Wolfram Riedel | Verkehrssicherheit und Freiwillige Helfer der Volkspolizei |
Verkehrssicherheit und die „Freiwilligen Helfer der Volkspolizei“
Meinung: Wer Grund hat, der untergegangenen DDR keine Träne nachzuweinen, stellt gelegentlich irritiert fest, dass ihn die Vergangenheit im gewöhnlichen Alltag der Bundesrepublik einholt.
Ein Beispiel: Auto- und Motorradfahrer, die einst auf Straßen der DDR zu Hause waren, können sich gut an die betrieblichen Verkehrssicherheitsaktive (VSA) erinnern, deren Mitglieder es bis zum „Freiwilligen Helfer der Volkspolizei“ mit Armbinde und schwarz-weißem Reglerstab bringen konnten, wenn sie aktiv oder einfach nur ehrgeizig genug waren.
Bei Verkehrskontrollen oder Großveranstaltungen mit zu erwartendem Fahrzeugansturm spielten sie als „gesellschaftliche Kräfte“ eine maßgebliche Rolle. Es lag in der Natur der rundum ideologisch ausgerichteten DDR, jeder ehrenamtlichen Arbeit in offiziellen Verlautbarungen den Anstrich einsichtiger Hingabe für den Arbeiter- und Bauernstaat zu geben. Was machte es schon, dass in der Realität garantiert keiner den Sozialismus im Sinn hatte, wenn er etwa, was durchaus vorkommen konnte, kurzzeitig auf einer Straße als Verkehrsregler agierte. Sich für die Verkehrssicherheit mehr als andere zu interessieren und sich in diesem Bereich nützlich machen zu können, war den Akteuren Motivation genug. Das spricht für sie.
Einmal mehr wurde jetzt persönliches Engagement für die Verkehrssicherheit in den Blick gerückt; von der Deutschen Verkehrswacht. Sie würdigt ehrenamtliche Arbeit als einen der „Grundpfeiler des freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens“. Lobend erwähnt die Verkehrswacht, dass sich „mehr als jeder dritte Bundesbürger ab 14 Jahren in Deutschland freiwillig in Verbänden, Vereinen und Projekten engagiert“. Zu den Verbänden, deren herausragendes Merkmal ehrenamtliche Arbeit ist, gehöre die Deutsche Verkehrswacht. Deren Präsident, Kurt Bodewig, Verkehrsminister a. D., erklärte: „Für uns ist Verkehrssicherheit Ehrensache. Die Deutsche Verkehrswacht hat 2010 einen großen gesellschaftlichen Beitrag an freiwilliger Arbeit geleistet und blickt auf stolze 800.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit.“
Und ergänzend heißt es dazu bei der DVW: „Verteilt auf 16 Landesverkehrswachten und mehr als 600 Ortsverkehrswachten engagierten sich im Jahr 2010 in Deutschland mehr als 70.000 Bürger und Bürgerinnen ehrenamtlich für die Verkehrssicherheit“, etwa für den Schülerlotsendienst, für Schulanfangsaktionen, als Seniorenberater oder als Helfer bei den kommunalen Verkehrssicherheitstagen.
In der Tat: Auch die von der Deutschen Verkehrswacht ins Feld geführten beeindruckenden Zahlen unterscheiden sich zunächst nicht grundsätzlich von jenen oft und gern gezogenen zahlenschweren Bilanzen gesellschaftlicher Tätigkeit, die in der DDR an der Tagesordnung waren. Sie fanden sich sogar auf Transparenten an Hauswänden wieder. Und nicht nur da. Quasi überall. An die „gesellschaftlichen Kräfte“ gerichtete Appelle waren in der DDR allgegenwärtig.
Auch wenn es so aussehen könnte: Ehrenamtliche Tätigkeit zur Förderung der Verkehrssicherheit wurde nicht in der DDR „erfunden“. Anerkennung dafür, sich für mehr Sicherheit und weniger Unfälle auf den Straßen seit ihrer Gründung im Jahr 1924 engagiert zu haben, gebührt zuerst der Deutschen Verkehrswacht, „einer der ältesten und größten Bürgerinitiativen Deutschlands“. Deren gezieltes Engagement für die Verkehrssicherheit über höchst wechselvolle schicksalhafte achteinhalb Jahrzehnte in Deutschland lässt den Schluss zu, dass wirklich gemeinnützige, den Menschen dienende ehrenamtliche Arbeit ideologiefrei bleiben kann und besser auch immer bleiben sollte.
Ihr Wolfram Riedel
Ein Kommentar für ReiseTravel von Wolfram Riedel, Auto-Reporter.NET
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