Doha | Wachstum auf einem Goldesel aus Gas |
Doha ist die Hauptstadt des Emirats Qatar, das als reichstes Land der Welt gilt!
Abenteuer: Manchmal hat man ja das Glück, vor einer Reise keinen Wecker einpacken zu müssen. Entweder kräht der Hahn bei Sonnenaufgang bis er eines Tages im Kochtopf verschwindet, oder man hat ein Minarett in der Nähe, aus dem der Muezzin zum Morgengebet ansetzt. Dann verbietet es die zivilisierte Kultur, an Küchenwerkzeuge zu denken. Hier ist es dann besser, die morgenländischen Rituale zu akzeptieren und sich dem Leben der Gastgeber anzupassen. So wie in Doha.
Doha ist die Hauptstadt des Emirats Qatar, das als reichstes Land der Welt gilt. In den vergangenen 30 Jahren hat es die ehemalig unscheinbare Siedlung zu einer Millionenstadt gebracht. Aber gerade der Ursprung dieser pulsierenden Stadt hat seinen besonderen Reiz.
Aufgewacht in einem der Hotels der Tivoli-Gruppe inmitten des Souq Waqif, steht man vor der Tür direkt im Zentrum des Handelns des kleinen Mannes. Hunderte von kleinen Geschäften in den engen Gassen verbreiten ein Flair wie beispielsweise in Marrakesch. Nur viel sauberer und ohne jede Befürchtung, auf kriminelle Taten zu stoßen. Denn Strolchen drohen wirksame Strafen, die auf der Sunna basieren und entsprechend abschrecken. Zudem werden nicht nur bei der Einreise am Flughafen Körperscanner eingesetzt, um ungewollte Geister von sich fernzuhalten. Auch in Hotels und großen Geschäften werden die Sicherheitsmaßnahmen angewendet, um letztlich eine Kriminalitätsrate im Emirat Qatar zu haben, von denen in Deutschland nur geträumt werden kann.
In 30 Jahren vom Dorf zur Millionenstadt
Doha ist eine Stadt, der überall anzumerken ist, dass sie mit Dubai um die Gunst der Touristen buhlt. Merklicher Unterschied ist allerdings, dass in Doha die Fraktion der europäischen Vieltrinker nicht so begehrt ist, wie in Dubai. Die Gründe für die rasante Entwicklung sind schnell gefunden, wenn man die Industrieanlagen auf dem nicht einmal 12.000 Quadratkilometer großen Flecken Wüstensand entdeckt, lässt sich leicht ein Bild des Reichtums malen. Das Emirat Qatar ist oberhalb der Gasvorkommen gelegen, die 300 Jahre für die gesamte Menschheit reichen. Ölvorkommen komplettieren die Basis für das Emporschießen von verarbeitender Industrie und dem schnellen Wachstum der Hochhäuser in Doha.
Unterirdischer Goldesel
Die Gäste der Hauptstadt am Rande des Persischen Golfs werden nach einem knapp sechsstündigen Flug aus Deutschland von der schillernden Kulisse baulicher Höchstleistungen empfangen und sollten sich nicht über das immer wiederkehrende Konterfei des Emirs Tamim bin Hamad Al Thani wundern. Bei den so eigenwillig geschmückten Gebäuden handelt es sich nicht um Geldspeicher des Emirs. „Viele Qatari schmücken ihre Gebäude mit dem Bild des Emirs, weil er so viel für die Bevölkerung tut“, erklärt Jamal vom noch jungen Tourismus Management.
Natürlich gehört nahezu alles Sichtbare der „Qatar Foundation“, wobei die unter a oberster Leitung des Emirs agiert. Aber die Art und Weise des Regierens ist so moderat, dass sich das Ausmaß der Fangemeinde schnell erklärt. Wer weder Mieten, Sozialabgaben, Steuern oder sonstige Portemonnaie-Plünderungen abendländischer Regierungskulturen kennt, ist schnell zu begeistern. Im Qatar leben indes nur etwa 10 Prozent Qatari, die restliche Bevölkerung kommt zumeist aus den Nachbarstaaten, um dort Arbeit zu finden und profitiert auch merklich von den günstigen Lebensbedingungen im Qatar.
