Cottbus | Stadthalle Cottbus |
Premiere der MUSIKAUKTION und Festtagsknüller immer mit vollem Haus: Super Shows!
Es war der 3. Oktober, und es gab etwas zu feiern: Und wie sie feierten, lange genug hatten die Cottbuser auf diesen Augenblick warten müssen. Nachdem der Rat des Bezirkes Cottbus im Jahr 1968 einen Ideenwettbewerb für den Bau einer Stadthalle ausgeschrieben hatte, dauerte es bis zum 3. Oktober 1975 – da endlich stieg die Eröffnungsfeier.
Nun hatte ein Kollektiv um den Cottbuser Architekten Eberhard Kühn den 1. Preis bei der Ausschreibung gewonnen, und eigentlich konnten die Ärmel hochgekrempelt werden. Aber derartige Häuser entstanden in der DDR-Provinz vorzugsweise unter abenteuerlichen Bedingungen, chronische Materialnot war nur eine davon.
Ähnlich wie später in Hoyerswerda beim Bau der heutigen Lausitzhalle, von den Einwohnern der Stadt als „Invest-Ruine“ verspottet, sahen die Cottbuser lange Zeit nur ein Riesenloch in der Innenstadt, das sie „Tagebau Mitte“ tauften. Aber am 3. Oktober 1975 ertönte es dann doch, das „Stadthallenlied“ zur Eröffnung: „Die ganze Stadt ist leer, und alles strömt hierher. Es klingt in Dur und Moll, das Haus ist knüppeldicke voll“.
Der Text ist sicher nicht nobelpreisverdächtig, aber knüppeldicke voll war das Haus nicht selten. Heute undenkbar: „75 Prozent der Veranstaltungen waren Eigenproduktionen“, erklärt Peter Armin Krumpelt, seit der Stadthallen-Eröffnung künstlerischer Leiter. „Die erste war am 27. Dezember 1975 der Start der Reihe „Ins Horn gestoßen“, erinnert sich der Rentner. Es folgten Reihen wie „Lausitzer Marktgeschichten“, „Gala-Abend des Balletts“, „Spektrum“, die »MUSIKAUKTION“ und „Porträt per Mikrofon“ mit dem aus Cottbus stammenden bekanntesten DDR-Sportreporter Heinz Florian Oertel. Bei einer solchen Veranstaltung war der Flugplatz Neuhausen vorgestellt worden.
Mit Flugzeug in die Halle: „Wir wollten ein Flugzeug in die Halle bringen, aber das passte nicht rein!“, erzählt schmunzelnd Klaus Arndt, damals Hallenmeister. „Da haben wir kurzerhand vor versammelter Mannschaft die Flügel ab- und wieder angebaut, und Oertel hat das kommentiert“. Beim Thema Sportreporter fällt Arndt noch eine wichtige Veranstaltung ein: „Das Turnier der Meister nicht zu vergessen“. Die Turner waren ab 1979 Stammgäste in der Halle, die ja hauptsächlich für Kongresse und Sportveranstaltungen konzipiert war.
Stadthalle Cottbus
Idealvoraussetzungen für Unterhaltungskunst hat auch die langwierige Rekonstruktion um die Jahrtausendwende nicht gebracht, andererseits sind Stars wie Reinhard Mey, Ljubka Dimitrowska, die Puhdys, Harald Juhnke, Vicky Leandros, Udo Jürgens, Hauff/Henkler oder Herman van Veen immer gern hergekommen, Dieter Bohlen war mit Blue System Anfang der 90er-Jahre fast jährlich da. Kabarett und Comedy haben ihren Stammplatz hier.
35 Jahre Stadthalle Cottbus stecken voller Anekdoten und Geschichten. Peter Armin Krumpelt: „Als Roy Black hier war, ist er als Koch verkleidet durch den Diensteingang vor den weiblichen Fans geflüchtet“. Oder: „Anfang der 80er-Jahre hatten wir mal ein Tahiti-Ballett zum Jahreswechsel hier. Es hatte einen fürchterlichen Winter-Einbruch gegeben, aber die Tahitianerinnen waren begeistert! Die kannten keinen Schnee und darin haben die dann auf dem Stadthallen-Vorplatz getanzt“.
Dann 1989, der schon legendäre erste „Musikantenstadl“ in der damals noch existierenden DDR . . .
