Peking

Die chinesische Musik und ihre Instrumente

Nach dem chinesischen Mondkalender endete das Jahr des Schafs am 7. Februar 2016, und vom 8. Februar 2016 bis 27. Januar 2017 folgt das Jahr des Affen. Den Neujahrsbeginn feiern die Chinesen als Frühlingsfest mit viel Musik und Aktionen. Einen schönen Einblick in diese Musik erhielten Hamburger, Bremer, Hannoveraner und Berliner bei diesjährigen Aufführungen.

Das Chinese Traditional Orchestra ist das Orchester für traditionelle chinesische Musik beim China National Opera and Dance Drama Theater (CNODDT), dem ältesten und größten staatlichen Theater Chinas. Das Orchester wurde vor mehr als 50 Jahren gegründet und hat eine ganze Reihe populärer chinesischer Opern und Tanzstücke produziert. Im Westen ist die Revolutionsoper „Das weißhaarige Mädchen“ wohl am bekanntesten.

In den Jahrzehnten seines Bestehens hat sich das Orchester nicht nur in China, sondern auch im Ausland einen Namen gemacht. Es hat mit einer Reihe herausragender Künstler zusammengearbeitet, allen voran mit Stars wie Guo Lanying und Chen Ailian, und im Laufe seines Bestehens bei vielen nationalen und internationalen Wettbewerben Preise gewonnen. Beispielsweise haben die Orchestermusiker die erste Chinese Music Performance Competition des chinesischen Kulturministeriums oder den Silber Award der begehrten Osaka International Chamber Music Competition gewonnen.

Chinesische Musik und ihre Instrumente

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Wie alle traditionellen chinesischen Orchester ist auch das Chinese Traditional Orchestra des CNODDT kompakt und flexibel. Diese Eigenheit hat es ihm erlaubt, seinen eigenen Stil zu kreieren, indem es traditionelle sowie moderne und innovative Ansätze vereint. Sein Repertoire umfasst viele Volksmusikwerke aus der chinesischen Musikgeschichte, die beim Publikum beliebt sind. So gelingt es dem Orchester, durch klassische chinesische Melodien das Leben der Menschen zu bereichern. Ein herausragendes Beispiel für diese Strategie ist das groß angelegte Konzert „Past Time“ aus dem Jahr 2005: Dabei hat das Orchester Volksmusik mit elektronischer Musik kombiniert und so völlig neue Formen für traditionelle Volksmusik geschaffen. In der Presse wurde dieses Konzert daher auch als eines der herausragendsten Konzerte gefeiert. Das symphonische Konzert „The Heroes“ hingegen kombinierte traditionelle chinesische Musik mit Elementen aus Kungfu-Filmen und TV-Serien zu einem multimedialen Gesamterlebnis. Durch seine Arbeit mit traditioneller chinesischer Musik erfüllt das Orchester aber auch eine weitere wichtige Funktion: die der Bewahrung eines unschätzbaren immateriellen Kulturguts Chinas.

Streichinstrumente: Chinesische Streichinstrumente gehören zur Familie der Huqin („barbarische Streichinstrumente“), hu bedeutet „barbarisch“ und qin „Streichinstrument“. Man vermutet, dass ein Instrument namens Xiqin(„Instrument des Volkes Xi“) ein Vorläufer dieser Familie ist und in der Antike von nomadischen Stämmen Zentralasiens nach China eingeführt wurde. Über Jahrhunderte hinweg haben sich mehrere

Varianten herausgebildet. Heutzutage gibt es mehr als 30 Arten der Huqin, aber nur ein paar kommen regelmäßig in chinesischen Orchestern zum Einsatz wie Erhu, Gaohu, Jinghu, Zhonghu, Banhu und Matouqin.

Blasinstrumente: In der Kategorie der Blasinstrumente der chinesischen Musik gibt es eine große Anzahl an Instrumenten, die aus verschiedenen Materialien hergestellt sind (Bambus, Holz, Tonerde etc.) und eine sehr unterschiedliche Tonqualität aufweisen. Je nach der Technik, mit der Luft in die Gehäuse geblasen wird, können sie in drei Typen untergliedert werden: Instrumente, bei denen man direkt Luft in den Korpus bläst (z. B. Dizi, Xiao), Instrumente, bei denen man Luft in ein Doppelrohrblatt an einem Ende bläst (z. B. Guanzi, Suona) und Instrumente, die durch Blasen in den Korpus die Rohrblätter im Inneren vibrieren lassen, wodurch Töne erzeugt werden (z. B. Sheng, Bawu).

Schlaginstrumente: Im chinesischen Orchester werden sowohl westliche als auch chinesische Schlaginstrumente verwendet, um drei verschiedene Effekte zu erzeugen: rhythmische (um das Tempo vorzugeben), verzierende (um eine Passage in Spannung zu versetzen) und melodische (um mit Schlaginstrumenten mit definierbarer Tonhöhe Melodien zu erzeugen). Gängige westliche Instrumente im chinesischen Orchester sind Pauken, Marimba, Triangel und andere.

