Paris

Das Hôtel de Ville de Paris ist nicht ein Hotel, wie man das auf den ersten Blick vermuten könnte, sondern das Pariser Rathaus, das eigentlich ein Palast ist

Das Hôtel de Ville mit seinem Vorplatz hat eine sehr geschichtsträchtige Vergangenheit und ist mit fast allen wichtigen Ereignissen der Stadt verbunden.

Frau Anne Hidalgo, geboren in Spanien, ist heute die Bürgermeisterin von Paris. Ihr Arbeitsplatz befindet sich im Hôtel de Ville, von wo aus sie die Stadt zusammen mit der städtischen Verwaltung, schon seit 2016 führt. Auch außerhalb von Frankreich ist Frau Hidalgo bekannt geworden wegen zahlreicher urbanen Neuerungen in Paris, die sie auf den Weg gebracht und umgesetzt hat. Zum Beispiel sind viele innerstädtische Bereiche zu autofreien Zonen zugunsten von Fußgängern umgewandelt worden. Gleichzeitig wurden in der Stadt hunderte Kilometer neue Fahrradwege eingerichtet. 

Hôtel de Ville de Paris – Rathaus Paris

Hotel de Ville de Paris Rathaus Paris

Während der Olympischen Spiele war das Hôtel de Ville eine Art Schaltzentrale von Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Von dort wurde schon seit Jahren die Stadt auf die Olympischen Spiele vorbereitet und komplizierte, oft schwierige Entscheidungen getroffen.

Die Olympischen Spiele kosteten Paris 9 Milliarden Euro. In Rio de Janeiro wurden zum Beispiel für die Olympischen Spiele 12 Milliarden Euro verschwendet, insofern waren die geringeren Aufwendungen für Frau Hidalgo und die Stadtregierung von Paris zweifellos eine enorme Leistung und ein grosser Erfolg.

Das Pariser Rathaus, liegt im 4. Arrondissement im Herzen der Stadt direkt am Ufer der Seine. Der Fluss, in dem man seit hundert Jahren wegen der Verschmutzung nicht schwimmen durfte, wurde mit grossem finanziellen Aufwand (es heißt, dass die Stadt Paris anderthalb Milliarden Euro für die Säuberung des Flusses ausgegeben hat) für die Olympischen Spiele gesäubert. Zwei Wochen vor den Olympischen Spielen schwamm Bürgermeisterin Hidalgo selbst in der Seine im Beisein internationaler Medienvertreter und versuchte so zu vermitteln, dass das Wasser des Flusses tatsächlich sauber sei.

Olympische Spiele Paris

Olympia Paris

Westlich vom Rathaus liegt der Vorplatz, auf dem viele bedeutsame Ereignisse der Stadt stattgefunden haben. Er wurde auch während der Olympischen Spiele 2024 aktiv benutzt.

Nördlich begrenzt wird das Hôtel de Ville durch die Rue de Rivoli, die eine wichtige Pariser Einkaufsstraße mit zahlreichen Restaurants ist. In der Nähe auf der Seine-Insel befindet sich die im Jahr 2019 teilweise durch ein Feuer zerstörte Kathedrale Notre-Dame, die zurzeit mit Hochdruck restauriert wird. Nicht weit entfernt davon liegt das größte Museum der Welt, nämlich der Louvre.

Bereits 1357 wurde an gleicher Stelle nahe der Seine das Gebäude „Maison des Pilliers“ von dem führenden Pariser Kaufmann und Flusshändler Étienne Marcel (zwischen 1302 und 1310-1358) zum Rathaus umgewandelt. Später wurde das Rathaus wegen Baufälligkeit abgerissen.

In der Zeit von König Franz I (1494-1547), der ein Förderer der Renaissance in Frankreich war, wurde auf Bitten hoher Pariser Beamten an gleicher Stelle ein echter Renaissance-Palast nach den Plänen des italienischen Architekten Domenico da Cortona (um 1465 - um 1549), bekannt auch als Boccador, errichtet. Der Bau begann am 15. Juli 1533 mit der Grundsteinlegung; jedoch wurde der Palast erst im Jahr 1628 fertiggestellt.

