Potsdam | Wolken und Licht. Impressionismus in Holland. |
Barberini Museum Potsdam: Die Ausstellung bietet 110 Werke von 40 Künstlern
Die Landschaftsmalerei hat in den Niederlanden ihren Ursprung: Der Realismus der Alten Meister des 17. Jahrhunderts blieb der Maßstab. Mit der in Frankreich entwickelten Malerei unter freiem Himmel erhielten die niederländischen Maler des 19. Jahrhunderts neue Impulse. Die Ausstellung Wolken und Licht.
Impressionismus in Holland zeigt, wie sich Künstler durch die französischen Einflüsse zu einer ganz eigenen, holländischen Form des Impressionismus inspirieren ließen.
Die Haager Schule fing die sich wandelnden Lichtstimmungen der Natur in hohen Wolkenhimmeln mit vielen Grauschattierungen ein. Ab den 1880er Jahren wurden im Wechselspiel mit impressionistischen Einflüssen aus Frankreich die Stadtlandschaft und das moderne Leben ein Thema, bevor mit dem Pointillismus die Entfesselung der Farbe die Malerei bestimmte.
Als französische Künstler in den 1830er Jahren im Wald von Fontainebleau, das Malen unter freiem Himmel begannen und die Erfahrung des Moments zum Gegenstand ihrer Bilder machten, schufen sie die Grundlagen für die künstlerische Bewegung des Impressionismus.
Nur wenig später, Ende der 1840er Jahre, fingen auch Maler in den Niederlanden an, en plein air zu arbeiten, und auch sie suchten für ihre Experimente mit Licht und Schatten zuerst einen urwüchsigen Wald auf. Bald lernten sie auch die französischen Werke aus dem Wald von Fontainebleau kennen, sei es durch Reisen nach Frankreich oder durch Ausstellungen in den Niederlanden. Das Naturerlebnis im heimischen Wald und die Anregungen aus Frankreich verbanden sie mit der niederländischen Tradition der Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts.
Wolken und Licht. Impressionismus in Holland.
Die niederländischen Künstler, die in den 1840er Jahren in den Wald von Oosterbeek bei Arnhem zogen, ließen idealisierende oder romantische Landschaftskompositionen hinter sich und zielten auf eine realistische Naturdarstellung. Sie fertigten unter freiem Himmel Studien von Licht und Schatten, Spiegelungen auf Wasserflächen oder der Wirkung des Gegenlichts. Die Gemälde zeigen unspektakuläre Motive aus der Natur und selten oder nur als Beiwerk menschliche Figuren.
Um 1870 entwickelte sich Den Haag zum künstlerischen Zentrum in Holland. Die Maler der Haager Schule brachten die nahe Nordseeküste und die als typisch holländische Landschaft geltenden flachen Polder mit ihren Wiesen und Kühen, Kanälen und Windmühlen ins Bild. Ihre panoramaartigen Gemälde mit niedrigem Horizont und weitem grauen Himmel kommen ohne Handlung aus und ignorieren die Veränderungen der modernen Zeit wie Eisenbahnen oder Telegrafenleitungen. Ihre ruhige, heitere Stimmung in gedämpftem Kolorit war auf Einfühlung und Wiedererkennung gerichtet. Die realistischen Landschaftsdarstellungen bildeten einen Ausschnitt der Wirklichkeit ab und bekräftigten zugleich die Vorstellung von dem, was die eigene Landschaft ausmachte.
Während die Maler der Haager Schule auch in den 1890er Jahren und danach an ihren Themen und ihrer Malweise festhielten, wandte sich die nachfolgende Generation der Stadt zu. Die Künstler des Amsterdamer Impressionismus genannten Stils waren sowohl hinsichtlich ihrer Technik wie ihrer Themen der Moderne gegenüber aufgeschlossen. Rasche Pinselstriche und kompositorische Anschnitte – wie sie auch die französischen Impressionisten verwendeten – wirken momenthaft wie Fotografien. Die Dynamik des Stadtlebens mit all seinen Facetten stand im Mittelpunkt. Modegeschäfte, elektrisches Licht oder Pferdetrams waren die Signaturen der Gegenwart. Für die Küste interessierten sich diese Maler nur mit Blick auf den Strand als Ort der Freizeit und des Vergnügens. Der unbeschwerte Aufenthalt steht im Zentrum der Strandbilder, Himmel und Meer bleiben als schmale Streifen im Hintergrund.
Wolken und Licht. Impressionismus in Holland. Barberini Museum Potsdam. Chefkurator Michael Philipp:
Wolken und Licht. Impressionismus in Holland. Entstanden in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Den Haag, zeigt die Schau, wie sich Künstlerinnen und Künstler durch die französischen Einflüsse zu einer ganz eigenen, holländischen Form des Impressionismus inspirieren ließen.
Wolken und Licht. Impressionismus in Holland.
Die Ausstellung bietet in 110 Werken von etwa 40 Künstlern, darunter Johan Barthold Jongkind, Vincent van Gogh, Jacoba van Heemskerck und Piet Mondrian, erstmals einen Überblick über die unterschiedlichen Strömungen von Haager Schule und Amsterdamer Impressionismus bis hin zu Pointillismus und Luminismus. Zu den Leihgebern gehören das Rijksmuseum und das Stedelijk Museum in Amsterdam, das Kunstmuseum Den Haag, das Dordrechts Museum, das Kröller Müller-Museum in Otterlo und das Singer Museum in Laren.
Ortrud Westheider, Direktorin. Michael Philipp, Chefkurator.
Museum Barberini. Alter Markt Humboldtstraße 5–6. D-14467 Potsdam. www.museum-barberini.de
Ein Beitrag für ReiseTravel von Gerald H. Ueberscher.
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