Wels | Museum Angerlehner in Wels |
Zeitgenössische Kunstausstellung im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels in Oberösterreich mit Martin Praska, Monika Kus-Picco und Mario Dalpra: Aufgrund der aktuellen Zeit – Ausstellung mit Abstand
Heinz Josef Angerlehner wurde 1943 in Wels geboren. Er war leitender Angestellter in verschiedenen Maschinenbau- und Industriefirmen. Im Jahre 1980 gründete er sein eigenes Unternehmen, die FERRO-Montagetechnik, der FMT Gruppe, die er fast drei Jahrzehnte lang erfolgreich leitete. Für seine Verdienste erhielt Heinz Josef Angerlehner zahlreiche Auszeichnungen wie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich und das Große Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich. Ab 2007 widmete sich Heinz Josef Angerlehner ganz seiner Leidenschaft, der Kunst, und erwarb 2009 den Hallenkomplex in Thalheim bei Wels und gründete das Museum Angerlehner für zeitgenössische Kunst.
Museum Angerlehner
Im Jahre 2013 wurde das Museum Angerlehner eröffnet, es ist Österreichs größtes privates Museum. Gezeigt wird zeitgenössische, österreichische Kunst ab 1950, die Heinz Josef Angerlehner gesammelt hat. Zusätzlich gibt es immer wieder Sonderausstellungen. Zurzeit werden Werke präsentiert von Martin Praska „Short Stories“, Monika Kus-Picco „Medizinbilder. 2018 – 2020“ und Mario Dalpra „Be inspired. Skulptur und Malerei“.
Martin Praska
Im ersten Obergeschoss wird die Ölmalerei von Martin Praska aus den letzten zehn Jahren gezeigt. Praska ist ein Meister der Figuration und Gegenständlichkeit, der ganz exakt seine Arbeiten ausführt. Glanzlichter sind seine Spezialität: So malt er ganz perfekt hochglänzende Motive mit Lichtspiegelungen. Im Kontrast zu seinen figurativen Figuren und Motiven im Vordergrund ist der Hintergrund oft abstrakt, diffus, expressiv, verkleckert und verschwommen. Die Landschaften im Hintergrund sind ein genialer Kontrast zur Haut seiner Figurationen. Praska nutzt hemmungslos alle Stilarten der Malerei aus und zitiert dabei ebenso Caravaggio, Rubens, Ingres und Dürer. À la James Bond schüttelt und rührt er die alten Meister, bis ein neuer Cocktail der zeitgenössischen Malerei entsteht. Seine Bilder erzählen unzählige Geschichten oder sogar ganze Romane.
Martin Praska wurde 1963 in Wiesloch in Deutschland geboren. Er studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste, die er mit einem Diplom mit Auszeichnung abschloss. Er hatte Auslandsstipendien in Krumau in Tschechien und in London. Vertreten wird er von Galerien in Wien, Salzburg und Hamburg. Seine Werke sind neben dem Museum Angerlehner auch in anderen öffentlichen Sammlungen, darunter die Albertina Wien, das Lentos Linz und das Museum der Moderne Salzburg.
Mag. Carl Aigner über Martin Praska
Martin Praska zeigt im Museum Angerlehner atemberaubende Kunst ohne Maske. Viele Wege führen zur Kunst, mit Freude, Begeisterung und Überraschung. Anfang der 80er Jahre ist Praska nach Wien gekommen. Die Debatte um die Abstraktion war inzwischen vorbei. Die Figuration wurde wieder aufgegriffen. Er hatte Glück, er ist im goldenen Zeitalter des Postrealismus aufgewachsen. Praska wagt sich an seine Themen in der Malerei undogmatisch heran und setzt alles kritisch um. David Salle, Martin Kippenberger und Gerhard Richter sind seine Vorbilder. Die Ausstellung im Museum Angerlehner trägt den Titel: „Short Stories“ und zeigt historische, gegenständliche, abstrakte und gestische Malerei. Er ist zum Erzähler der Österreichischen Gegenwartsmalerei geworden. Sein Spirit und Slogan ist: „anything goes”
Monika Kus-Picco – Medizinbilder. 2018 – 2020
Die Künstlerin Monika Kus-Picco wurde 1973 in Wien geboren. Sie studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Adolf Frohner und Hermann Nitsch und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Herbert Brandl. Sie ist eine Ausnahmeerscheinung und hat ein Alleinstellungsmerkmal, denn sie löst abgelaufene Medikamente auf und verarbeitet sie zu abstrakten Medizinbildern. Inspiriert wurde sie durch ihre brasilianische Mutter: Diese musste, da sie Alzheimer hatte, viele Medikamente einnehmen.
