Dessau | Bauhaus, Flugzeuge, Waggonbau Made in Dessau |
Bauhaus, Flugzeuge, Waggonbau „Made in Dessau“
Dessau beging 1988 sein 775jähriges Bestehen: Vom 28. Mai bis 5. Juni 1988 fand eine Festwoche, mit über 150 unterschiedlichsten Veranstaltungen und facettenreichen Programmen, statt. Geselligkeit und Wohlbefinden standen im Mittelpunkt:
Bauhaus, Flugzeuge, Waggonbau „Made in Dessau“
Zu jeder Zeit und an jedem Ort stoßen neue Ideen oft auf diverse Widerstände. Dies betrifft auch in aller Regel Personen vergangener Zeitgeschichte. In Dessau handelte es sich um das Bauhaus und den Pionier der Flugzeugtechnik Hugo Junkers. In der Konzeption 775 Jahre Dessau wurde deshalb explizit angeführt: „Bis in die Gegenwart reichen die Impulse für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, die mit dem Namen des Flugzeugkonstrukteur Prof. Hugo Junkers (3. Februar 1859 bis 3. Februar 1935) zusammenhängen. Mit dem Flugzeugbau hatte er sich seit 1913 beschäftigt und dies bis zum Machtantritt der Nazis 1933. Die Junkers „G38“ im März 1930 in Dessau gebaut, war seinerzeit das größte Flugzeug der Welt. Das NS-System enteignete Junkers und baute fortan Maschinen zur Vorbereitung des II. Weltkrieges. In den zwanziger Jahren half Junkers der der Sowjetunion beim Aufbaus einer eigenen Flugzeugindustrie.“
Dieser „Sowjetunion-Passus“ bildete meinen Ausgangspunkt. Der Dessauer Helmut Erfurth interessierte sich insbesondere für Hugo Junkers. Seit den sechziger Jahren setzte er sich für die Rehabilitierung von Prof. Junkers in der DDR ein und organisierte auch eine entsprechende Ausstellung.
Auch erschien 1986 im Transpress Verlag das Buch: „Hugo Junkers und seine Flugzeuge“ von Günter Schmitt. Mit großer Objektivität zeichnet Schmitt den Lebensweg von Hugo Junkers. Mit beiden führte ich intensive Gespräche.
Unsere gemeinsam Idee: An einem Tag der Festwoche kreist eine „Ju“ über Dessau.
Nun ja, es musste auch organisiert werden und schon ergaben sich Probleme: Eine „Ju“ stand in München im Museum für Luft und Raumfahrt, in der BRD. Ich selbst konnte ja nicht dorthin hinfahren um zu Verhandeln. Ein „Beauftragter“ der Stadt Dessau, der auf Dienstreise in München war, führte im dortigen Museum ein Gespräch im „Auftrag der Stadt Dessau“. In München erläuterte dieser meine Konzeption, Überlegungen und unsere Wünsche. Ein „Ju“ Flug über Dessau. Ergebnis Null. Dieser spektakuläre und vor allem emotionale Höhepunkt „Überflug einer Ju 52“ musste leider gestrichen werden.
Durch die damals geführten Gespräche wurden in München auch andere Personen auf das Vorhaben „775 Jahre Dessau“ aufmerksam. Anfang 1988 erhielt das Angebot: Eine „Ju 52“ der Lufthansa könnte auf dem Airport Leipzig landen und von dort aus mehrfach über Dessau fliegen. Der alte „Flugplatz der Junker-Werke“ war nicht benutzbar.
Neues Problem: In und um die Stadt Dessau lagen unzählige militärische Kasernen der NVA und Sowjet-Armee. Im Festkomitee war so mancher der Meinung: Die werden Filmaufnahmen machen, Spionage betreiben. Wie so oft, ein Hin und Her mit Problemen. Hauptgrund der erfolgten Ablehnung: Lufthansa durfte nicht in den Luftraum der DDR einfliegen, die Alliierten sagten nein. So war das eben, damals!
