München | Tatort Krimi |
TV Kommissare Leitmeyer und Batic zum 25jährigen „Dienstjubiläum“
„Die Realität ist ja selber manchmal unrealistisch“: „Ich hab dem Miro nach der ersten Folge zu einer Musikerkarriere geraten. Er hat’s nicht befolgt. Jetzt hamma den Dreck im Schachterl.“ Der Auftakt unseres Gesprächs mit den Münchner Tatort-Kommisaren verspricht ein Pingpong-Spiel zwischen den beiden zu werden. Der gelernte Philosoph Udo Wachtveitl schmunzelt, wenn er an die Anfänge seiner gemeinsamen Tatort-Karriere mit Miroslav Nemec zurückdenkt. Und Miroslav Nemec nimmt den Ball gern auf: „Jetzt mach ich das mit der Musik nur nebenbei, als Hobby quasi.“
TV Kommissare Leitmeyer und Batic
Das bedeutet im Klartext: Die beiden sind angekommen in ihrer Rolle. Und sie passen zusammen wie Bratwürstl und Sauerkraut. Das Münchner „Tatort“-Gespann feiert heuer sein 25jähriges Dienstjubiläum mit dem Krimi „Mia san jetz da wo’s weh tut“. Die Folge spielt im Rotlicht-Milieu. Geplant war diese Langzeit-Karriere als TV-Ermittler nicht.
„Wir haben damals eine Option für sechs Folgen angeboten bekommen. Die haben wir abgelehnt, weil uns das als zu lange vorkam“, erzählt uns Nemec im Münchner Literaturhaus. „Zwei pro Jahr. Das wären dann drei Jahre gewesen. Das kam uns im damaligen Alter zu fix und zu fest vor. Da haben wir uns überlegt: Wir machen’s von Buch zu Buch.“ Es sei kein Verdienst, etwas 25 Jahre lang zu machen, fügt Wachtveitl ein: „Es wäre ein Verdienst, etwas 25 Jahre lang gut zu machen.“
Auf die Frage, ob sie auch gerne mal mit anderen Partnern gespielt hätten, weichen die beiden TV-Hauptkommissare geschickt aus. Wachtveitl lacht: „Meinen Sie, er den Leitmeyer und ich den Batic?“ Und Nemec: „Oder meinen Sie, dass ich mich verkleiden müsste mit Kleidchen und Perücke. Nein, das ginge zu weit.“
Natürlich habe es in der langen Zeit von 25 Jahren auch schon mal Missverständnisse und Dissens gegeben, konkretisiert Wachtveitl. „Da hat man schon mal gedacht, jetzt könnte für wenigstens eine Folge mal ein anderer kommen.“ So was passiere nun mal. Das passiere aber auch mit dem besten Freund, dem Sportkameraden oder der Ehefrau.
Es menschelt halt zwischen den beiden wie bei einem alten Ehepaar. „Da ist ein kollegiales Verständnis entstanden. Ein gemeinsamer Humor und eine gemeinsame Art, Szenen zu analysieren.“ Am besten spüre man das daran, dass im Drehbuch – „wir bekommen das immer vorher schon zum Durcharbeiten“ - von der Deckungsrate dessen, was angestrichen wird, was beide also zu verbessern glauben müssen, zu 90 Prozent deckungsgleich sei.
Experimentelle Fälle, die soweit von der Realität abweichen, dass sie unglaubwürdig wirkten, habe man nie gedreht. „Bei uns ging es immer nur um die Qualität der Drehbücher und um die szenische Umsetzung. Die Plots waren eigentlich immer gut“, meint Nemec. „Es gab aber auch schon mal Fälle, wo ich mir gedacht habe, die hätten vielleicht kriminalistischer etwas ausgefallener sein Können“, glaubt Wachtveitl und gibt sich philosophisch. „Die Realität ist ja selber manchmal unrealistisch.“
Man sollte trotzdem nicht den Fehler machen, eine Story so aufzubauen, dass sich der Zuschauer erst nachträglich Gedanken darüber machen müsse, warum jemand überhaupt motiviert gewesen sei, einen Mord zu begehen, sagt Nemec. Sein Kollege ergänzt: Aufs Buch komme es an. „Es kann eine ganz simple Eifersuchtsgeschichte einen superspannenden Krimi ergeben. Übrigens sind rund 80 Prozent der Tötungsdelikte kriminalistisch simpel, geschehen. Zum Beispiel aus Eifersucht.“
Umgekehrt tauge eine superoriginelle Geschichte überhaupt nichts, wenn sie nicht gut erzählt sei. „Es kommt nicht so sehr auf den Kern des Tötungsgeschehens an. Sondern darauf, wie plausibel ein Autor, ein Regisseur oder wir Schauspieler in eine Welt einführen, die in sich schlüssig ist.“
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.
Unser Autor wohnt in Weiden.
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