München | Jetzt „Kiefer“ |
Ausstellung Anselm Kiefer: Die Pinakothek der Moderne, München zeigt in ihren Räumen für ein Jahr vier Gemälde und zwei Vitrinen mit Werkendes Künstlers Anselm Kiefer!
Ausstellung: Die Michael & Eleonore Stoffel Stiftung hat in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsgemäldesammlung fünf Werke von Anselm Kiefer erworben, die nun für ein Jahr in der Pinakothek der Moderne ausgestellt werden. Ein Meilenstein für die Pinakothek der Moderne.
Eine Arbeit von Anselm Kiefer hat die Pinakothek der Moderne bereits in ihrem Fundus. Es ist das Gemälde „Nero malt“ von 1974“. Im Jahre 1984 wurde diese Arbeit vom Wittelsbacher Ausgleichsfond, der Sammlung Prinz von Bayern für die Bayerische Staatsgemäldesammlung erworben. Die Arbeit zeigt verbrannte Erde, brennende Häuser und eine Palette mit brennenden Pinseln. Das Gemälde wirft die Frage auf: Welche Funktion hat der Künstler?
Die kleine Vitrine, Morgenthau von 2016, zeigt überdimensional große Ähren – zum Teil vergoldet – und eine Schlange auf sandigem Boden. Das Werk Morgenthau soll die Kraft der Natur demonstrieren. Nach dem Morgenthau Plan des amerikanischen Finanzministers Henry Morgenthau sollte Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ausschließlich ein Agrarstaat werden.
Die große Vitrine zeigt mit dem Titel „Die 12 Stämme“ hängende verwelkte Sonnenblumen, die in Blei getaucht wurden. An den Stämmen hängen kleine Etiketten mit den Namen der zwölf Stämme Israels. Die Samen am Boden der Vitrine zeigen die Erneuerungskraft der Natur und die jahrtausendalte Idee einer brüderlichen Verwandtschaft aller Menschen als ein hoffnungsvolles Bild der Zukunft. Das Blei stammt vom Dach des Kölner Doms. Das im Krieg beschädigte Dach war nur provisorisch mit Blei repariert worden, und wurde nun erneuert. Anselm Kiefer erwarb 74 Lastwagenladungen Blei.
Das 280 cm x570 cm große Gemälde „Der Sand aus den Urnen“ von 2009 zeigt Backsteine in Südindien, die im Freien trocknen. Die monumentale Arbeit besteht aus Acryl, Öl, Schellack, Sand und Kohlestift auf Leinwand. Anselm Kiefer hat die Fotos als Vorlage während einer Indienreise im Jahre 1990 selbst gemacht. Die Arbeit stellt eine unvollendete, ruinenhafte Ansammlung von Backsteinen dar. Sie zeigt Ordnung, Verwüstung, Erhabenheit und Banalität, Gegenwart und Vergangenheit. Der Titel „Der Sand aus den Urnen“ geht auf eine Gedichtsreihe von Paul Celans aus dem Jahr 1948 zurück. Das Gedicht mit dem Titel „Haus des Vergessens“ erinnert an das Werk der Sammlung: „Schimmelgrün ist das Haus des Vergessens. Du füllst hier die Urnen und speisest dein Herz“.
Die zwei Wandbilder „Occupations“, sind jeweils eine schwarz-weiß Fotografie auf Blei montiert von 2011 in dem Format 235 x 425 cm. Anselm Kiefer hat hier das Thema seiner Abschlussarbeit wieder aufgegriffen auf Blei übertragen. Seine eigenen Fotos aus dem Jahre 1969 zeigen Anselm Kiefer im Schatten des Gegenlichts mit einem rechten erhobenen Arm, er dokumentiert damit den verheerenden Machtanspruch der Nationalsozialisten und die Tragödie des „Tausendjährigen Reichs“.
Die Hauptkonservatorin Dr. Corinna Thierolf konnte mit dem Erwerb der Kiefer Arbeiten durch die Michael & Eleonore Stoffel Stiftung und der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen eine Lücke in der Pinakothek schließen. Die Anselm Kiefer Arbeiten sind eine Ergänzung zu Georg Baselitz, Joseph Beuys, Sigmar Polke, Arnulf Rainer, Dan Flavin und Andy Warhol. www.pinakothek.de
Anselm Kiefer wurde 1945 zwei Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Donaueschingen geboren. In seiner Kindheit prägte ihn besonders das Spielen in den Ruinen seiner Heimatstadt. Mit der Abschlussarbeit seines Studiums 1969 an der Karlsruher Kunstakademie bricht er das Schweigen der deutschen Vergangenheit im Dritten Reich. Er fotografiert sich in der provozierenden Pose des Hitlergrußes an verschiedenen Stätten Europas und entfachte damals damit weltweit einen Skandal.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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