München | Sprayer Szene |
Internationale Wandkünstler, Graffiti Event, Sprayer Marathon: Neun Sprayer bringen Farbe auf triste Hauswände!
Street-Art Event in München: Eine Drohne fliegt herum und surrt wie ein Space-Shuttle. Man glaubt, man ist auf einem anderen Planeten. Bemalte Hauswände geben Einblicke in andere Welten. Überall, wo gelbe Hebebühnen stehen, die wie die langen Beine von Riesenheuschrecken aussehen, arbeiten Street-Art-Künstler in luftiger Höhe bis zu 20 Metern. Höhenangst darf man hier wahrlich nicht haben. Die Farbe wird mit Pinsel, Schaumgummiroller oder Spraydose auf Hauswände aufgetragen. Mit Sonnenschirmen schützen sich die Künstler auf den Kanzeln der Hebebühnen gegen die pralle Sonne – ein winziges Detail in der bemalten Hausfassade. Die internationale Elite der Sprayer hatte sich München getroffen und zeigte ihre Kunst.
Den Rundgang beginnt man am besten in der Hofmannstr. 63. Die erste Hauswand auf der linken Seite wurde vom spanischen Künstler Okuda San Miguel in grellen Neonfarben gestaltet. Gleich daneben zeigt Axel Void, in Schwarz, Weiß und Grau, die Explosion einer Atombombe. Wenn man dann rechts abbiegt, steht man vor den Unterwasserwelten mit Walfischen von Loomit. Gleich daneben haben Stone Age Kids den langen Gang in Grau und Weiß mit futuristischen Mustern und Flugobjekten einen Kriegsschauplatz gestaltet. Dann folgen in der Querstraße sechs bemalte Hauswände. Zuerst fällt einem die grafische Wand von Daniel Man ins Auge. Er hatte die Idee zu dem Event: Er hat die internationalen Sprayer nach München geholt und alles vor Ort organisiert. Daneben hat DAIM, mit bürgerlichen Namen Mikro Reisser, ein Wandgemälde mit spitz zulaufenden Farbflächen aus Grau, Gelb und Türkis geschaffen. Er ist Deutscher und gehört zu den besten Sprayern in Deutschland oder sogar der Welt. Er konzentriert sich auf die vier Buchstaben seines Künstlernamens. Die einzelnen Buchstaben werden verfremdet, indem sie zerfetzt, aufgerissen oder zersprengt werden. Die spitz zulaufenden Kanten sehen oft aus wie Werkzeug oder Schwerter. Wenn man dann die Straße wieder zurück und auf die andere Seite geht, sieht man auf der Hauswand, in Comic-Realismus gemalt, eine Person mit blauen Haaren mit einer engen Hose bekleidet auf Eisenbahnschienen stehen. Diese Arbeit ist von OSGEMEOS, das bedeutet Zwillinge, es sind auch zwei Künstler: Gustavo and Otavio Pandolfo aus Brasilien. Sie haben bereits die Tate-Gallery in London bemalt. Gleich daneben hat Aryz aus Spanien die Wand gestaltet. Den Abschluss in der Straße bilden die Stone Age Kids an zwei Fassaden. Dann geht es in Richtung Hofmannstraße 61. An einem Haus hat Sainer zwei Wände in Erdfarben gestaltet. Das Portrait eines Mannes und eine Landschaft mit Haus mit Bäumen. Gleich gegenüber der Chinesischen Botschaft hat die einzige Frau unter den Sprayern, Jana aus Salzburg, und JS aus Frankreich, ein engumschlungenes Paar auf die Wand gesprüht. Seit 2006 arbeiten die zwei schon gemeinsam an Graffiti-Projekten. Links daneben ergänzt die Arbeit von Oscar San Miguel, mit Künstlernamen Okuda, mit farbfreudigen Dreiecken und Punkten aufgelöste Arbeit zwei sich küssende Frauen. Seine Provokation ist Programm.