Dr. Robert Fleck über Monika Kus-Picco
Der Kurator von Monika Kus-Picco für die Ausstellung im Museum Angerlehner war Dr. Robert Fleck. In seiner Rede erklärt er, dass die Ausstellung von Monika Kus-Picco gelungen ist, sie hat souverän die große Halle benutzt. Ihre von 2018 bis 2020 entstandenen Medizinbilder zeigen Aktualität. Bei Herbert Brandl, Professor an der Kunstakademie, hatte sie gelernt, Experimente zu wagen und mit anderen Möglichkeiten zu malen. Die Gesundheit des Körpers spielt eine große Rolle im Leben. Seit 2018 arbeitet Monika Kus-Picco mit abgelaufenen Medikamenten. Die Medikamente werden zerrieben, zu Pulver verarbeitet und als Farbpigmente mit Bindemitteln auf die Leinwand geschüttet. Dieses Verfahren ergibt ein ganz anderes Farbspektrum im Kontrast zu den normalen Farben, die man kaufen kann. Ihre Farben sind gefährlich und verursachen eine chemische Reaktion. Ein neues Spektrum der Malerei ist entstanden. Mit Pigmenten aus Medikamenten zu malen ist ein Experiment und zugleich eine Farbexplosion. Sie führt damit auch gleich ein Recycling durch. Die Bilder sind im März 2020 speziell für den großen Raum im Museum Angerlehner entstanden. Die Ausstellung erhält durch die gegenwärtige und medizinische und sanitäre Krise eine ungeheure Aktualität und politische Bedeutung.
Mario Dalpra – Be inpired. Skulptur und Malerei
Mario Dalpa wurde 1960 in Vorarlberg geboren. Er war in der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Meisterklasse von Arnulf Rainer. 2002 fing er an, seine ersten Holzskulpturen herzustellen. Er beschäftigt sich mit der Ästhetik von Oberflächen, die er immer wieder neu darstellt. In seinen Werken verarbeitet er seine eigenen Erlebnisse und auch die Eindrücke seiner vielen Reisen. Seine Skulpturen mit Maori-Tattoos erinnern an menschliche Körper. Seine farbintensiven Bilder ergänzen seine Skulpturen. Mario Dalpa ist international anerkannt.
Mag. Carl Aigner über Mario Dalpra
Mario Dalpra ist ein europäischer Künstler und ein Künstler der Moderne Wiens. Seine Plastiken und Skulpturen haben eine unglaubliche Formenvielfalt und sind vielschichtig aufgebaut. Der Arbeitsaufwand dafür ist enorm, denn er setzt sich mit der Postmoderne, der Gratwanderung von Kitsch, Schönheit und Kunst auseinander. Bei einem Unfall ist bei ihm viel Haut verbrannt, das durchzieht bis heute sein Werk. Er reist viel, er hat einige Zeit in England und Asien verbracht. „Be inpired“ ist das Thema seiner Ausstellung. Elias Canetti: „Der Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder, ich glaube nicht, dass es einen besseren Weg gibt.“
Musik
Jovana Raljic spielt meisterhaft auf ihrer Violine: Niccolò Paganinini 24 Cappricci op. Für Violine Johann Sebastian Bach, Sonate Nr 1 g Moll, Fuge Maurico Ravel – Tzigane, gekürzte Version, Jovana Raljic wurde in Banja Luka in Bosnien und Herzegowina geboren und studiert an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Schon mit drei Jahren hat sie ihre erste Auszeichnung erhalten.
Mag. Brigitte Hütter
Die Ausstellung eröffnet Mag. Brigitte Hütter: Wir sind in einer besonderen Zeit. Zur Zeit des Lockdowns war alles anders. Wir leben mit Hygieneregeln und Neuinfektionszahlen. Demokratische Grundwerte sind in Gefahr geraten. Die Kunst kann nicht von Ängsten befreien. Die Kunst ist frei, sie kann versuchen, Veränderungen einen Ausdruck zu verleihen. Egal in welchem Medium und auch über die Zukunft hinaus. Die Kunst geht über Grenzen und Zeit. Es braucht Auseinandersetzungen, kritische Auseinandersetzungen. Die Förderung der zeitgenössischen Kunst ist ein Verdienst Angerlehners. Die Ausstellung ist eröffnet.
Wels Tourismus www.wels.at - Museum Angerlehner www.museum-angerlehner.at
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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