Dessau | Rathaus Dessau als Zentrum des Festes |
Rathaus Dessau als Zentrum des Festes
Dessau beging 1988 sein 775jähriges Bestehen: Vom 28. Mai bis 5. Juni 1988 fand eine Festwoche, mit über 150 unterschiedlichsten Veranstaltungen und facettenreichen Programmen, statt. Geselligkeit und Wohlbefinden standen im Mittelpunkt:
Rathaus als Zentrum des Festes
Wie fast in allen Orten, bildet auch in Dessau das Rathaus das Zentrum, es ist Haus für die Bürger. Diese „neue“ Rathaus von Dessau wurde 1910 erbaut und verfügt über einen Turm von 73 Meter Höhe, damit bildet es das höchste Gebäude der Stadt. Noch im April 1945 wurde es zerstört und später nur notdürftig wieder aufgebaut. Eine Renovierung war unbedingt erforderlich. Die anstehenden 775 Jahrfeier wurde zum Anlass genommen das Gebäude von außen zu sanieren. Diese Bauarbeiten boten eine gute Gelegenheit für die vorgesehene Inszenierung eines spektakulären Programms, mit Spannung und jeder Menge Action. Noch währen der Renovierungsarbeiten begannen die technischen sowie inhaltlichen Absprachen und die vorgesehenen Stuntsleute befestigten diverse Halterungen am Gebäude. Täglich zwischen 18.40 bis 19.00 Uhr sollte ein „Paukenschlag“ - Für Leute mit starken Nerven, erfolgen.
Das Rathaus ein Gebäude als ein Ort für die Bürger
„In früheren Jahrhunderten zog das „fahrende Volk“ der Schausteller und Gaukler von Stadt zu Stadt und zeigte auf Märkten und Plätzen, vor allem aber stets vor den Rathäusern, seine Kunststücke und Zaubereien. Seiltänzer und Fassadenkletterer ließen die Herzen der Zuschauer erbeben. Einst eine Sensation, die unsere Altvorderen begeisterte, wird auch heute ihre Wirkung auf uns und alle Besucher, dieses tägliche Großereignis, nicht verfehlen. Turmbläser leiteten die Nacht ein und sorgten auch für Sicherheit aller Bürger in der Stadt bei Ausbruch von Feuer sowie beim Herannahen von Feinden. Wir verbinden diese geschichtlichen Ereignisse zu einer neuen Form und präsentieren täglich: Fassadenkletterei mit Till Eulenspiegel in Dessau.
Dieses tägliche Sensationsspektakel mit viel Nervenkitzel und Action wurde damals immer mit viel Applaus der Zuschauer bedacht. Das gerade rekonstruierte Rathaus soll der Mittelpunkt sein und Till Eulenspiegel wird von der Empore des Rathauses, den Turm hoch klettern. Auf der Empore stehen unsere Turmbläser, in historischen Kostümen.“
Als Fassadenkletterer konnten die Kaskadeure unter Rolf Dietrich aus Cottbus verpflichtet werden. Täglich erkletterte ein „Till Eulenspiegel“ den Turm.
Wir hatten jede Menge Spannung eingebaut. So musste sich der Kaskadeure an einem Überhang plötzlich fallen lassen und stürzte etwa fünf Meter tief Abwärts. Action und Nervenkitzel. Stuntchef Rolf Dietrich beantwortete einen TV-Reporter die Frage: Was bewegt einen Fassadenkletterer?
„Auf jeden Fall ist vor dem Aufstieg ein gewisses Angstgefühl nicht zu vermeiden. Immerhin geht es erst einmal 25 Meter steil nach oben. Es ist auch nicht direkt mit dem Bergsteigen zu vergleichen, da man hier immer wieder wissen muss, wo ich anzufassen habe, um beim Loslassen nicht wirklich zu fallen. Deshalb brauchen wir auch ziemlich starke Nerven, wie in unserem Beruf als Lehrer, um den Dessauer Zuschauern ein gewissen Kribbeln im Magen zu bereiten. Und ist es dann wieder geschafft, atmen wir auch erstmal auf, denn es ist wirklich keine leichte Aufgabe.“
Musikalisch umrahmt vom Ensemble „Pfeiferstuhl Music“ mit zwei Trompeten und drei Posaunen, Mitglieder der Helleschen Philharmonie, unter Dieter Poser, die auch „Festliche Bachmusik“ gestalteten und im „Historischen Kostüm“ der Zeit gekleidet waren.
