München | Captain Phillips |
Ein Insider über eine verschwiegene Branche im Film „Captain Phillips“
Tom Hanks spielt Captain Richard Phillips: Richard Phillips sagt von sich, dass er nur „verdammt viel Glück“ gehabt habe. Im Jahr 2009 wird sein Frachter mit Hilfsgütern, die „MV Maersk Alabama“ auf der Fahrt nach Mombasa von einem Fischerboot gekapert. Fünf Tage lang ist er in der Gewalt somalischer Piraten. Ihre Forderung: zwei Millionen Dollar, ansonsten ist er tot. Präsident Barack Obama, frisch im Amt, schickt die US-Marine, welche dem Drama nach stundenlangen Verhandlungen ein Ende bereitet. Präzisionsschützen der Navy Seals beschließen die Angelegenheit auf ihre Weise.
Der zweifache Oscarpreisträger Tom Hanks spielt wie immer seine Rolle überzeugend, versetzt sich im auf der wahren Begebenheit basierenden Film „Captain Phillips“ überzeugend in die Lage des Entführten. Bereits die Einstiegsszene verweist auf die unterschiedlichen Lebensbedingungen: Es zeigt den ganz normalen amerikanischen Alltag des Ehepaares Phillips bei der Verabschiedung. Captain Phillips muss seinen Dienst antreten. Ein ganz gewöhnlicher Ablauf. Während an einem anderen Ort der Erde schwer bewaffnete Männer in See stechen. Sie gehen ebenfalls ihrer Arbeit nach, geprägt von einer Mischung aus materieller Armut und geballter Wut.
Kampf den Piraten - Ein Insider berichtet über eine verschwiegene Branche, von George Cypriano Bühler im Econ Verlag:
Auch während des Films wird die Problematik in Somalia wiederholt thematisiert. „Große Schiffe fangen uns alle Fische weg“, sagt der Anführer der Entführer, allesamt fast noch Kinder, sicher ist keiner älter als 20 Jahre. In ihnen steckt Hoffnungslosigkeit, schlechte Zukunftsperspektiven treiben sie zu Verzweiflungstagen und insgeheim träumen sie den „American Dream“. Teilweise so dargestellt, dass man ihnen das Geld gönnen und einen glücklichen Ausgang für sie herbei wünschen würde. Dann wieder so abgrundtief mit Hass erfüllt, dass man nur noch Abscheu für sie empfinden kann. Ein tiefsinniges Psycho-Drama findet in den Tagen der Gefangenschaft auf dem orangen Rettungsboot zwischen dem Captain und Muse, dem Anführer der Somalier statt. Mit sehr viel Strategie hatte er die Piraten zum Aufgeben zwingen, ja raffiniert manipulieren wollen, um am Ende ebenso hilflos zu sein wie sie. Und sich dann verzweifelt selbst in deren Hände begeben, um den Verlust des Frachters und eine Bedrohung seiner Mannschaft zu verhindern.
Dennoch ist er bis zum Schluss kein Held, er ist besonnen, abwägend und sieht dem Tod ins Auge ohne übertriebene Szenarien. Gelegentlich scheint die Tendenz unentschieden, dann wieder ist unschlüssig, wer die Oberhand gewinnen wird. Eine knisternde Spannung zieht sich über den ganzen Film hin. Eine falsche Reaktion und die Sache endet in einem Blutbad. Die Hilflosigkeit der Entführer schaukelt sich auf bis zu heftigen Aggressionen und bringt unendlich viele dramatische Situationen mit sich. Das bedächtige Handeln als ruhender Pol nach außen hin ist Hanks auf den Leib geschrieben. Er ist prädestiniert für diese Rolle. Dementsprechend überzeugend spielt er auch den Captain nach einer wahren Begebenheit. Er spielt nicht nur die Hauptrolle in einer Welle aus Aggression und Dramatik. Alles in allem ist er der Mittelpunkt, der Anker im Chaos und versteht es, Angst, Verzweiflung und Ruhe zugleich auszustrahlen und dem Betrachter zu vermitteln.
ReiseTravel Fact: Ein Thriller mit bekanntem Ausgang, jedoch zu überzeugend inszeniert, um auch nur eine Minute die Aufmerksamkeit schweifen zu lassen. Ein sehr spannender, aber auch nachdenklicher Film.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Sabine Erl.
Redakteurin Sabine Erl zeichnet bei ReiseTravel für die Redaktion Lifestyle verantwortlich.
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