Tux | Hüttenwirt „Weidener Hütte“ Tuxer Alpen |
Kaspressknödelsuppe am Inntaler Höhenweg. Hüttenwirt Gerhard Baumgartner: Ein herrliche Aufgabe
Zur Belohnung gibt es nach einem zweistündigen Aufstieg Almdudler, Weizenbier und einen großen Teller hausgemachter Kaspressknödelsuppe. Zugegeben: Eine alpinistische Herausforderung ist die Wanderung zur "Weidener Hütte" nicht. Nicht einmal der 500 Meter lange Waldpfad über das Nurpensbachbrückerl, der den kostenpflichtigen Parkplatz (drei Euro pro Tag) in Innerst mit dem schattigen Forstweg verbindet, der zur Liegenschaft der Weidener Alpenvereins-Sektion hochführt. Ins Schwitzen kommt man dennoch. Immerhin liegen zwischen Parkplatz und dem Zielort 534 Höhenmeter. Aber hier oben auf der "Weidener Hütte" fühlen sich nicht nur im Sommer Wanderer und Radfahrer wohl. Jede Menge Spaß macht auch die Winterrodelbahn mit Gütesiegel.
Es gibt zwei, drei weitere Wege, die nach oben führen, die aber alle ungleich zeitraubender sind. Der längste Aufstieg dauert laut Beschilderung vier Stunden. Wer auf der Autobahn aus Richtung Kufstein kommt, wählt am besten die Ausfahrt Schwaz, biegt dann nach Pill ab und hält sich immer in Richtung Weerberg.
Beim Hüttenwirt „Weidener Hütte“ Tux
„85 Prozent meiner Gäste kommen aus Deutschland, die meisten aus Bayern“, erzählt Hüttenwirt Gerhard Baumgartner, der die „Weidener Hütte“, die auf 1799 Höhenmetern in den Tuxer Alpen liegt, mit seiner Frau Martha bis Ende der Wintersaison 2021/2022 bewirtschaftete. Ab der Kommenden Sommersaison übernehmen Jessica Spögler und Lukas Gstrein die Pacht. Die Entscheidung, die Hütte zu pachten, sei für ihn kurzfristig gefallen, berichtet Baumgartner. „Das war im Juli 2019. Ich hatte die volle Sommersaison. Der Winter war gut. Und dann kam Covid-19."
Eine komplette Wintersaison über, die normalerweise von Ende Dezember bis Ende März dauert, war die Hütte zu. Und im darauffolgenden Sommer musste er auch schon früher schließen als geplant. Grund war die deutsche Reisewarnung, sagt Gerhard Baumgartner. „Sobald die ausgesprochen war, kamen nur noch Stornierungen. Von den 150 Reservierungen sind nur drei Leute gekommen.“
Natürlich wurde Baumgartner, wie andere Unternehmer auch, vom österreichischen Staat entschädigt. Aber nur für die laufenden Kosten. Nicht für die Investitionen, die er vorher geleistet hatte, darunter Aufwendungen für die Kücheneinrichtung oder die neue Pistenraupe. Die habe er angeschafft, um die Winterrodelbahn hinunter ins Tal zu präparieren. Die Rodelbahn gibt es seit gut 20 Jahren. Im vergangenen Jahr wurde sie vom Land Tirol mit dem Gütesiegel ausgezeichnet.
Während der Sommer- und Wintersaison leben die Baumgartners oben auf der Hütte. Außerhalb der Saison wohnen sie in Innsbruck. An schönen Wochenenden kann sich Gerhard Baumgartner vor Gästen kaum retten. "Dann kommen viele. Vor allem Radfahrer und E-Biker. Das Wetter muss halt passen."
Die meisten seiner Gäste starten mit ihrem Rad in den kleinen Ortschaften Weer oder Kolsass im Tal. Beide Strecken hinauf zur Hütte sind rund zehn Kilometer lang. Die "Weidener Hütte" ist aber nur eine Zwischenstation eines längeren Rundkurses.
Für E-Biker gibt es eine Ladestation direkt vorm Haus. Nach der Einkehr radeln die meisten am Nafingsee vorbei zum Geiseljoch hoch und anschließend ins Zillertal hinunter. Die Strecke führt an Mayrhofen vorbei und endet am Ausgangspunkt.