Vorbildlich sauber in der Stadt
Die Dienstbarkeit hat offensichtlich in morgenländischen Kulturkreisen einen etwas anderen Stellenwert als in Europa. Nicht selten sind gleich mehrere Menschen in kleinen Gruppen zu sehen, die für die Sauberkeit von Gebäuden, Straßen und Plätzen zuständig sind. So hat kein Staubkorn zu viel eine Chance, die vorzeigbare Sauberkeit der Hauptstadt Doha in Misskredit zu bringen. In der Wüste sieht es da ganz anders aus. Dort scheint man sich die deutsche Untugend der Autofahrer abgesehen zu haben, die auf den Autobahnen oder jenseits davon ausgelebt wird. Wenn dort freitags, am freien Tag der muslimischen Glaubensgemeinden, Autorennen in der Wüste stattfinden, die jede Menge Schrott nach sich ziehen, bleibt doch mehr liegen, als es die Augen des Emirs gern sehen würden.
Jacuzzi für Pferde
Der wiederum kann sich eher für die Pferdezucht begeistern. Auf der Anlage des Herrschers, der im Übrigen ein Parlament installiert hat, das einer Demokratie formal ähnelt, frönen 950 edelste Pferde des Araber-Geschlechts ihr Dasein. In klimatisierten Ställen, im Schwimmbad für Pferde, auf dem Laufband oder auch nur zum Berieseln im Jacuzzi leben die Vierbeiner hier in beneidenswerten Verhältnissen. Um eine optimale Ausbildung zu gewähren, hat der Emir eine Halle bauen lassen, die über 3.000 Zuschauer fasst, Schauplatz internationaler Reitveranstaltungen bei voller Klimatisierung ist. Damit die Pferde nicht darben müssen, wird das Heu aus Kentucky importiert – natürlich nur der erste Schnitt.
Goldschmuck nach Gewicht bezahlen
Wie den Pferden ergeht es auch den Falken in dem kleinen Emirat. Sie gelten als Statussymbole. So wundert es auch nicht, dass in Doha eigens für sie ein Krankenhaus erbaut wurde, falls ihnen mal der Flügel zwickt. Wer sich einen Falken kaufen möchte, muss schon mindestens umgerechnet sechs- bis zehntausend Euro auf den Tisch legen. Angeboten werden die Vögel wie auch viele andere Tiere für Hof und Pfanne auf dem Souq Waqif. In einem ganzen Straßenzug schmiegt sich in der Enge der Gassen ein Laden an den anderen. Im nächsten Straßenzug lassen sich Textilien oder in einem weiteren Gewürze kaufen. Nahezu immer darf gehandelt werden – ein Paradies für mitteleuropäische Flohmarktliebhaber. Die Gasse der Goldhändler nimmt eine ebenso besondere Stellung ein. Bei der Pracht der Geschmeide würde jede Elster Probleme mit dem Blutdruck bekommen. Wer etwas davon kaufen möchte, muss lediglich das Goldgewicht bezahlen – so ergab ein beobachteter Einkauf. Ohne den Stolz auf sich selbst zu portionieren, erzählt in einem der kleinen Läden einer der letzten aktiven Perlentaucher Saad Ismail AL Jassim von seinen Erlebnissen als Taucher und Bodybuilder. Fotos aus seiner Glanzzeit an den Wänden lassen die Beobachter staunen und verschämt die Feinkostgewölbe durch Einatmen in sich reduzieren. Der 85-Jährige zählt zu den Legenden der Stadt Doha, wobei sogar er sogar auf einem Wandgemälde der größten Moschee der Stadt verewigt ist.