Die Stadthalle konnte nicht so, wie sie war, über die Zeiten gebracht werden. Eine 80-köpfige Belegschaft unter Gründungs-Direktor Dieter Nehmzow war ebenso zu teuer geworden wie Eigenproduktionen.
Die Beschäftigen kann man heute ganz locker an zwei Händen abzählen, die Halle ist „strukturangepasst“ aufgegangen in der Cottbuser Congress, Messe und Touristik GmbH (CMT). Die ihrerseits auf 20 Jahre Bestehen zurückblickt, allerdings jetzt auch auf dem Prüfstand steht. Eine Arbeitsgruppe soll untersuchen, ob durch eine CMT-Umstrukturierung Geld zu sparen ist. Das hat die Cottbuser Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Jubiläumsfeierlichkeiten, auf die CMT-Chef Bernd Koch nach Aussage seiner Pressestelle ohnehin keinen Wert legt, wären da vielleicht unangebracht. Eine Rückschau, eine Erinnerung darf aber sein.
Von Peter Blochwitz – Lausitzer Rundschau www.lr-online.de
Buchtipp: ReiseTravel empfiehlt
Seit jeher prägen Deutsche und Sorben gemeinsam die Geschichte dieser zweisprachigen Stadt: Seit dem 6. Jahrhundert wanderten aus dem Südosten slawische Stämme in das Gebiet zwischen Elbe/Saale und Oder ein. Im Gebiet von Cottbus wurden die Lusitzier ansässig.
In der Reihe „Edition Brandenburg“, herausgegeben von der Märkischen Oderzeitung, erscheint nun ein weiterer Band über Cottbus. Wie bewährt, werden historische Fotos aktuellen Abbildungen gegenübergestellt. Kurze aber prägnante Texte erläutern anhand dieser Beispiele die Stadtentwicklung. Die Autorin Harriet Stürmer studierte Bibliothekswissenschaften und arbeitet seit 2009 als Redakteurin bei der MOZ Frankfurt (Oder). Durch die grüne Stadt an der Spree fahren zwar schon längst keine Postkutschen mehr, dennoch gibt es allerhand zu sehen: idyllisch an der mittleren Spree gelegen, ist Cottbus heute eine junge und gleichzeitig traditionelle Park- und Hochschulstadt. Mit der Fachhochschule Lausitz ist hier die einzige Technische Universität Brandenburgs zuhause.
„Alles Alte, soweit es den Anspruch darauf verdient hat, sollen wir lieben; aber für das Neue sollen wir eigentlich leben“, sagte bereits Theodor Fontane. Ein Blick auf die historischen und aktuellen Bildpaare in diesem Buch zeigt, wie viel Liebenswertes es in Cottbus gibt - und dass das Neue die Stadt lebenswert macht.
Dazu gehörte am Anfang ein westslawischer Stamm, der zum Verband der Sorben gehörte. Nach der späteren deutschen Bezeichnung wurden diese Stämme auch Wenden genannt. Die einstige Ackerbürgerstadt Cottbus hat in den vergangenen 200 Jahren viele Wandlungen erlebt. Textilindustrie und Energiewirtschaft prägten und prägen die Stadt. Doch in ihrem grünen Herzen verbindet sie entlang der Spree ein Naturschutzgebiet mit einem Landschaftsschutzgebiet. So stehen Pücklers Park Branitz genauso für die Stadt wie der Fußballverein Energie Cottbus. In diesem Band der "Edition Brandenburg" wird der Wandel von Cottbus anhand alter und aktueller Fotos dokumentiert. Kurzweilige Texte beschreiben die Veränderungen.
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Einst und Jetzt Cottbus Edition Brandenburg von Harriet Stürmer, ISBN 978-3-941092-63-1, www.culturcon.de
Das Buch kostet im Buchhandel 14,95 Euro.
Sehr geehrte ReiseTravel User,
wir wünschen Ihnen beim Lesen – via Internet – viel Freude.
Natürlich verbunden mit der Bitte: Historie & Memories – Erinnern Sie sich?
Wenn ja, so hoffen wir, schreiben Sie uns: Ihre eigenen Erinnerungen.
Gern werden wir diese hier ebenfalls online veröffentlichen.
Vielen Dank.
Ihre Su Kramer.
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