Vor und während der Französischen Revolution war das Pariser Rathaus Schauplatz verschiedener  Ereignisse. Nach dem Sturm auf die Bastille wurde der Astronom Jean-Sylvain Bailly (1736-1793) zum ersten Bürgermeister von Paris gewählt. Er stammte von einer bedeutenden Pariser Malerfamilie ab und war sogar im Louvre geboren. Bailly ist bekannt aufgrund seiner Berechnungen der Umlaufbahn des Halleyschen Kometen und seiner Studien von Jupitermonden. Noch während der Französischen Revolution wurde er als "Königsfreund" durch die Guillotine hingerichtet.

Am 4. September 1870 wurde im Gebäude während des Deutsch-Französischen Krieges die Dritte Republik ausgerufen. Während der Pariser Kommune wurde das Hôtel de Ville 1871 in Brand gesteckt. Das Stadtarchiv, die Unterlagen des Pariser Standesamtes und die wertvolle Bibliothek gingen endgültig verloren. Nur die Hauptfassade des Renaissance-Palastes blieb stehen.

Zwischen 1874 und 1882 wurde das Hôtel de Ville nach Plänen der Architekten Théodore Ballu (1817-1885) und Pierre Deperthes (1833-1898) neugebaut. Das damals gebaute Palast-Gebäude ist das, welches noch heute dort steht. Der Architekt Ballu hat wahrscheinlich auch die Pfarrkirche La Trinité in Paris entworfen, obwohl die Planung der Kirche von einigen Experten auch anderen Architekten zugeschrieben wird. 

Ballu und Deperthes versuchten, die alte Fassade des Rathauses zu imitieren im sogenannten Neorenaissance-Stil. Am Ende der Hauptfassade stehen zwei viereckige Eckpavillons. In der Hauptfassade hinter der Uhr ist ein achteckiger Glockenturm eingebaut. Entlang der Hauptfassade gibt es eine Reihe von Statuen, die prominente Persönlichkeiten der Stadt Paris darstellen. 

Der Vorplatz des Rathauses hat ebenfalls eine wichtige Rolle bei verschiedenen Ereignissen und Aufständen der Stadt gespielt. Zeitweise stand dort eine Guillotine für Hinrichtungen. Heute findet dort im Dezember ein Weihnachtsmarkt statt und in der Ferienzeit im Winter wird dort eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen aufgebaut. 

Anfangs hieß  der Platz Place de Grève (auf Deutsch Streikplatz) und seit 1803 Place de l´Hôtel-de-Ville (Rathausplatz). Seit 2013 wird der Platz zusätzlich Esplanade de la Libération genannt und ist seit 1982 nur für Fußgänger zugänglich.

ReiseTravel Autor Markku Rainer Peltonen

ReiseTravel Autor Markku Rainer Peltonen 

Während der Olympischen Spiele 2024 fand im Hôtel de Ville die Akkreditierung der Journalisten statt. Der Vorplatz des Rathauses war zu einer Fanzone umgebaut. Hunderte oder tausende Olympiagäste konnten dort mittels zweier grosser Leinwände die aktuellen Ereignisse der Olympischen Spielen verfolgen. Auch die Starts der Frauen- und Männer-Marathons der Olympischen Spiele fanden auf dem Platz neben dem Rathaus statt.

Paris hat zahlreiche berühmte und weltbekannte Sehenswürdigkeiten, die Millionen Reisende von Jahr zu Jahr aus allen Herrenländern besuchen. Zu diesen Sehenswürdigkeiten gehört auch das Hôtel de Ville de Paris, das Pariser Rathaus, auf das fast alle Paris-Besucher, oft ohne Wissen der eigentlichen Bedeutung des Gebäudes, bewusst oder zufällig bei Spaziergängen im Zentrum von Paris stoßen werden.

Ein Beitrag von Markku Rainer Peltonen

Unser Autor stammt aus Finnland. Er studierte in Berlin. Dipl.-Ing. (Architektur) TU Berlin. M.A. (Altamerikanistik) FU Berlin. Er arbeitet als freier Journalist und Fotojournalist.

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