Görlitz

Zwei Kommissare wie Hund und Katz

Dreharbeiten für den zweiten Fall des neuen Krimiformats am Donnerstagabend im Ersten abgeschlossen: Was haben Michael Ballack und Burkhard „Butsch“ Schulz, die Hauptfigur aus dem neuen ARD-Donnerstag-Krimi „Wolfsland – Tief im Wald“  gemeinsam? Beide kommen aus Görlitz. Während aber der Ex-Fußballstar in die großen Stadien dieser Welt hinauszog, blieb „Butsch“ der Oberlausitz treu.

Im Arbeiter- und Bauernstaat begann er Agrarwissenschaften zu studieren. Nach der Wende ging er zur Kripo Görlitz, wo er mittlerweile zum leitenden Hauptkommissar aufgestiegen ist. Er ist Ende vierzig, hat Familie, lebt aber alleinstehend. „Butsch“ wird von Götz Schubert gespielt, der im ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ einen Oberfeldarzt der Wehrmacht mimte. 

Seine Kollegin ist die bildhübsche Viola Delbrück, gespielt von Yvonne Catterfeld. Anfang 30, mit einem narzisstischen, eifersüchtigen Psychiater  verheiratet, getrennt lebend, kinderlos. Die beste Absolventin der Hamburger Polizeiakademie, eine blitzgescheite Frau, will in der Stadt an der polnischen Grenze ein neues Leben beginnen. Ein ungleiches Paar: Der eigenbrötlerischer Haudegen und die moderne Kriminalistin. 

Zwei Kommissare wie Hund und Katz

Björn Delbrück, Yvonne Catterfeld, Götz Schubert im Krimi Wolfsland ReiseTravel.eu

Johannes Zirner, der Violas Ehemann, den Psychiater Björn Delbrück spielt, Yvonne Catterfeld (Viola Delbrück) und Götz Schubert (Burkhard „Butsch“ Schulz)

„Wolfsland“ ist deshalb die Geschichte zweier Kommissare auf der Flucht vor inneren und äußeren Gegnern. In Görlitz, der östlichsten Stadt der Bundesrepublik – Polen ist nur eine Fußgängerbrücke weit weg, Tschechien wenige Kilometer – arbeiten die zwei Ermittler wie Hund und Katz zusammen.

Der Eigenbrödler wohnt in einer chaotisch anmutenden Drei-Zimmer-Wohnung, die im krassen Missverhältnis zur wunderschön sanierten Altbau-Fassade seines Mietshauses steht. „Butsch“, der Stinkstiefel, ein misstrauischer, sarkastischer, getriebener Mann, der weiß, dass die Welt mies zu ihm ist, weil er mies zu ihr ist.

Sie denkt schnell, zieht meist die richtigen Schlüsse und hat deshalb eine hervorragende Aufklärungsquote. Er flieht vor Veränderung, bewegt sich keinen Millimeter von der Stelle. Ein Alptraumpaar. Das restliche Team im Präsidium um die beiden beschreibt Sven Poser, einer der beiden Drehbuchautoren, als Resonanzkörper für die Helden Dutsch und Viola.

Mit „Hubert & Staller“ oder einem „Tatort“ habe „Wolfsland“ nichts gemein. „Wir haben schon eine ganz eigene Farbe.“ Der „Tatort“ sei ein reiner Krimi. „Und davon wollen wir uns abheben und nicht nur vom Sendeplatz am Sonntagabend her.“ In „Wolfsland“ richte sich der Fokus allein auf die beiden Hauptfiguren, „und wie die sich entwickeln.“

Eine weitere Hauptrolle spielt die Stadt Görlitz, mit ihren Winkeln und ihrer alten Bausubstanz. Für Filmemacher eine „wunderbare Stadt“ mit „tollen Bildern und Kulissen.“ Weil Polen nur einen Steinwurf weit weg sei, werde Görlitz auch vom  östlichen Nachbarland aus betrachtet. Der Stoff ist grenzüberschreitend.

Görliwood – Ein Hauptgewinn

Die Unterstützung durch die Stadt sei toll, heißt es von Seiten der  Filmemacher. Das mit den Drehgenehmigungen – hin wieder müsse eine Straße gesperrt werden – laufe problemlos. Für Oberbürgermeister Siegfried Deinege keine Frage. Schließlich sei die Krimiserie die beste Werbung für seine Stadt, die bislang nicht als lebendige Kommune, sondern lediglich als pittoreske Kulisse eine filmische Rolle gespielt hat. „Görliwood“ – ein Hauptgewinn. 

In Görlitz wurde jetzt am 28. April die zweite Episode abgedreht. „Wolfsland“ ist eine Krimireihe, die einen Blick über die Genregrenzen riskiert. Krimis, die einen harten, realistischen Fall erzählen und sich dabei an Grenzen bewegen: Grenzen zum Mysteriösen, Unheimlichen, Märchenhaften, auch Romantischen. Passend zum regionalen Umfeld.

Wir hatten am vorletzten Drehtag Gelegenheit, mit den Hauptdarstellern und den Autoren zu plaudern. Ging es im ersten Teil noch um das gegenseitige Abtasten – Catterfeld: „Im ersten Film geht’s immer erst ums Kennenlernen“ – finden die Protagonisten den zweiten Teil jetzt noch viel prickelnder.

Wie Sönke Lars  Neuwöhner, einer der beiden Drehbuchautoren erläutert, endete Teil eins mit einem Bruch zwischen den beiden. In der Fortsetzung  verlange das jetzt einen Neuanfang. „Wir müssen die Sprachlosigkeit überwinden.“ Catterfeld: „Zwischen uns beiden bleibt der hohe Spannungswert bestehen.“

Zum Inhalt: Ihr zweiter Fall bringt die Kommissare psychisch wie physisch an ihre Grenzen. Sie haben es vermutlich mit einem Serienmörder zu tun, der junge Frauen nach immer gleichem Muster auf qualvolle Weise tötet. Zugleich drängt Viola Delbrücks Ehemann bedrohlich in ihr neues Leben und „Butsch“ muss mit seiner Rolle als Vater einer Heranwachsenden klar kommen.

Neuwöhner: „Wir dringen weiter in die Psyche der Protagonisten vor.“ Nach Möglichkeit in einem Gefälle aus Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt. „Der Film stellt treffend dar, wie es in einem Team funktioniert, ohne das die Kommunikation stimmt.“ Das unterscheide „Wolfsschlucht“ von anderen Formaten, weil hier die Extreme zwischen zwei Menschen tiefer ausgebaut sind.

Der Sendetermin für die beiden „Wolfsland“-Folgen ist im Dezember geplant.

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.

Helmut Kunz ReiseTravel.euUnser Autor wohnt in Weiden.

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