München | Michael Ande war Jim Hawkins im ZDF-Vierteiler „Die Schatzinsel“ |
„Die Silberbarren liegen noch immer dort“ – Michael Ande, TV-Pionier und Schatzinsel-Held, wird 80
Er war einer von Deutschlands ersten Kinderstars. 1966 spielte er Jim Hawkins im ZDF-Vierteiler "Die Schatzinsel". Von 1977 bis 2016 ermittelte er als "Assistent" in der Serie "Der Alte". Mathe-Unterricht hatte er bei Andreas Baader.
Beinahe hätte Michael Ande seinen 22. Geburtstag nicht mehr erlebt. Das erzählte der Schauspieler, der am 5. Oktober 80 Jahre alt wurde, einmal am Rande eines Pressegesprächs im Münchner Presse-Club. Ein Sturz ins offene Messer während der finalen Dreharbeiten zum ZDF-Adventsvierteiler "Die Schatzinsel" bei Peschiera del Garda am Gardasee 1966 hätte ihm damals fast das Leben gekostet. Der Unfall passierte bei einer Verfolgungsjagd mit Israel Hands, gespielt von Jacques Godin, übers Deck der "Hispaniola" kurz vor Drehschluss. "Ich war zehn Minuten lang klinisch tot", sagte er. "Die haben mich wieder zurückgeholt." Für die restlichen Drehtage musste ein Double eingesetzt werden. Die Produktion kürzte daraufhin Andes Gage. Heute erinnert eine Narbe in Andes Bauch an die Messerklinge, die in ihn eingedrungen war.
„Die Kinderkarriere hatte ich zu dieser Zeit mehr oder weniger hinter mir."
Michael Ande im Münchner Presseclub
Die Schatzinsel sei sicherlich sein Durchbruch gewesen. „Aber ich hatte zuvor sehr viel Theater gespielt und mir genau überlegt, ob ich wieder auf diese Fernsehschiene aufspringen sollte." Ande hatte nämlich schlechte Erfahrungen mit seinen ersten Gehversuchen beim neuen Medium Fernsehen gemacht. Außerdem hatte er für die Rolle des Jim Hawkins eine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Filmregisseur Orson Welles ausgeschlagen. Was er damals nicht ahnte: Er hatte einen Kassen-Flop gegen einen TV-Klassiker eingetauscht.
„Es gibt immer solche Weichenstellungen im Leben, wo man sich sagt, die Weiche hätte auch anders umgelegt werden können. Ich bin zufrieden." Andes Karriere begann, als er noch ein Bub war.
„Ich war ein ganz Kleiner beim Bayerischen Rundfunk, im Kinderfunk. Dort war ich Mitglied im Bayerischen Rundfunkchor, dem Lamy-Chor, wie er damals hieß." Benannt nach Rudolf Lamy, der damals diese Chorgemeinschaft leitete.
„Dann kam Regisseur Julien Duvivier, ein Altmeister des französischen Films, der fast alle Don Camillo- und Peppone-Filme inszenierte, mit einem deutsch-französischen Team nach Bayern, um hier die erste deutsch-französische Co-Produktion vorzubereiten. 1954 war das eine Sensation." Der Film hieß "Marianne, meine Jugendliebe" und wurde in zwei Versionen gedreht, einer französischen mit französischen und einer deutschen mit deutschen Schauspielern. "Und für die deutsche Version fehlte ihnen noch eine wichtige Rolle, die des Petit-Felix, des kleinen Felix."
60 Buben waren zum Casting ins Hotel "Vier Jahreszeiten" geladen. Ande bekam den Zuschlag. "Ich habe zuerst die deutsche Version gespielt. Dem Regisseur hat das wahnsinnig gut gefallen, wie ich das gemacht habe, sodass er mich auch die französische Version hat spielen lassen. Auf französisch. Das musste später nicht synchronisiert werden."
Im Jahr darauf spielte er an der Seite von Ruth Leuwerik im Kinofilm "Die Trapp-Familie" mit. "Das war der erste Kinderkarriere-Kick."
1955 wechselte Ande von der großen Kinoleinwand zum Fernsehen, das noch in den Kinderschuhen steckte. Die ersten Livesendungen wurden in München, mangels Studio, in einer Blindenschule produziert. "Ich fand das damals schon etwas unpassend, weil die Betroffenen vom Fernsehen überhaupt nichts hatten." Alles sei live gewesen. "Wir sahen alle fürchterlich aus, hatten ja keine Ahnung von Weißabgleich oder von der richtigen Beleuchtung. Aufgeregt waren wir. Da schauten ja Hunderttausende zu."
Nach dieser "wackeligen Angelegenheit" kehrte Ande dem TV den Rücken und wandte sich dem Theater zu. "Ich war das Kammerspielkind, habe in München alle Kinderrollen gespielt."
Als Erwachsener sah man ihn später in Serien, wie "Der Kommissar", "Derrick", "Polizeiinspektion 1" oder auch im Komödienstadel. 1977 trat er seine Lebensrolle an: Die des Kriminalassistenten Gerd Heymann an der Seite von vier Hauptkommissaren. 2016 schied er als dienstältester Kriminalbeamter des deutschen Fernsehens aus.
Daran, die Rolle des Alten zu übernehmen, habe er nie gedacht, sagte er. "Wobei Assistent ein absoluter TV-Begriff ist. Bei der Polizei gibt es keine 'Assistenten'. Es gibt nur Kollegen und die haben alle ihre Dienstgrade."
Was viele nicht wissen: RAF-Terrorist Andreas Baader und Ande besuchten dieselbe Schule in München.
Baader war eine Klasse über ihm. "Ich muss sagen: Als Schüler habe ich ihn in sehr angenehmer Erinnerung. Ich habe ja damals nicht gewusst, wie sich das entwickelt. Das zeigte sich damals nicht an. Ich weiß nur, dass er etwas älter war als wir. Und wenn bei uns Lehrer ausgefallen sind, dann hat der bei uns Unterricht gehalten, der Andreas. Mathematik, Biologie. Da war er echt gut. Und Deutsch. Er hat einen hervorragenden, sehr abwechslungsreichen Unterricht gehalten. Er war eine gewisse Autorität."
Wer Ande auf Roten Teppichen sucht, tut das vergebens. "Das hat damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, dass ich nicht so viel mitzuteilen habe. Ich kann nicht furchtbar viel Spektakuläres beitragen. Ich lebe ein normales Familienleben am Schliersee."
Früher fuhr er Motorrad, heute Rad. Außerdem besitzt Ande eine Wohnung zwischen Triest und Venedig. Ande ist übrigens nie mehr zur Schatzinsel zurückgekehrt. Er scheut das Fliegen und das Wasser. "Luft und Wasser sind Elemente, die nicht meine sind", schmunzelte er. Über die aufregende Zeit mit John Silver: "Das Gold haben wir mitgenommen, das Silber haben wir liegen gelassen. Das liegt noch immer dort."
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz
Unser Autor wohnt in Weiden.
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