Engelberg

Unterwegs in den Bergen rund um Engelberg in der Zentralschweiz

Engelberg: Am Fuße des Titlisgipfels in der Zentralschweiz, der aus einer 20 Kilometer langen majestätischen Bergkette herausragt, liegt der bekannte Touristenort Engelberg. Sein Name geht auf die Legende zurück, nach der über den Bergen ein Engel erschien. Dies war Grund genug, hier vor 900 Jahren eine Kirche und ein Kloster zu errichten. Das rund herum gewachsene Dörfchen zog dann besonders in den letzten hundert Jahren immer mehr Urlauber an: Als reizvolle Attraktion präsentiert sich der Hausberg Titlis. Die Bergbahnen befördern die Besucher bis zur Gipfelhöhe von 3020 Metern.

Die Engelberg-Touristen wollen die Welt nicht allein aus der Höhe, sondern beim Wandern ganz naturnah aus authentischer Nähe bestaunen. Was liegt da näher als das der Engelberg-Titlis-Tourismus eine genussvolle Wanderroute zu den legendären Alpenwirtschaften einrichtet - den Alpkäse-Trail. Die Originalstrecke umfasst in etwa die Marathon-Distanz mit insgesamt 43 Kilometern und verbindet sieben Alpkäsereien um Engelberg. Der Trail ist schon als Mehrtageswanderung konzipiert. Aber er ist auch familienfreundlich, denn vom Startpunkt Engelberg sind durchaus auch Tagesetappen möglich sowie Abkürzungen bequem per Luftseil- und Standseilbahn. Doch die meisten Wanderer, die sich auf den Trail begeben, wollen auch die Übernachtung in der Alphütte erleben.

Der Weg ist das Ziel

Das erste Ziel meines Alpkäse-Trails ist die Alpkäserei Surenen, die auf einer Höhe von 1665 Metern liegt. Im lang auseinandergezogenen Ortstal Engelberg bringt die kostenlose Dorfbuslinie den Wanderer zur Seilbahn, die ihn bequem hinauf zur Bergstation Fürenalp befördert. Schon die ersten Wanderschritte durch die Bergwelt belegen ein Credo des Trails: Schon der Weg ist ein Ziel. Kurz bevor der mit dem Rucksack ausgestattete Wanderer ins Schwitzen kommen kann, ist schon ein erster Rastplatz erreicht, das wunderschön gelegene Bergrestaurant Fürenalp.

Die Terrasse ist an einer Seite durch eine Bergkulisse begrenzt. Der Blick zur anderen Seite ist auf Alpwiesen gerichtet, von denen das Geläut von Kuhglocken bis an die Tische und Bänke des Restaurants herüber reicht.

Kuh mit Schweizer Flagge

Engelberg Schweiz by ReiseTravel.eu

Strom liefert ein Bergbach

Nicht weit entfernt von der Fürenalp befindet sich die Käserei Surenen. Der Käser Florentin Spichtig empfängt die Gäste in einem 2019 neu entstandenen modernen Bau einer Genossenschaftskäserei. Florentin und seine Frau Daniela verarbeiten knapp 200.000 Liter Milch von vier Alpbauern-Familien. Längst ist die Zeit vorbei, als die Vorgänger auf der Alp mit Holzfeuern in großen Töpfen das Wasser und die Milch erwärmen mussten. 1987 hat die Genossenschaft ein kleines Kraftwerk gebaut. Ein Bach in der Nähe mit einer Turbine lieferte ausreichend Strom. Doch auch in einer modernen sanierten Käserei ist harte Arbeit gefordert - in der Alpkäse-Saison110 Tage am Stück ohne Sonn- und Feiertage. Von den insgesamt 110 Kühen werden etwa 20 Tonnen Käse hergestellt. Aber damit ist die Arbeit noch nicht getan. Über den Winter wird ein Teil des Käses in einer kleinen Schatzkammer, dem Winterlager auf der Alm gelagert. "Ich muss dann einmal im Monat mit dem Ski hierher fahren und die Käse wenden und pflegen", berichtet Florentin. In der Regel werden die Alpkäse innerhalb von 12 bis 18 Monaten verkauft.