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Zupfinstrumente: Die Zupfinstrumente können durch die Art, wie man sie in den Händen hält, kategorisiert werden: horizontal (z. B. Guzheng und Yangqin) oder vertikal (z. B. Pipa und Ruan). Gespielt werden können sie mit (künstlichen) Nägeln, Plektren oder durch das Anschlagen der Saiten mit dünnen Stäbchen.

Pipa: Die Pipa, die oft als „Chinesische Leier” bezeichnet wird, ist ein birnenförmiges, viersaitiges Zupfinstrument, dessen Vorläufer vor 2000 Jahren aus Zentralasien nach China eingeführt worden sind, also während der Westlichen Han-Dynastie (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.). In der Antike wurde die Pipa horizontal mit einem langen Plektron gespielt,  und die entweder vier oder fünf Saiten wurden aus Seide gefertigt. Im Laufe der Zeit wurde die Pipa vertikal mit den Fingernägeln gespielt.

Die meisten Pipa verfügen heutzutage über Stahlsaiten und werden teils noch immer mit den Fingernägeln gezupft, obwohl auch kleine Plektren aus Plastik oder Schildkrötenpanzer, die an den Fingern angebracht werden, zum Einsatz kommen.

Die Pipa wird häufig als Soloinstrument verwendet und kommt außerdem in Orchestern und kleineren Ensembles vor.

Dizi: Die Dizi, auch als Chinesische Bambusflöte geläufig, hat ihren Ursprung vermutlich in Zentralasien und wurde während der frühen Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. - 25 n. Chr.) nach China eingeführt. Die Dizi hat ein Mundloch, sechs offene Löcher und ein siebtes Loch, das mit einer Membran namens Dimo aus hauchdünnem Bambus bespannt ist. Das Dimo entwickelt feine Falten in der Mitte, die der Dizi ihre besondere Klangfarbe verleihen, ein unverkennbares nasales Summen. Die Dizi gibt es in verschiedenen Formaten für verschiedene Tonlagen. Die üblichsten drei sind die Qudi, die Bangdi und die Xindi. Die Qudi und Bangdi sind traditionelle Querflöten, die entsprechend in der Kun-Oper und in der Bangzi(Holzklöppel)-Oper aus dem Norden Chinas verwendet werden. Die Xindi ist eine vollchromatische Version der Dizi, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde, um neuen musikalischen Kompositionen gerecht werden zu können. Die Dizi ist ein Soloinstrument und kommt auch in Orchestern und kleinen Ensembles vor.

Guzheng: Einen Vorläufer der modernen Guzheng hat es vermutlich schon während der Qin-Dynastie (221 – 207 v. Chr.) gegeben. Mit der Zeit wurden dem ursprünglich zwölfsaitigen Instrument mehrere Saiten hinzugefügt. Seit den 1960ern hat die Standard-Guzheng nicht weniger als 21 bis 26 Saiten, die heutzutage hauptsächlich aus Stahl bestehen. Beim Stimmen des Instruments können die Tonhöhen durch Verschieben der Stege eingestellt werden, ganz anders als bei vielen anderen Instrumenten, bei denen die Stege fixiert sind. 

Der Spieler zupft die Saiten mit den Fingernägeln seiner rechten Hand (entweder echten oder aus Plastik), während die Finger der linken Hand Druck auf die Saiten ausüben, um Vibratos, Glissandos oder andere Verzierungen zu vollführen. Die Klangfarbe kann hell oder weich sein, aber in jedem Fall intensiv und ansprechend. Die Guzheng spielt im Orchester und in Ensembles, außerdem ist sie als Soloinstrument beliebt.

Erhu: Die Erhu gehört zur Familie der Huqin, den sogenannten „barbarischen Streichinstrumenten“ – ein Verweis auf ihre nordische Herkunft. Sie wird auf Instrumente zurückgeführt, die vor über tausend Jahren nach China eingeführt worden sind. Eine Erhu hat zwei Stahlsaiten, zwischen denen ein Bogen aus Rosshaar gespannt ist. Am unteren Ende befindet sich ein kleiner Schallkörper, der auf der Vorderseite mit Schlangenhaut bespannt ist (in der Regel von einer Phython), die beim Spiel in Schwingungen versetzt wird. Der bundlose Hals ist lang und rund und wird von zwei Stimmwirbeln abgerundet. Der Klang wird durch das Streichen des Bogens auf der inneren und äußeren Saite erzeugt. Die zwei Saiten werden normalerweise eine Quinte oder eine Quarte zueinander gestimmt (D – A, C – A oder A – D). Von dem weichen, klagenden Ton wird oft behauptet, das er der menschlichen Stimme sehr nahe sei. Die Erhu-Spieler stellen den Kern des chinesischen Orchesters dar, vergleichbar mit den Violinen im Symphonie-Orchester.

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Elke Backert.

Elke Backert ReiseTravelUnsere Autorin ist freie Reisejournalistin und lebt in Hamburg. www.elkebackert.de

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