"Andere fahren nur herauf, essen etwas und fahren wieder runter." Natürlich seien auch viele Tourenwanderer unterwegs. "Wir sind Teil des Inntaler-Höhenwegs, der in Innsbruck losgeht und in Schwaz endet." Stationen dieser 70 Kilometer langen, fünftägigen Tour: Patschkofelhütte, Lizumer Hütte, Weidener Hütte, Raskogelhütte und Kellerjochhütte. Man bewegt sich ständig auf 2000 Höhenmetern. "Ein bisserl bergerfahren sollte man schon sein."
Weidener Hütte
Der Rundblick von der Terrasse der "Weidener Hütte" oder vom Fenster des Matratzenlagers aus ist atemberaubend. Von links nach rechts erblicken die Gäste Hippoldspitze (2642 Meter), Grafensspitze (2619 Meter), Hirzer (2781 Meter) und Wildofen (2553 Meter). Die Hubertusspitze (2205 Meter) - benannt nach einem früheren Wirt der "Weidener Hütte" - ist der Hausberg und das Ausflugsziel vieler Gäste. Hoch zum Gipfelkreuz dauert es eine Stunde.
Als wir oben sind, sitzen in Gerhard Baumgartners urgemütlicher Gaststube nur eine Handvoll Gäste. Das Wetter ist wechselhaft. Es nieselt zeitweise. Wolkenfetzen verdecken die mächtigen Bergrücken. Manchmal reißt die Wolkendecke aber auf und gibt den Blick frei auf umliegende Berge. Das Panorama ist traumhaft.
Die Mitglieder der DAV-Sektion Weiden besuchen die Hütte regelmäßig gegen Ende der Sommersaison. "Das sind immer so 35 Personen." Vereinzelt kämen Weidener Alpenvereins-Mitglieder aber auch individuell. Die Hütte wurde 1927 von der Sektion erworben und 1959 erweitert. Das Zimmergeld sei Sache der Sektion. "Ich bekomme fürs Sauberhalten und für die Verwaltung eine Pauschale pro Lagerplatz."
Auf der "Weidener Hütte" gibt es 56 Betten: 30 Zimmerbetten und ein Matratzenlager für 26 Personen. Während der Corona-Pandemie sind Schlafsäcke verpflichtend. Sie können auch ausgeliehen werden. Übernachten kann jeder, eine Mitgliedschaft im Alpenverein ist nicht erforderlich. Die Preise liegen bei 17 Euro (Nichtmitglieder 28 Euro) für einen Schlafplatz im Zimmer sowie 12 Euro (23 Euro) für einen Matratzenplatz.
"Meine Gäste bleiben in der Regel nur eine Nacht." Im Winter sei das anders. "Da bleiben die Gäste schon mal drei, vier Tage und unternehmen von hier aus ihre Skitouren." Der Aufstieg zur Hütte im Winter: mit Fellen unter den Skiern, Schneeschuhen oder dem Schlitten im Schlepptau, gerne auch direkt über die Rodelbahn. "Wir haben hier nur Tourengeher, einen Lift gibt es ja nicht." Skiabfahrten seien nur im Tiefschnee möglich.
Die Aufgaben eines Hüttenwirts?
"Es ist nicht so, dass ich nur oben am Bergsee sitze und den Sonnenuntergang genieße." Baumgartner kümmert sich unter anderem um den Einkauf. Im Sommer sei das einfach, sagt er. "Da werden wir von den Lieferanten beliefert." Anders im Winter. "Da muss ich Ware, die unten im Container zwischengelagert ist, mit dem Quad hochtransportieren. Ein- bis zweimal die Woche mache ich das." Auch der Müll muss einmal pro Woche im Tal entsorgt werden, im Winter zweimal. Dazu kommen die Gastronomie, die regelmäßige Entsorgung der Kläranlage und die Instandhaltung von Hütte und Zaun. "Da hilft mir aber die Weidener Sektion."
Hüttenwirt zu sein, sei eine herrliche Aufgabe. Vor allem für einen wie Gerhard Baumgartner, der früher selbst Kletterer war und Touren ging. "Ich habe auch Trekkingtouren in Nepal unternommen." Heute lege er dieselbe Anzahl von Schritten zurück, wie seine Gäste, die zur Hütte hochwanderten. "Allerdings von der Küche zur Terrasse", sagt er schmunzelnd. "Du bist dein eigener Herr, bist selbstständig. Es ist aber auch harte Gastronomie-Arbeit, bei teilweise 16 Stunden am Tag. Und das 7 Tage die Woche." Die zweieinhalb Monate Pause in der Zwischensaison habe er dann aber auch dringend nötig: zur Erholung vom Berg.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.
Unser Autor wohnt in Weiden.
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