Bad Herrenalb | Golfclub Bad Herrenalb |
Naturparadies setzt Zeichen für Artenvielfalt
Was einst als Luxussegment den aufstrebenden Kurort Herrenalb bereicherte, zählt heute zu einer Perle unter den 35 Golfplätzen im Schwarzwald.
„In diesem wunderschönen Bernbachtal haben wir ein Naturparadies, das keineswegs selbstverständlich ist, denn hier könnte ja auch nur Wald stehen“, erklärt Dr. Gunther Hardt.
Der Sachverständige für Golfplätze lobt das Management der seit über einem halben Jahrhundert bestehende Golfanlage von Bad Herrenalb, weil „hier wird mit Privatmitteln Naturschutzarbeit geleistet wird, denn die Beiträge der Mitglieder fließen nicht nur in den Betrieb der Sportanlage, sondern auch in die Artenvielfalt und damit in ein stadtnahes Erholungsgebiet.“ Abseits von Fairways und Sandbunkern punktet das Kleinod im Nordschwarzwald nicht nur mit dem reinen Wasser des Bernbachs. Trockenmauern bieten Raum für eine artenreichen Flora und Fauna und der alte Obstbaumbestand ist für Wildbienen, Bienen und Vögel geradezu ein Eldorado.
Um die vorhandenen Biodiversitätsflächen quantitativ und qualitativ auszubauen, hat sich der Golfclub Bad Herrenalb-Bernbach e. V. in Kooperation mit dem Umweltministerium Baden-Württemberg und dem Baden-Württembergischen Golfverband dem Pilotprojekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ angeschlossen. „Damit ist der Golfclub Teil der Naturschutzstrategie des Landes Baden- Württemberg und erhält eine neue Wahrnehmung in Politik und Gesellschaft, denn naturnaher Lebensraum und biologische Vielfalt ist ein wertvolles Gut“, erklärt Steffen Kolb, der als Präsident die Vereinbarung unterzeichnet hat.
Wildbienen, Bienen und Honig
„Ich finde es klasse, dass der Golfclub bei einer so großen Fläche den Weg geht, um die Biodiversität zu steigern“, erklärt Torsten Schiebenes aus Bernbach, der als Imker aus Leidenschaft das Vorhaben des Vereins durch das Aufstellen seiner Bienenvölker auf der eigens eingestreuten Blühwiese unterstützt und damit für den Golfclub einen eigenen Honig produzieren kann. Im Gegensatz zur Honigbiene, die Staaten bildet, leben die meisten Wildbienen als Einzelgänger. Während diese einst von der Strukturvielfalt der bäuerlichen Vielfalt profitierten, fehlen den nützlichen Insekten mittlerweile nicht nur Nahrungs- sondern auch Nistplätze. Als „Leuchtturmprojekt“ entsteht daher auf dem Golfplatz ein attraktives Insektenhotel. Gemeinsam mit seinen Auszubildenden, die zum Berufsbild des Forstwirtes auch Naturschutz und Landschaftspflege im Lehrplan stehen haben, fertigt Forstwirtschaftsmeister Detlev Dwarnicak ein rund vier Meter langes und zwei Meter hohes Insektenhotel, das Menschen jeglichen Alters auf die Wichtigkeit der Insekten aufmerksam macht. Für die bedrohte Tierart, die immer größere Schwierigkeiten hat adäquate Lebensräume zu finden, war bereits der lokale Pfadfinderstamm der „Cherusker“ auf dem Golfplatz aktiv.
„Die vielen Apfelbäume die hier blühen, müssen ja von den Bienen bestäubt werden“, so der Tenor der siebenjährigen Melina Oswald aus Bad Herrenalb, die sich auf die vielen Äpfel freut, die im Herbst auf dem Golfplatz eingesammelt werden können, um daraus in der Moschde in Neusatz einen leckeren Apfelsaft zu gewinnen. Mit viel Liebe zum Detail wurden von den Pfadfindern kleine Nisthilfen gefertigt. Der Erlös wird zum Erwerb von Samenmischungen verwendet, die im Frühjahr die Nahrungsgrundlage für viele Insekten bilden. Für die Ansaat von Blühstreifen hat Chef-Greenkeeper Marco Oklopicic bereits gemeinsam mit Lilli Wahli vom NATURPARK Schwarzwald Mitte/Nord e. V. die sonnigsten Flächen auf dem Golfplatz auserkoren, um so möglichst vielen Insekten eine neue Heimat zu geben.
Ziegen als Weidemanager
Auch die Ziegen und Schafe von Dr. Meike Eklund haben auf dem Golfplatz eine neue Heimat gefunden. Mit ihren „Naturheckenmähern“ aus Bernbach kann unwegsames Gelände durch eine nachhaltige und schwerpunktmäßig an landwirtschaftlicher Nutzung orientierte Landschaftspflege sichergestellt werden. „Wir verhindern damit das Zuwachsen von Talabschnitten, die wichtige Funktionen für das regionale Klima und die Pflanzen- und Tierwelt erfüllen“, so Meike Eklund, die als promovierte Agraringenieurin um die Offenhaltung von Wiesen und Weiden in ihrer Heimat bemüht ist und darüber hinaus den Mikrokosmos von Insekten, Käfern und Krabbeltieren im Fokus hat, deren Lebensraum bei einem Einsatz von schweren Gerätschaften gefährdet ist.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Sabine Zoller.
Sabine Zoller lebt im Schwarzwald. Als freie Journalistin schreibt sie für verschiedene online Portale, Magazine und Tageszeitungen. Kultur, Handwerk und Brauchtum fasziniert Sie ebenso wie gute Küche und Natur. Ihre Berichte beschäftigen sich mit historisch attraktiven Themen, landschaftlich reizvollen Regionen und lukullisch attraktiven Stationen und machen Lust auf Reisen.
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