Vor dem Rathaus war die Bühne und gleich rechts daneben ein „Auto-Skooter“ der zwischendurch als „Roll-Schuh-Disko“ frequentiert wurde. Hier gab es Vorführungen der Sektion Rollsport zu bestaunen und Rollschuhe konnten ausgeliehen werden. Täglich agierten bekannte Pop-Stars auf Rollschuhen.
Noch etwas weiter entfernt fand das „Mittelalter-Spektakel“ statt. Rund um die Schlosskirche. Nun mit seinem neuen – alten Wahrzeichen: Alter Dessauer im Mittelpunkt, konnten historische Gewerke bewundert werden, wie Schmiede, Weber und Korbmacher.
In der „Gerhard Vontra Ausstellung“ konnten die Werke dieses Meisters des Zeichenstiftes betrachtet werden. Dazu wurden die Fenster von Zekom genutzt. Seine Autogrammstunden waren immer dicht umlagert. Gerhard Vontra ließ auch eine weitere Symbolfigur zu neuem Leben erwecken: Christoph Hobusch. Der agierte in früheren Jahren oft im „Ratskeller“ und tafelte hier: „Sake ma, Christoph, wo haste denne solange jeschtochn?“ – So der Erfinder der Sonnenköppe. Frequentiert war auch das „Sonderpostamt“ mit seinen Ersttagsbriefen, Sonderstempel und einen Angebot an aktuellen Büchern.
Fazit: Das tägliche Programm „Rathaus als Zentrum des Festes“ wurde von den Bürgern und Gästen der Stadt mit starkem Applaus aufgenommen. Unser „Paukenschlag“ und der damit verbundenen Fassadenkletterei hatte sich ganz schnell herum gesprochen. Für die Akteure gab es immer enorm großen Applaus. Kurzfristig hatten wir nach der ersten „Erkletterung“ an der Bühne nun jeden Tag eine Art Autogrammstunde eingerichtet. Hier konnte der Zuschauer direkt Fragen an alle Akteure stellen: „Ist das nicht gefährlich?“ oder „Haben Sie keine Angst?“ war stark nachgefragt. Die Fassadenkletterer wurden zu Helden und zum beliebten Fotomotiv. Die Gesamtkonzeption für „Rathaus als Zentrum der Stadt“ stand unter Leitung von Gerald H. Ueberscher
Hier geht es zum Text - 775 Jahre und der „Alte Dessauer“ – hier Klicken
Gerhard Vontra (1920 bis 2010) war ein begnadeter Pressezeichner, stammte aus Altenburg Thüringen und lebte in Prerow. Er zeichnete zahlreiche Bücher und trat als gefragter Interviewpartner in zahlreichen Unterhaltungsveranstaltungen auf. Mehrfach in der MUSIKAUKTION der Stadhalle Cottbus sowie der „Rock Arena Jena“. Ständiger Gast war er beim „Heiratsmarkt“ und in beim „Fußballspiel der Prominenten“ begeisterte er in Ruhla, Cottbus und Weißwasser. Zur Feier „775 Jahre Dessau“ illustrierte Gerhard Vontra das umfangreiche Programmheft und gestaltete eine Broschüre über die „Hobusch“ Legenden.
„Ach was?!“ war seine ständige Antwort auf zahlreiche Fragen: „Ich war immer ein auf Unabhängigkeit und Freiheit bedachter Typ”, betonte Gerhard Vontra, mit seinem ihm typisch verschmitzten Lächeln, im persönlichem Gespräch oder im Interview auf der Unterhaltungsbühne und ergänzte: „In einer Bäckerei in Altenburg wurde ich geboren“. Hellwache Augen, große Brille. Er fragte viel, redete, hörte angestrengt beim Zeichen zu. Dann langes Schweigen. (Aufnahme von 1988, leider ist die Bildqualität nicht besonders gut)
Gerhard Vontra, Pressezeichner, Zeichner, wurde im Sommer 1988 in Dessau aufgenommen. Idee Redaktion Regie Gerald H. Ueberscher.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Su Kramer mit freundlicher Unterstützung von Gerald H. Ueberscher
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Ihre Su Kramer.
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