Das Problem „Flugzeuge über Dessau“ wurde dennoch gelöst. Im Rahmen der Veranstaltung „Neptunfest“ und „Sport Spektakel“ flogen drei Maschinen vom Typ AN 2 über die Stadt und Fallschirmspringer landeten in Dessau.
Dessau war weltweit bekannt als Stadt der Schienenfahrzeuge. Im Werk „Waggonbau“ lief die Produktion von Kühlwagen auf Hochtouren. Bei allen örtlichen Verantwortlichen fand meine Idee Anklang: Schienenfahrzeuge – original
Daraus wurde eine attraktive Ausstellung der Deutschen Reichsbahn in Dessau Süd. In ihrer Art einmalig. Eisenbahntechnik mit Tradition zum Anfassen und Fotografieren. Auf über 500 Meter Gleislänge waren 22 Loks zu sehen. Enormer Andrang. Star der Ausstellung war eine E 1831, die 1936 auf der Pariser Weltausstellung gezeigt und mit einem Grand Prix bedacht wurde. Mit dem „Veltener Traditionszug“ konnten die Gäste zwischen Dessau Süd und Wörlitz pendeln.
Diese Ausstellung war zugleich eine Kooperation mit der Reichbahndirektion Halle und dem Verkehrsmuseum in Dresden. „Alle erforderlichen Verhandlungen konnte ich mit Erfolg führen.“ Eine gebildete Arbeitsgruppe leistete hier eigenständig sehr gute Arbeit.
Zeitgleich erfolgte eine Ausstellung von Modelleisenbahnen und auch eine Flugmodelschau bereicherte die Festwoche. Zum Thema „Internationale Raumfahrt für den Frieden“ konnte Gerhard Miksch gewonnen werden. In der Aula der Medizinischen Fachschule erhielten die Besucher Einblicke in die Entwicklung der Raumfahrt und der Forschung. Ebenso erweckte die Leistungsschau Dessauer Betriebe eine enorm große Aufmerksamkeit. Hier stellten Firmen ihre Erzeugnisse aus und die Besucher, in aller Regel Mitarbeiter dieser Firmen, konnten ihren Familien „Ihre“ Produkte erläutern.
Unter dem Titel „Städtebau zwischen Utopie und Wirklichkeit“ griffen wir in der Reihe „Aspekte“ Kunst – Wissenschaft – Unterhaltung ein aktuelles Dessauer Thema auf. Dabei stießen die Ausführungen von Prof. Dr. sc. Phil. Dr. Ing. Rolf Kuhn Direktor des Bauhauses, auf besonderes Interesse. Auch behandelten wir die Frage „Energie 2000 – geht uns das Licht“ und zur Frage „Auf zu den Sternen“ sprach Sigmund Jähn, Fliegerkosmonaut. Spannend und themenbezogen wurden mittels Videotechnik die Zuschauer jeweils zum Inhalt eingestimmt.
Fazit: Obwohl in der Festwoche keine „Ju“ über Dessau flog war dieser Schwerpunkt ein Erfolg. Anfangs hatten nur wenige vom „Org-Büro“ geglaubt, das so viele Besucher zur Ausstellung: Schienenfahrzeuge – original, nach Dessaus Süd pilgerten. Doch hier wurde ein großer Erfolg registriert. Und der Auftritt des Ersten Kosmonauten Sigmund Jähn prägte nachhaltig. Die Gesamtkonzeption Bauhaus, Flugzeuge, Waggonbau „Made in Dessau“ stand unter Leitung von Gerald H. Ueberscher.
Hier geht es zum Text - 775 Jahre und der „Alte Dessauer“ – hier Klicken
Ein Beitrag für ReiseTravel von Su Kramer mit freundlicher Unterstützung von Gerald H. Ueberscher
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