München | Willkommen in Hindafing |
BR dreht neue Serie in München über Drogensüchtigen Jung-Bürgermeister
Imagepflege ist in diesen Zeiten alles: Politik und Kommerz Hand in Hand. Diese Überzeugung vertreten jedenfalls Alfons Zischl (Maximilian Brückner) und Sepp Goldhammer (Andreas Giebel). „Willkommen in Hindafing“. Zischl ist Bürgermeister der kleinen Gemeinde. Goldhammer ist Landwirt und Bio-Metzger. Beide vertreten sie die Überzeugung, dass ein modernes Shoppingcenter – das Donau-Village – den Ort aufwertet.
Darum und um die Hauptpersonen dreht sich im Groben eine neue Serie, die derzeit in München entsteht. Sechs Episoden stehen auf dem Radar. Wenn’s einschlägt, können es ruhig noch einige mehr werden. Das fiktive Kaff Hindafing liegt irgendwo zwischen Ingolstadt und der tschechischen Grenze an der Donau. Dort ist der Bürgermeister, Sohn des verstorbenen Landrats, auf sich allein gestellt.
Politik zwischen Normalität und Swinger-Club
Hin- und hergerissen in seinem Mikrokosmos zwischen ambitionierten Projekten, die er mit besten Absichten durchsetzen will und anderen Sachen, die ihm Geld in die eigene Tasche spülen, bis er sich immer tiefer in seinen Intrigen verheddert. Eine Lüge führt zur nächsten. Im Grunde genommen ist „Willkommen in Hindafing“ ein dramatisch zugespitztes und satirisch überhöhtes Bild des ländlichen Bayerns, abseits von touristischen Klischees.
„Unser Ansatz ist, das Ganze überspitzt und mit manchmal auch mit schwarzem Humor zu erzählen“, erklärt Regisseur Boris Kunz das Konzept der Produktion. „So hat unser Bürgermeister einige persönliche Probleme, wie eine latente Drogensucht in seiner Freizeit.“ Und alle haben Affären. „Die treffen sich tagsüber beim Hasenzüchterverein und nachts im Swinger-Club.“ Sachen eben, die nach Ansicht der Autoren jeden Tag in ganz Deutschland passieren.
Maximilian Brückner als Bürgermeister Alfons Zischl, Petra Berndt als Öko-Schlachter-Ehefrau Gabi Goldhammer, Katrin Röver als Bürgermeister-Gattin Marie Zischl und Regisseur Boris Kunz.
Liebevoll und frech
Die Serie versucht, Dinge in Nachtkästchen, auf Speichern und in Schlafzimmern auf liebevolle, manchmal auch auf freche Art und Weise ans Tageslicht zu befördern. „Es ist eine horizontale Geschichte, die sich wie ein Roman von Episoden zu Episode weiterspinnt.“
Maximilan Brückner, der den Bürgermeister spielt, sagt, dass die Serie nicht typisch bayerisch sei, sondern „typisch menschlich.“ Gedreht werde mit „wenig Geld“. Deshalb sei man völlig am Limit bei den Außendrehs in Sendling, Gauting oder Olching. „Wir haben da ein paar nette Ecken entdeckt.“ An die Donau verschlägt es das Team nicht. „Dafür haben wir zu wenig Geld“, lacht Brückner, der voll in seiner Rolle aufgeht. „Ich hoffe nicht, dass es dieses Dorf wirklich gibt. Aber man wird es gewiss überall in irgendwelchen Punkten wiedererkennen.“
Wer austeilt muss auch einstecken können
Dass Brückner im echten Leben Gemeinderat ist, bringt ihn als Bürgermeister in dieser Geschichte überhaupt nicht weiter. Er sei ein intuitiver Schauspieler. „Die hat nichts mit einem Gemeinderat zu tun, sondern mit Zischl, der das Amt nutzt, um seine Geschäfte abzuwickeln und der immer auf Drogen und auf Action ist.“ Im Grunde genommen eigentlich ein ganz netter Kerl, der nicht nur austeilt, sondern auch einstecken muss.
Langweilig werde die Serie nicht. „Wenn du hart sein musst, musst du dich knallhart geben. Nicht auf Gaudi machen, um den anderen möglichst nicht zu verletzten. Das ist Satire.“
Die Hälfte der zehnwöchigen Drehzeit ist vorbei. Beim Set-Termin in Sendling geht es gerade darum, dass Zischls Ehefrau und Möchtegern Künstlerin (Katrin Röver) mit Hilfe ihres Liebhabers, eines Kunstprofessors, eine Vernissage in einer Münchner Loftwohnung organisiert. Die Ausstrahlung der Serie ist für 2017 geplant.
Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Helmut Kunz.
Unser Autor wohnt in Weiden.
Sehr geehrte ReiseTravel User, Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung, senden uns Ihre Fragen oder Wünsche. Vielen Dank. Ihr ReiseTravel Team: feedback@reisetravel.eu