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Ausstellung: Die besprayten und bemalten Fassaden kann man von Montag bis Freitag von 7:00 bis 20:00 Uhr nur über den Eingang Hofmannstraße 63 besuchen. Da es das Werksgelände von Siemens ist, ist es am Wochenende geschlossen. Scale Wall Art www.scale-munich.com
Sprayer
Arzy wurde 1988 in Palo Alto in Kalifornien geboren und lebt in Barcelona. „Ich versuche jedes Mal, eine noch bessere Graffiti zu malen, als vorher, denn ich bin nie mit dem Ergebnis zufrieden. Außerdem hoffe ich, dass meine Projekte für sich selbst sprechen. Die klassischen spanischen Maler haben mich beeinflusst. Bevor er nach München kam, hat er in Saarbrücken gemalt. „Für mich ist es im Sommer immer gut, in nördlichen Länder zu arbeiten, denn in Spanien ist es dann sehr heiß“, so sein Kommentar. www.arzy.es
Axel Void ist Amerikaner, er wurde 1986 in Miami geboren. Sein richtiger Name ist Alejandro Hugo Dorda. Seine Mutter kam aus Haiti und sein Vater aus Spanien. Schon mit dreizehn Jahren lernte er die Graffiti-Szene kennen. Da er sich schon immer sehr für klassische Kunst interessiert hatte, studierte er Kunst in Cádiz, Granada und Sevilla. Er wohnte eine Zeit lang in Berlin und lebt jetzt wieder in Miami. Öl- und Acryl-Malereien, Installationen sowie Videos mit radikalen Themen sind sein Thema. www.axelvoid.com
Okuda San Miguel wurde 1980 in Spanien geboren und lebt und arbeitet in Madrid. Er schloss sein Kunststudium an der Universität Madrid mit dem Bachelor ab. Er ist ein Surrealist der Popart und benutzt meistens Neonfarben. Er trägt die grellen Farben in geometrischen Mustern auf, als Symbol des Lebens und der Natur. www.okuda.de
Jana&Is, das sind Jana, die 1985 in Salzburg geboren wurde, und JS der 1981 in Frankreich geboren wurde. Das österreichische und französische Duett macht schon seit 2006 zusammen Street Art. Sie haben sich in Madrid kennengelernt, einige Zeit in Paris gewohnt und jetzt leben sie in Salzburg. Drei Tage haben sie für die Schablonen gebraucht und etwa vier Tage arbeiten sie an der Wand. Die Vorlagen für ihre Wandbilder sind eigene Fotografien. Die Menschen, die sie darstellen, sind zumeist in einer nostalgisch und melancholischen Szene. www.janaundjs.com
Loomit wurde 1968 in Celle geboren und lebt jetzt in München. Er wurde durch die Hip Hop- und Graffiti-Szene in New York inspiriert. Nach der Bemalung seines ersten Zugs hat es ihn gepackt. Am liebsten macht er jedoch legale Projekte, wie an Wänden des „Dachauer Flohmarktes“. Sein Besuch in New York war wie eine Graffiti-Ausbildung. Inzwischen hat er seine Wandbilder in Australien, Neuseeland, USA, Südamerika, Kanada und Europa gemalt. Er bemalte die Konzertbühne für Hubert von Goisern, den Deutschen Pavillon der Welt Expo in Shanghai und die Deutsche-Botschaft in Delhi in Indien. Außerdem war er der erste deutsche Graffiti-Künstler, der in Russland ein Projekt verwirklichen konnte. Seine Philosophie ist: „In der Öffentlichkeit zu arbeiten spornt meine Kreativität an. Wir werden alle zu Staub werden, ich auch, aber ich hoffe, meine Ideen werden in meinen Kunstwerken weiterleben.“ Nach dem Scale Event wird er die Markthalle in Spital besprühen. www.loomit.de
Daniel Man, er hatte die Idee und war für die Organisation zuständig. Er wurde 1969 in London geboren und ist in London und Hongkong aufgewachsen. Mit sieben Jahren kam er nach München. Er studierte Kunst in Braunschweig und München und ist schon seit 1984 Graffiti-Künstler. Gleich von Anfang an in der Sprayer Szene dabei zu sein, war eine besondere Erfahrung, die sein Leben prägte. Es ist so, als ob man in einer großen Familie lebt. Seine filigranen Linien zeigen utopische Wesen und Pflanzen. Street-Art ist für Daniel Man in erster Linien eine kommunikative Kunstform, denn die Werke sind in der Öffentlichkeit zu sehen. www.danielman.net
OSGEMOS, das Wort heißt Zwillinge. Und das sind sie auch: Gustavo und Otavio Pandolfo. Sie wurden 1974 in Sao Paulo in Brasilien geboren. Sie arbeiten seit frühester Zeit zusammen. Durch die Hip-Hop-Kultur in Brasilien bekamen sie früh Einblicke in die Welt der Graffiti und probierten auf der Straße die verschiedenen Techniken aus. Ihre Devise ist: zuerst fühlen und später verstehen. Bevor sie nach München zu Scale kamen, haben sie einen Auftrag in Stockholm beendet. Nach München fliegen sie für ihr nächstes Projekt nach New York. www.osgemos.com
Sainer wurde 1988 in Lodz in Polen geboren und dort studierte er auch Kunst. Er ist Maler und Wandkünstler und lebt in Gdynia in Polen. Seine Graffitis zeigen zumeist Menschen in surrealer Poesie in warmen Farben dargestellt. Bevor er nach München kam, hat er in seinem Studio auf Leinwand gemalt und gesprüht. www.etamcru.com
Satone ist Deutscher und heißt Rafael Gerlach. Er wurde 1977 in La Victoria in Venezuela geboren und kam mit zwei Jahren nach München. Auf Reisen sah er 1990 die ersten Graffitis. Ein Jahr später begann er, eigene Wandbilder zu malen. Nachdem er Grafik-Design studierte, hat er in Werbeagenturen gearbeitet. Als er 2003 sich selbstständig gemacht hat, bekam er Aufträge von Firmen wie Adidas, Gravis, Ascis, Burton Snowboards und Ford. Seine Wandbilder hat er weltweit platziert. Abstraktion ist sein Thema. Er startet, indem der die Umgebung figurativ malt, dann löst er das Objekt abstrakt auf. www.satone.de
Stone Age Kids aus München werden kurz SAK genannt. Sie haben sich 1987 zusammengeschlossen und sind heute bereits 15 Mitglieder. Für des Scale-Festivals haben NEON, LANDO, SCOUT und SCUM gemeinsam gearbeitet. Ihre Themen sind visuelle Illusionen und die Apocalypse. www.stoneagekids.com
SCALE - Urban WallArt Munich, Siemens Campus Süd, Hofmannstraße 61-63, D-81379 München, Obersendling.
Ein Beitrag mit Fotos für ReiseTravel von Gabi Dräger.
Unsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu
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