München | Ein anderer Ferientag in München |
In Museen kann man in München verschiedene Kunstrichtungen ansehen: Etwas anders ist jedoch das größte Freiluftmuseum Deutschland unter der Donnersbergerbrücke und unter der Brücke am Candidplatz
Street-Art Aufklärung im Crashkurs mit Martin Arz: Treffpunkt zur Streetart-Führung mit Martin Arz ist an der Donnersbergerbrücke. Er ist Schriftsteller, Verleger, Maler und ein Insider für Streetart, denn er hat 2018 ein Buch über Streetart in seinem eigenen Verlag, dem Hirschkäfer Verlag, herausgegeben: Munich Walls – Urban Art auf Münchens Wänden.
Streetart – Graffiti
Zum Start der Führung gibt es erstmal einen Crashkurs: Heute werden die gesprayten Kunstwerke auf Außenwänden als Streetart bezeichnet, früher wurde die Bezeichnung Graffiti benutzt, die aus New York kam. Der Style der gesprayten Kunstwerke in den 1980-er Jahren wird heute als „old school“ bezeichnet, denn die Kunstfertigkeit hat sich seitdem enorm gesteigert.
Schon 1970 gab es in München die erste Graffiti-Phase. Das Wort „Heiduk“ erschien an Hauswänden, keiner konnte sich erklären, was es bedeuten soll. Es hat aber seine Nachahmer und dadurch eine große Verbreitung gefunden. Jahre später wurde herausgefunden, dass hinter Heiduk eine WG oder Kommune aus dem Schlachthofviertel stand, die sich von ihrem Vermieter ungerecht behandelt fühlten. Um ihn zu ärgern schrieben sie den Namen des Hausherren auf die Hauswände. Ab 1983 konnte man lustige Comic-Figuren, Hunde und Affen an Hauswänden in München entdecken, die wurden mit Schablonen gesprüht.
Wholetrain
Die Münchner Szene der Sprayer hatte sich im März 1985 weltweit einen Namen gemacht. Sieben Sprayer haben das längste Gemälde gesprayt – eine ganze S4 S-Bahn nach Geltendorf – das war „der erste wholetrain“. Die sieben Sprayer wurden zur Legende. Ebenfalls im Jahre 1985 bekam München sei erstes legales Areal für Sprüher, die alten Kasernen in der Dachauer Straße. Die riesigen Panzerhallen wurden bald zur größten Hall of Fame in Europa.
Wurzeln der Streetart
Obwohl Graffiti mit den Anfängen des HipHop im New York der 70er Jahre entstand, hat sich in München die Szene schnell entwickelt. Loomit, Matthias Köhler, war damals tonangebend, er ist inzwischen international bekannt. Als 1986 zwei junge Münchner Sprayer zur Klassenfahrt nach Berlin gefahren sind, waren sie von der Berliner Streetart total enttäuscht, denn es gab praktisch keine. Sie klauten sofort Spraydosen und haben einen Bahnwaggon besprüht. Das war wahrscheinlich die erste bemalte U-Bahn in Berlin und das von Münchner Schülern.
Schablonen und Hintergrundfarbe
Banksy ist ein weltweit bekannter, geheimnisvoller Street Art Künstler, der mit Schablonen arbeitet. Er wurden mit Rattenmotiven bekannt. Keiner kennt seinen richtigen Namen oder weiß, wie er aussieht, aber das ist vor allem seine Marketing Strategie. In München gibt es keine Streetart von ihm. Die Hintergrundfarbe der Streetart wird immer gerollt, denn sprühen würde zu lange dauern.
Tags – sgraffiare
Tags sind die Urform der Streetart. Ziel ist es seinen Namen zu hinterlassen um in der Szene bekannt zu werden. Wenn der Tag in gefährlicher Höhe angebracht wird, dann wird man zum „King“. Das Wort Graffiti kommt aus dem Italienischen „sgraffiare“ – kratzen, zerkratzen und schreiben.
Freiluft Galerie Donnersbergerbrücke
Die große Freiluftgalerie der Street Art unter der Donnersbergerbrücke ist 2012 legal entstanden, das Münchner Baureferat hat das Objekt zur Bemalung freigegeben. Die ausgesuchten Künstler haben die Materialkosten erhalten, aber keinen Lohn. Es sind Originale in verschiedenen Stilrichtungen zu sehen. 2016 wurden einige Werke noch einmal überarbeitet. Das neuste Werk ist vom Juni 2020, eine große Henne vor der sich eine Made versteckt, ist von Matthias Mross.