Schwer zu kontrollieren
Nun sind die Qatari nicht sonderlich positiv aufgefallen, als die Lebensbedingungen einiger Gastarbeiter beim Bau der Fußballstadien ans Tageslicht kamen. Ein Einheimischer erklärt dazu, dass die Aufträge bezüglich der Stadien nahezu alle an ausländische Unternehmen vergeben wurden. Diese zu kontrollieren, sei nicht immer so möglich, wie man sich das wünsche. „Aber der zuständige Minister hat die Kontrollen nochmals verschärft“, versichert Anjabin Siddiqui, die als Managerin für die Souq Waqif Boutique Hotels arbeitet.
Arbeiten für die WM im Plansoll
Die Arbeiten um die Fußballstadien für die Weltmeisterschaft gehen indes gut voran, wobei alle befragten Einheimischen überzeugt sind, dass diese pünktlich fertig sind. Was auch nicht überrascht, zumal keine Firma beteiligt ist, die sich am Flughafen BER versucht. Überdies soll auch das im Bau befindliche U-Bahn-Netz dann vollständig im Betrieb sein. Damit wäre dann der Verkehr der Hauptstadt merklich entlastet, in dem die Taxis einen Großteil des öffentlichen Nahverkehrs übernommen haben. Sie fahren zu Preisen, wie sie in den 50er Jahren in Deutschland üblich waren. „Alles staatlich unterstützt“, lässt Mohammed verlauten, der in einem Unternehmen für Wüstensafaris arbeitet. Sein Arbeitsgerät gehört zur Normgröße der Fahrzeuge, ein Offroader mit Plüschsesseln für sieben Personen aus japanischer Fertigung, wie fast alle Autos, die auf den Straßen zu sehen sind.
ReiseTravel Service
Das Emirat Qatar liegt an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf. Die Hauptstadt ist Doha mit knapp einer Millionen Einwohnern, wobei das gesamte Land ca. 2,7 Millionen Einwohner zählt. Nur 270.000 Qatari leben in ihrem Land, die restlichen Einwohner sind anderer Nationalität. Die Staatsreligion ist der Islam. Die Erbmonarchie ist Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2022, wobei die Stadien bis dahin allesamt neu errichtet und entsprechend der Temperaturen ausgerichtet sind.
Bei einem Pro-Kopf-Einkommen der Einwohner von knapp 130.000 Dollar, sind weitgehend alle öffentlichen Einrichtungen kostenlos nutzbar. Das Land ist nur 11.627 Quadratkilometer groß und von Deutschland per Flug erreichbar.
Shopping im Transit
Doha Airport Shopping Qatar
Die Airline Qatar Airways fliegt mehrmals wöchentlich von Frankfurt, München und Zürich nach Doha und zurück. Die Hotelauswahl ist groß, sodass sich Besucher gleich in mehrere Hotels der Tivoli-Gruppe einbuchen können, die direkt im Souq Waqif liegen. Auch das Four Seasons bietet sich als anspruchsvolle Herberge zu zivilen Preisen an.
Gezahlt wird im Qatar mit Qatar-Riyal, der einen Gegenwert von 25 Euro-Cent hat. Die heimische Sprache ist arabisch, wo bei nahezu überall auch englisch gesprochen wird. Die besten Reisezeiten liegen von März bis Mai und von September bis November. Für die Einreise ist ein Reisepass notwendig. www.visitqatar.qa - Hotels: www.tivolihotels.com/en/souq-waqif-al-mirqab-boutique-hotel - www.fourseasons.com/doha/ - landestypische Gewohnheiten und Essen: www.embracedoha.net/sessions - Gestüt Al Shaqab: www.alshaqab.com - Mathaf Arab Museum of Modern Art: www.mathaf.org.qa/en/ - Museum of Islamic Art: www.mia.org.qu/en/.
Ein Beitrag für ReiseTravel mit Fotos von Kurt Sohnemann.
Unser Autor arbeitet als Journalist in Hannover.
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