas von der Welt sehen und bewarb sich als Stabsarzt in den Niederlanden, die Kolonien im Ostindien in Asien hatten. Nur Niederländer durften seit 1634 als einzige Vertreter der westlichen Welt japanischen Boden betreten, denn Japan hatte sich gegen die westliche Welt abgeschottet. Siebold arbeitete von 1823 für sechs Jahre als Arzt auf dem niederländischen Handelsposten Dejima, einer künstlichen Insel, die nur zwei Fußballfelder groß waren, in der Bucht vor Nagasaki.
Der Beginn der japanischen Sammlung
In der Schule in Narutak unterrichtete Siebold in niederländischer Sprache Biologie und Medizin. Seine Übersetzer sprachen besser Niederländisch als er. Auch als junger Arzt hatte er nicht so viel Erfahrung, das war ihm durchaus bewusst. Er nahm kein Geld für die Behandlung der Patienten, aber Geschenke nahm er gerne an. Das war der Start seiner japanischen Sammlung. Auch seine Schüler sammelten für ihn.
Reise nach Edo
Alle vier Jahre, im Jahr 1826 wieder, fand die Reise nach Edo, der früheren Hauptstadt Japans, statt, um dem Kaiser Geschenke zu bringen. Von Siebold durfte mitreisen, so konnte er das Landesinnere kennenlernen. 1828 war die Dienstzeit Siebolds in Japan zu Ende. Da es streng verboten war, Landkarten nach Europa zu bringen, so musste Siebold diese in seinem Gepäck verstecken. Doch ein Taifun trieb das Schiff wieder an Land zurück. Das Schiff musste repariert und das Gepäck von Board getragen werden. Dabei wurden die Landkarten entdeckt.
Aus Japan verbannt
Siebold musste für ein Jahr ins Gefängnis. Nach langen Verhandlungen, bei denen der Bayerische König Ludwig I. auch eine Rolle gespielt haben soll, wurde er auf Lebzeiten aus Japan verbannt. Am 2. Januar 1830 lief sein Schiff aus. Seine Sammlung wurde im zurückgegeben. Er musste seine japanische Frau Kusumoto Taki und seine Tochter Kusumoto Ine zurücklassen. Glücklicherweise konnte Siebold seine Tochter über Freunde weiter unterstützen, sodass sie Ärztin werden konnte. Seine Sammlung bestand aus Präparaten von Säugetieren, Vögeln, Fischen und Reptilien sowie Landkarten, Zeichnungen und Alltagsgegenständen. Siebold führte über 730 Pflanzenarten in Holland ein. Heutzutage sind 70 Prozent aller Sträucher und Bäume in den Niederlanden ostasiatischen Ursprungs.
Wegbereiter der Japanologie
Zurück in den Niederlanden bekam Siebold unbegrenzten Urlaub, um seine Sammlung zu ordnen. Er verkaufte die japanischen Alltagsgegenstände, wovon er gut leben konnte. Danach schrieb er Bücher über Japan und erstellte Japan-Landkarten. Siebold wurde damit Wegbereiter der Japanologie. 1845 heiratete Siebold Helene von Gagern, mit ihr hatte er drei Söhne und zwei Töchter.
Zweiter Aufenthalt Siebold in Japan
1858 erlaubte die japanische Regierung eine Wiedereinreise von Siebolds, da er als Japanforscher berühmt geworden war. Bei seinem zweiten Aufenthalt nahm Siebold seinen ältesten Sohn mit. Er traf seine Tochter Kusomoto Ine und auch ehemalige Schüler wieder. Nach vier Jahren verließ Siebold Japan wieder und bat um Entlassung aus dem niederländischen Staatsdienst.
München und Würzburg
Schon 1835 regte Siebold bei König Ludwig I. an, ein Völkerkundemuseum zu bauen, was dann auch später verwirklicht wurde. Das Museum Fünf Kontinente in München hat die Sammlung, die Philipp Franz von Siebold während seines zweiten Aufenthaltes in Japan anlegte, in seinem Bestand. Er hatte sie 1866 nach München gebracht und dort ausgestellt, danach wurde sie von der Bayerischen Regierung angekauft. Bei König Ludwig I. regt Siebold an, ein Völkerkundemuseum zu bauen, was dann auch verwirklicht wurde. Das Grab Philipp Franz von Siebolds in Form befindet sich auf dem Alten Südfriedhof in München. Auch in Würzburg gibt es seit 1995 ein Siebold-Museum. Es zeigt in einer Dauerausstellung Exponate der Siebold-Familie sowie aus dem deutschen und japanischen Lebensabschnitt des Japanforschers. Im Sieboldhuis in Leiden wird auch zeitgenössische japanische Kunst gezeigt. Obwohl Philipp Franz von Siebold aus Würzburg kam, gibt es im Sieboldhuis keinen Audio-Guide in Deutsch.
Tourismus Leiden www.visitleiden.nl - Japanmuseum Siebold Huis www.sieboldhuis.org
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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