Südgeorgien | Südgeorgien im Polarmeer |
Seeelefanten, Pelzrobben und die Walfangstation Grytviken prägen die eisige Insel
Südgeorgien gehört zu den Falkland Inseln und somit zu Groß Britannien: Königspinguine in der Fortuna Bay. Ein ohrenbetäubender Lärm, der Gesang der Königspinguine, der an ein trompeten auf total rostigen Tröten erinnert, kündigt die Kolonie bei der Anlandung an. Das Expeditionsschiff Fram ankert in der Fortuna Bay vor Südgeorgien mitten im Polarmeer und kleine Polar Circle Boote bringen die Passagiere an Land.
Am Kieselstrand wartet schon ein Begrüßungskomitee von Königspinguinen neben Seeelefanten, die die Besucher empfangen und sich über etwas Abwechslung freuen. Immer wieder kommen die eleganten Pinguine im Frack aus dem Wasser und rufen ihre Jungen, um sie mit kleinen Fischen, Krill und Tintenfisch zu füttern. Jedes Junge erkennt die Stimme seiner Eltern und flitzt sofort in Richtung der Futterstelle. Es ist erstaunlich dass sie bei tausenden von Jungtieren, die hier in der Fortuna Bay in Gruppen herumstehen, genau ihren eigenen Nachwuchs finden. Auf Südgeorgien brüten etwa 400.000 Königspinguine. Überall stehen die Jungen, wie braune Wollknäuel, wie Plüschtiere auf zwei Beinen, in engen Gruppen wie im Kindergarten herum. Immer wieder watscheln Pinguine heran und betrachten neugierig und ohne Scheu die Besucher. Die Aufzucht der Königspinguine dauert dreizehn Monate, so kann man alle Stadien beobachten, das Brüten, die Jungtiere und einige erwachsene Pinguine in der Mauser. Die ersten Pinguine beginnen im November zu balzen, da ist Frühling auf der südlichen Halbkugel. Im Dezember legen sie ein Ei, das abwechselnd vom Weibchen und Männchen etwa 55 Tage in der Bauchfalte ausgebrütet wird. Nach dem Schlüpfen wird das Küken noch neun Monate von den Eltern versorgt. Doch im Winter bleiben die Jungtiere alleine, um sich vor dem Sturm und der Kälte zu schützen stehen sie eng in Gruppen zusammen um sich zu wärmen und nehmen ab. Im Frühling kommen die Eltern und päppeln sie schnell wieder auf. An Land sind die eleganten Königspinguine, die bis zu 90 Zentimeter groß werden, absolut sicher. Sie haben hier keine Feinde, nur im Wasser lauern Gefahren von Schwertwalen und Seeleoparden.
Robben und Seeelefanten
Einige Pelzrobbenkinder spielen miteinander und andere liegen genussvoll dösend im hohen Tussockgras oder am Strand und öffnen neugierig die Augen um die Besucher zu beobachten. Von den mächtigen Seeelefanten, die bis zu vier Tonnen Körpergewicht auf die Waage bringen können, hält man sowieso Abstand. Sie haben einen Harem zu begatten und beschützen ihre Weibchen.
Südgeorgien
Südgeorgien ist eine Insel der Natur, es gibt keine Städte, keine Dörfer oder Häfen. Mehr als die Hälfte der baumlosen Insel ist ganzjährig von Schnee und Eis bedeckt. Selbst im Frühling ist das Wetter rau und es wird selten über sechs Grad warm, dazu kommen hin und wieder auch noch Schneestürme. Das Wetter ändert sich schnell. Über 2.000 Meter hohe Berge bilden den Rücken der Insel, der mit breiten Gletschern ergänzt wird. Südgeorgien ist 170 Kilometer lang und zwei Kilometer breit. Der höchste Berg ist 2.934 Meter hoch. Die 3.755 qkm große Insel ist ein Paradies für Millionen brütender Pinguine, Seeelefanten, Robben und Seevögel.
Die Entdeckung Südgeorgiens: Im Jahre 1775 entdeckte Capitain Cook die Insel und nannte sie zu Ehren von König George III. von England „Südgeorgien“. Seit 1908 gehört Südgeorgien zu Falkland Inseln.
Wallfangstation Grytviken: Eine andere Anlandung des Expeditionsschiffs Fram ist an der Walfangstation Grytviken auf Südgeorgien. 1904 wurde Grytviken als erste Walfangstation in antarktischen Gewässern von Carl Anton Larson, einem Norweger gegründet. Grytviken ist die offizielle „Hauptstadt“ Südgeorgiens, sie ist keine Stadt, nur eine alte Walfangstation die vor sich hin rostend langsam verfällt. Das Open Air Museum mit den zerfallenen Gebäuden und alten Schiffen sind stumme Zeugen einer blutigen vergangenen Zeit. 1965 endete die Schlachterei der Wale, Robben und Pinguinen. In Südgeorgien wurden bis 1965 alleine 175.000 Wale getötet und in der ganzen Antarktis 1.500.000 Wale. Es gibt ein Museumsgebäude, einen kleinen Andenkenladen und ein Postamt. Im Sommer arbeiten in Grytviken ca. dreißig Leute einschließlich der britischen Wissenschaftler am King Edward Point. Im eisigen Polarwinter leben nur sieben Wissenschaftler auf der Insel. Sarah und Pat Lurcock arbeiten im Museum und leben schon seit 20 Jahren auf der Insel. Sie sind acht Monate in Grytviken und dann vier Monate zu Hause in Großbritannien oder sie machen Urlaub. Auf dem Weg am steinigen Strand entlang zur Walfängerkirche liegen hunderte von Pelzrobben und Seeelefanten herum, denen macht das einsetzende Schneetreiben nichts aus. Ein paar Schritte weiter steht die kleine Kirche der Walfänger, die 1913 in Norwegen abgebaut wurde und hier wieder aufgebaut wurde. In der Walfangzeit lebten hier im Sommer etwa 500 Arbeiter teilweise auch mit ihren Familien. Früher wurde das Tranöl zur Beleuchtung in Europa verwendet.