Weibliche Sprayerin
Gleich am Anfang beeindruckt von Beasty Stylez ein rosafarbenes, rundliches und naives Mädel, dass von Brezn, Pilzen und dem Münchner Kindl umgeben ist. Von ihr sind noch verschiedene rosafarbene Mädels mit herausgestreckter Zunge, mit einem Einhorn und mit verschlungenen Bänder an den Brückenpfeilern zu sehen.
Bolzenschneider, Dschungel und King Kong
Der riesige Bolzenschneider „Easy rider“ dominiert den Fahrradparkplatz, er ist von SatOne. Eine Gruppe Sprayer hat sich für ein Gemeinschaftsprojekt „Dschungel“ die Farbe Grün ausgedacht. Das Fallrohr wurde als Baum miteinbezogen. Bugs oder Parasiten schmatzen schon auf großen grünen Früchten. Bunt Lack hat die New Yorker Skyline mit King Kong gemacht.
Münchner Kindl und große Mäuse
Auf dem Werk „Münchner Schwindel“ schaut das Münchner Kindl mit Bierkrug in der Hand, ziemlich böse in die Welt. „Wir brauchen keine Opposition, wir sind bereits Demokraten“, ein Spruch von Gerhad Polt, ist auf der Arbeit zu lesen. Das Werk ist von Flin, 2016. Die zwei großen Mäuse sind von Mr. Woodland alias Daniel Westermeier aus Erding, 2012. Er ist Künstler und Grafikdesigner und nimmt hauptsächlich Menschen als Thema.
Zwei riesige Hände, die ein Handy bedienen und die Abhängigkeit vom Handy demonstrieren, sind von Lando, 2012. Mit je einem blauen Vogeln kennzeichnet eine Gruppe: Kult, Zwist und Sanz, ihre Arbeiten von 2012. Die riesige Gottesanbeterin ist von Graphism, 2012. Die Arbeit ist auf der rechten Seite gecrossed, jemand hat eine banale Schmiererei auf dem Meisterwerk angebracht. Die einzige abstrakte Arbeit unter der Donnersbergerbrücke ist von Alpha, 2016.
Drachen, Monster, Vögel, eine Henne, Gorilla, lachende Hände und Science Fiction Cities begleiten den Spaziergang durch die Freiluft Galerie.
Mit der U-Bahn geht es mit Martin Arz weiter zum zweiten Teil der Streetart-Führung zum Candidplatz.
Candidplatz in Untergiesing
Bezirksausschuss Untergiesing und das Muca, Museum of urban and contemporary Art in München, organisierten 2014, dass die Brückenpfeiler der Brücke für den Mittleren Rings und somit hat der graue Candidplatz Kunst und Farbe erhalten.
Bei dem Werk „Future Places“, von Sckre nimmt die Natur mit Moos und Ästen langsam wieder Besitz von der Wand.
Shrimps mit Knochen
Ein Markenzeichen von HNRX sind Shrimps mit Knochen und Würschtl. HNRX kommt aus Innsbruck, lebt ein halbes Jahr in einer Stadt in Europa und zieht dann weiter. Eins seiner Objekte wurde gecrossed. Bei seinem letzten Besuch in München hat er sein Werk wieder korrigiert.
Madonna in rot und blau
Der Name Herakut steht für das Sprayer-Paar Hera und Akut, er ist für den fotorealistischen Teil zuständig. Die Madonna mit dem Kind ist in den klassischen Farben der Maria in rot und blau gesprüht, 2014. Das V ictory-Zeichen und eine geballte Faust sind aus dem Jahre 2014 ist von Case Maclaim. Von Sebastian Wandl ist eine verlaufende Figur aus dem Jahre 2016, die „old school“ Arbeiten im unteren Teil der Säule sind nicht von ihm. Ein Tape Art Werk aus Klebebändern, ist inzwischen schon morbid geworden, weil sich die Klebebänder lösen. Das ist vergängliche Kunst.
Martin Arz www.martin-arz.de - München Safari www.muenchen-safari.de - Popupstore- der Münchner Buchmacher, mit dem Hirschkäferverlag von Martin Arz, im Rathaus, Marienplatz 8 – Eingang Dienerstraße.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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