Sven im Käsekeller

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Der Käse-Kessel steht neben dem Schanktisch

Der Alpkäse-Trail führt weiter hinauf die Berge zur Blackenalp auf einer Höhe von 1.773 Metern. Der Wanderer wird vom Geläut der Kuhglocken begleitet, die sich auf den Almwiesen verteilen. Ab und an haben die Alpbauern auf den Kuhweiden an einem Holzmast die Schweizer Flagge gehisst. Da wissen die Kühe, wo sie hin gehören und die Menschen sowieso. Neben unzähligen kleinen Wasserläufen aus den Bergen kommt dann auch mal ein kleiner brausender Wasserfall ins Bild.

In der Blackenalp scheint das Leben der Alpbauern noch recht authentisch abgebildet. Im Raum neben dem Schanktisch und der kleinen Küche ist Sven Schmid dabei, in einem Kessel in einer Käsemolke zu rühren. Seine Frau Carolin Haag steht ihm am Ausschank zur Seite. Im Nebenraum sitzen Wanderer bei schmackhaftem Abendbrot. Nach 21 Uhr gehen sie um die Hütte zu einem separaten Eingang. Über eine Holztreppe gelangen sie in ein Gruppenquartier. Jeder hat seinen Schlafsack in seinem Wandergepäck mitzubringen. In dem großen Raum schlafen in dieser Nacht ein knappes Dutzend Gäste. Hier ist es stockdunkel, ein Lichtschalter befindet sich an der Tür und als Licht für den Toilettengang dienen Handys.

Wer von den Gästen schon in der Morgendämmerung aufsteht, darf früh im nur 30 Meter entfernt liegenden Stall beim Melken der Kühe zuschauen. Die elf Milchkühe, die auf der Almwiese übernachten, haben den Weg zum Stall gefunden."Sie fühlen sich auf den Alpwiesen bei etwa 5 bis 11 Grad Außentemperatur sehr wohl", sagt Sven. Die im Stall festgemachten Kühe werden von Sven und zwei Helfern mit kleinen Melkmaschinen, die die Form einer großen 40 Liter Milchkanne haben, zwei Mal am Tag gemolken. Die Kühe geben zwischen 10 und 20 Liter Milch pro Tag. Sven ist außerdem anerkannter Geburtshelfer für manches Kalb, da der Tierarzt einen zu langen Weg hat. 

Sälmi Töngi lädt zum Molkebad

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Das Bad in der Molke

Das nächste Ziel auf dem Trail ist die Alpkäserei Gerschnialp. Der Weg führt an einem idyllischen Berggasthof vorbei, wieder zur Talstation und runterwärts bis nach Engelberg. Hier bringt der kostenlose Dorfbus die Wanderer zur nächsten Standseilbahn, die in das Reich eines der berühmten Käsemacher der Region führt. Sälmi Töngi macht seit 40 Jahren Käse und gilt sozusagen als ein Urgestein der Alpkäserei. Immerhin verarbeitet er täglich (!) 3000 Liter Milch zu mildem, weichem, halbhartem und hartem Käse und zusätzlich noch zu Ziegenkäse. Von den Einheimischen ehrfurchtsvoll als Käsebaron tituliert, offeriert der umtriebige Sälmi seit 20 Jahren zusätzlich eine stark nachgefragte Spezialität für Touristen: Das Molkebad. Dank seiner umfangreichen Käseproduktion fallen täglich eintausend Liter Molke an. Abgefüllt in einem Kupferkessel kann der müde Wanderer im Molkebad bei 40 Grad Molketemperatur mit Blick auf die Alpen entspannen. "Es ist gut fürs Gemüt und beruhigt die Nerven", weiß Sälmi schmunzelnd sein Bad anzupreisen. Und außerdem gebe es den Effekt des Cleopatrabades für die Haut.