Ernest Shackleton, der englische Antarktisforscher: Auf dem Friedhof von Grytviken ist das Grab von Ernest Shackleton, dem englischen Antarktisforscher der Hauptanziehungspunkt. Roald Amundsen, ein norwegischer Polarforscher, hatte bereits 1911 den Südpol erreicht, so musste sich Shackleton ein neues Ziel suchen, die Durchquerung des antarktischen Kontinent. Sein Schiff blieb im Eis der Weddelsee stecken und zerbrach nach neun Monaten. Die Männer lebten in Zelten und ernährten sich von Robben- und Pinguinfleisch. Als das Eis die Fahrt freigab, sind die Männer mit drei kleinen Booten gestartet und sind bis zur Elephant Insel gekommen. Diese Insel lag weit entfernt von Walfangstationen und Schiffsrouten. Shackleton macht sich mit fünf Männern in einem kleinen Boot auf den Weg um Hilfe im 1.300 Kilometer entfernten Südgeorgien zu holen. Nach sechzehn Seetagen hatten sie es geschafft. Shackleton organisierte ein Schiff, das Wetter machte ihm einen Strich durch die Rechnung, aber nach 128 Tagen konnte er seine Mannschaft retten, keiner war gestorben. Er hätte einen Orden für die Menschlichkeit verdient. Als er 1921 wieder in die Antarktis fuhr, starb er 1922 auf Südgeorgien an Herzversagen und wurde auf dem Friedhof von Grytviken begraben.
Ratten – die ungeliebten Gäste auf Südgeorgien: Ein Wissenschaftler kommt an Board des Expeditionsschiffes und hält einen Vortrag über die ungeliebten Gäste von Grytviken, die Ratten. Die braune Ratte kam aus Norwegen mit den Walfängern heimlich auf die Insel und hat sich stark verbreitet, da sie keine Feinde hatte. 2005 wurde die „South Georgia Heritage Trust“, SGHT “ gegründet. Ihr Ziel ist es die ursprüngliche Natur wieder herzustellen und die Natur in Zukunft zu schützen. Dazu gehört die Vernichtung der Ratten, zweidrittel sind bereits schon vernichtet worden, damit die Vögel, die am Boden brüten wieder brüten können. Dazu gehört der Südgeorgien-Pieper, ein kleiner Vogel den es nur in Südgeorgien gibt und der schon fast ausgerottet war. 100 Millionen verschiedene Seevögel nisten auf Südgeorgien, wie Albatrosse, Kormorane, Riesensturmvögel, Karakaras, Skuas die Raubmöwen und der Südgeorgien-Pieper, der einzige Singvogel der Insel.
Desinfektion zum Schutz der Natur
7.000 Menschen dürfen in einem Jahr auf Südgeorgien landen. Desinfektion ist das große Thema. Man darf nur in Neoprenstiefeln an Land, mit denen man vorher durch ein Desinfektionsbad auf dem Schiff gehen muss. Mit kleinen Polar-Circle-Booten wird man an Land gebracht. An Land darf mein keine Nahrungsmittel mitnehmen, nichts einsammeln, nicht rauchen, nicht spucken und den Rucksack nicht auf den Boden stellen. Da es keine Toiletten an Land gibt, muss man, wenn man eine benötigt, mit dem nächsten Polar-Circle Boot zum Schiff zurück. In eine Pinguin Kolonie darf man nicht hineingehen, man darf nur am Rand stehen bleiben und muss fünf Meter Abstand halten. Die Pinguine halten sich nicht daran, sie sind so neugierig und kommen neugierig ganz nah heran. Fünfzehn Meter Abstand soll man vor den Seeelefanten und Pelzrobben halten.
ReiseTravel Fact: Es gibt nichts Großartigeres als die Königspinguinkolonien auf Südgeorgien zu beobachten. Die Walfangstationen erinnern an die unrühmlichen Zeiten, in denen Wale, Seeelefanten, Robben und Pinguine abgeschlachtet wurden ihre Bestände dadurch drastisch dezimiert haben. Ob die Menschheit daraus gelernt hat?
ReiseTravel Service: Die Anreise mit der Fram, dem Expeditionsschiff der Hurtigruten Linie, von Buenos Aires über Falkland Inseln nach Südgeorgien.
Hurtigruten GmbH, Burchardstraße 14, D-20095 Hamburg, Tel.: 040-37693-0, www.hurtigruten.com - www.sgisland.gs - www.sght.org
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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