Der Rückweg ins Tal nach Engelberg bietet für die Wanderer eine Überraschung eine Trottinett-Fahrt hinunter ins Dorf. Helm auf und dann geht es in die Tiefe auf einem Zwei-Rad-Roller ohne Sitz, im Stehen mit zwei Handbremsen am Lenker, je eine für das Vorder- und das Hinterrad. Hier führt die Tour immerhin über eine glatte asphaltierte Straße. Im Unterschied zu den sicheren Bergbahnen, die übrigens meist das Roller-Geschäft betreiben, sollte der rollende Wanderer unbedingt vor der Fahrt die Wirkung der Bremsen prüfen. Auch von der Roller-Strecke eröffnen sich wieder wunderschöne Sichten auf Engelberg.

Faszination Bergwelt

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Rosmarie ist der Milch-Sommelier

Nach einer Zwischenstation in der Berglodge Ristis, die Schlafgelegenheiten mit Bettzeug für Gruppen wie Einzelwanderer bietet, ist die letzte Station des Trails in einem kurzen Spaziergang zu erreichen. Die Alp Hüttismatt wird von dem Alpkäserpaar Rosmarie und Edy Hurschler betrieben.

Der Alpkäser Edy ist unten im Dorf Engelberg geboren. Seit seinem 17. Lebensjahr arbeitet er in den Bergen auf der Alp, im Winter für die Gemeinde Engelberg. In den langen Winternächten zieht er mit dem Pistenbully die Langlauf-Loipen. Auch mit weniger Schnee ist viel zu tun. Im Sommer hat er im Stall 20 Kühe, einige davon gehören ihm. Sie liefern 210 Liter Milch täglich. Es ist wieder viel zu tun. Seit 20 Jahren steht ihm seine Frau Rosmarie zur Seite. Ein Glücksfall für ihn und für die Qualität von seinem Käse. Rosmarie hat sich mittlerweile zu einem wahren "Milch Sommelier" qualifiziert, der die Milch begutachtet. Sie weiß auch, welche Kräuterwiesen für die Kühe das Beste für den Käse sind. Das blieb nicht ohne Folgen. Seit 2014 konnte der Käse von der Alp Hüttismatt bei Käsewettbewerben im Kanton Obwalden regelmäßig Preise gewinnen. Die Fachjury von Käsemeistern hat sich bei der Verkostung von mehr als einem Dutzend Sorten nach Geruch, Geschmack und Aussehen oft für den Alpkäse von Rosmarie und Edy entschieden.

Wenn der Sommertag der beiden von 4 Uhr früh bis abends 22 Uhr lang ist, erhalten sie seit einigen Jahren tatkräftige Unterstützung vom Sohn Matthias. Im Winter ruft dann noch der Schneedienst der Gemeinde. Aber Edy hat noch eine weitere Beschäftigung. Er sorgt im Wald für 15 Kubikmeter Brennholz, beginnend beim Baum fällen bis zum Scheit Holz. Hier oben wird im Käsereibetrieb und im Wohnhaus ausschließlich naturnah mit Holz gefeuert. In ihrem Haus führt auch eine schmale Tür zu einem kleinen Verkaufsraum für Käse. Wanderer nehmen ganz gern etwas Käse von Rosmarie und Edy mit. Wessen Weg hier nicht vorbei kommt, kann auch in der fünf Wanderminuten entfernten Berglodge Ristis zum Frühstück oder Vesper den preisgekrönten Käse verkosten. www.engelberg.ch - www.titlis.ch

https://brunni.ch/de/Detail/berglodge-restaurant-ristis - www.engelberg.ch/sommer/alpkaese-trail/

Ein Beitrag für ReiseTravel mit Fotos von Ronald Keusch.

Ronald Keusch by ReiseTravel.euUnser Autor ist freier Journalist mit dem Schwerpunkt Tourismus, er lebt und arbeitet in Berlin. 
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